Trois Rivières VSOP Reserve Speciale und der Gunpounder Cocktail

Der Trois Rivières VSOP im Gunpounder Cocktail inklusive Zutaten.
Der Trois Rivières VSOP im Gunpounder Cocktail inklusive Zutaten.

Rhum Agricole ist innerhalb der Rum-Welt ein ganz spezielles Thema, das fängt schon bei der schwierig zu fassenden Begrifflichkeit an. Für den einen ist jeder Rum aus frischem Zuckerrohrsaft statt “normaler” Melasse Rhum Agricole, anderen gilt ausschließlich das Destillat aus den französischen Überseedepartemens als echter Agricole und am besten noch der aus Martinique, da der als einziger ein AOC (Appellation d’Origine Contrôlée)-Siegel für die geschützte Herkunftsbezeichnung tragen darf. Weil die Insel jetzt nicht so riesengroß ist, gibt es nur wenige Rum-Marken, die dieses Siegel tragen – eine der bekanntesten davon ist Trois Rivières.

Die Flasche für dieses Tasting wurden uns von Haromex, dem deutschen Vertrieb von Trois Rivières, zur Verfügung gestellt, Bedingungen gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels. 

Die Geschichte hinter Trois Rivières VSOP

Die Historie der Marke geht offiziell zurück bis ins Jahr 1660, als der damalige französische Finanzminister Nicolas Fouquet (der später bei Sonnenkönig Louis XIV. in Ungnade fiel) sich 2.000 Hektar Land in den französischen Antillen unter den Nagel reißt. Den Namen bekommen Land und später Rum von den drei Flüssen, die hier hindurchfließen: Bois d’Inde, Oman and St. Pierre. Es dauert aber noch bis Mitte des 18. Jahrhunderts, bis hier Zuckerrohr angebaut wird und nochmal bis 1785, bis ein Kerl namens Etienne Isaïe Marraud Des Grottes den Laden übernimmt und neben der ganzen Zuckernummer auch Rum brennen lässt.

Der Trois Rivières VSOP im Gunpounder Cocktail inklusive Zutaten.
Der Trois Rivières VSOP im Gunpounder Cocktail inklusive Zutaten.

1905 schließlich übernimmt Amédée Aubéry Trois Rivières und setzt voll und ganz auf Rum. Es dauerte aber sogar noch bis 1940, bis Amédées Sohn auch auf Rhum Agricole umstellt und die Distille selbst nach Trois Rivières holt. Was folgt sind diverse Besitzerwechsel und Ausbauten. 1994 wechselt das Rum-Unternehmen an den jetzigen Besitzer Bellonie & Bourdillon Successeurs, 2004 folgt der Umzug nach Rivière Pilote – das natürlich auch auf Martinique liegt.

Die inzwischen fast 15 Jahre Ruhe nutzt das Unternehmen für den Ausbau des eigenen Portfolios, das sich wie bei vielen anderen Agricoles aus Single Casks, Luxus-Editionen, weißen Rums und diversen Blends unterschiedlichen Alters zusammensetzt. Einer davon ist der VSOP; laut AOC-Richtlinien darf sich ein Rhum so nennen, wenn er älter als vier Jahre ist. Der Trois Rivières setzt sich sogar aus fünfjährigen Rums zusammen und befindet sich damit im Mittelfeld zwischen Ambre-Abfüllungen (ab 18 Monaten) und Rhum Vieux Hors d’âge (ab 8 Jahren). Bleibt die Frage: Was kann der mittelalte Rum?

So schmeckt Trois Rivières VSOP

Im Glas schimmert er bernsteinfarben und zieht beim Schwenken dicke, aber wenige Nasen an der Glaswand. Apropos Nase: in der kann er seine Agricole-Herkunft nicht verbergen. Mit einer recht klaren Klebstoff-Note schlagen die Ester-Alkohole auf der Nasenscheidewand auf. Leicht angekohltes Holz und vergorene Früchte liegen wie ein Vorhang über den helleren Noten von Aprikosen und Orangen. Mit ein wenig Zeit gesellt sich grüner Apfel dazu.

Nase: Ester, angekokeltes Holz, vergorene Früchte, Aprikosen, Orangen, Grüner Apfel

Mund: Aprikosen, Honig, Zitronen, Mango, Bittermandel, Hefe, Vanille, Holz, Karamelle

Im Mund ist er angenehm mild, aber insgesamt eher zurückhaltend. Wieder entdecken wir zunächst den leichten Klebstoff-Ton, aber dann machen sich Aprikosen, Honig, Zitronen und Mango breit. Beim umspülen der Zunge schmecken wir Bittermandel und sogar einen leichten Hefe-Anklang. Im Finish zeigen sich vor allem Vanille und Holz und ein paar sehr karamellige Noten machen sich zuletzt noch breit.

Der Rhum Agricole pur und in Cocktails

Pur ist der Trois Rivières VSOP Reserve Speciale ein vielschichtiges Vergnügen, das man allerdings ausführlich ergründen muss. Ein Rhum zum mitdenken, bei dem man sich ein wenig konzentrieren sollte. Das Schöne aber: anders als viele andere gelagerte Agricoles ist er nicht übermäßíg weichgespült, hat immer noch etwas von diesem wilden, grünen Charakter, der der weiße Agricole normalerweise vor sich herträgt. Wohlgemerkt aber nicht genug, um anzuecken.

Natürlich probieren wir den Rum auch in Drinks aus – allem voran dem Ti Punch, dem vielleicht wichtigsten Drink mit Agricole-Rhum. Er besteht im Wesentlichen aus Zucker, Limetten und Limettensaft und eben Rhum Agricole. Während die Varianten mit weißem Rum sehr stark an eine gut gemachte Caipirinha erinnert, wird der Drink mit gereiften Rhums wesentlich milder, runder und ein wenig zugänglicher. So ist auch unser getester Ti Punch ein echter Gaumenschleicher statt der üblichen Gaumenexplosion.

Wir probieren uns aber auch an etwas wilderen Varianten wie einem Breakfast Martinique ( Rhum Agricole, Orangenmarmelade, Chocolate Bitters, Kaffeelikör) oder einen Pirate Slave aus rotem Wermut, Campari, Orange Bitters, braunem Zuckerrohrsirup und eben Rhum Agricole. Der bringt uns auf den Geschmack – inspiriert von den sehr speziellen, rumbefreiten Tiki-Drinks von augustine-bar.de basteln wir uns einen Wermut-Tiki ohne Fruchstäfte, von Limette einmal abgesehen. Weil das Ergebnis und gefällt, aber mehr Rumms braucht, fügen wir Rauch hinzu. Fertig ist der …

Gunpounder Cocktail

  • 5 cl Trois Rivières VSOP
  • 2 cl Hoos Vermut Rot
  • 2,5 cl Ginger Beer
  • Angostura Bitters
  • 2 cl Limette

Alle Zutaten zusammen auf Eis shaken und in ein Glas voller Crushed Ice abseihen, das zuvor mit grünem Gunpowdertee geräuchert wurde. Mit Limette und Minze garnieren. Trinken.

Für das Räuchern des Glases fackeln wir einfach etwsa Grüntee ab und stülpen das glas darüber.
Für das Räuchern des Glases fackeln wir einfach etwsa Grüntee ab und stülpen das glas darüber.

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Fazit: Ein gereifter Agricole-Rhum, der seinen ursprünglichen Charakter noch nicht komplett aufgegeben hat, aber trotzdem schön rund daherkommt.

Daten: 40 Prozent, Martinique, 0,7 Liter, um 40Euro

Der Deutsche Vertrieb von Trois Rivières die Haromex Development GmbH, hat uns eine Flasche für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, danach aber weder auf Art noch Umfang eventueller Artikel, noch das Tasting Einfluss zu nehmen versucht. Wir sagen Danke für die tolle und unkomplizierte Zusammenarbeit.

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

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