Ihr wollt einen Drink, der ordentlich was hermacht, aber ohne direkt in die „Hawaiihemd und Papierschirmchen auf Steroiden“-Kategorie zu fallen? Dann seid ihr bei den Fancy Drinks an der richtigen Adresse. Trotz ihres oft farbenfrohen oder opulenten Auftretens haben sie nämlich keineswegs diesen kokosnussigen Rum-Overkill, den ihr meist mit Tiki-Cocktails verbindet. Stattdessen sind sie eine kunterbunte Spielwiese für alle, die es dekorativ, aber geschmacklich nicht zwingend zuckersüß mögen. Man könnte sagen, viele Fancy Drinks nehmen sich die Optik von Tiki als Inspiration, wandern dabei aber gern auf eigenen Pfaden.
Historisch betrachtet liegt das Problem bei den „Fancy Drinks“ darin, dass der Begriff kaum in Stein gemeißelt ist. Während Tiki-Cocktails ziemlich klar in der polynesisch angehauchten, rumlastigen und häufig sehr fruchtigen Ecke sitzen, kann sich unter dem Banner „Fancy“ so ziemlich alles tummeln – Hauptsache, es zieht Blicke auf sich. Ein flambierter Kirschspieß? Klar. Ein dicker Schokorand, Cocktailschirmchen und Glitzerstaub obendrauf? Warum nicht, solange ihr nicht in einer zuckrigen Sirup-Bombe ertrinkt.
Was zeichnet Fancy Drinks wirklich aus?
Fancy Drinks heißen so, weil sie ganz bewusst eine gewisse Show ins Glas bringen. Das kann eine ausgefallene Garnitur sein, eine spektakuläre Farbschichtung oder ein ungewöhnlicher Twist auf einen bekannten Drink – Hauptsache, der Auftritt ist ein Hingucker. Häufig landen bei diesen Drinks Schaumkronen, Rauch-Elemente oder ungewöhnliche Zutatentricks wie Lavendelsirup, Matcha-Schaum oder Gin mit eingelegten Goldflocken, damit euer Cocktail unter der Barbeleuchtung richtig zur Geltung kommt. Es geht ums Augenzwinkern und den Spaßfaktor, aber eben nicht zwangsläufig um polynesische Südsee-Vibes, wie ihr sie aus der Tiki-Welt kennt.
Zu den ersten populären Fancy-Klassikern zählen Drinks aus den 70er- und 80er-Jahren, die bis heute einen gewissen Popstar-Status genießen. Denkt dabei an die Piña Colada (klar, die kann total fancy daherkommen) oder den Blue Lagoon mit seiner knallblauen Optik. Anders als die polynesischen Tiki-Urgesteine sind diese Drinks jedoch häufig weniger rumlastig und setzen eher auf Wodka oder Liköre. Sie sehen zwar ähnlich wild aus, verzichten aber auf die typische Tiki-Deko und die ausgefeilte Background-Geschichte, die zu diesem Cocktail-Stil meistens dazugehört.
Wie findet ihr euren Fancy-Favoriten?
Falls ihr nun denkt: „Klingt cool, aber wir wollen keinen flüssigen Regenbogen im Zuckerschock“, könnt ihr aufatmen. Fancy Drinks leben zwar von einer opulenten Optik, müssen aber nicht automatisch von süßen Sirups dominiert werden. Ihr könnt genauso gut bitter-herbe Varianten kreieren: Vielleicht nutzt ihr einen kräftigen Kräuterlikör, einen ordentlichen Schuss Zitrussaft und garniert das Ganze mit einem bunten Espuma-Schaum obendrauf. So landet ihr bei einer peppigen Optik, ohne euer Glas in Zuckerwasser zu verwandeln. Oder ihr schraubt an Klassikern wie dem Martini herum, indem ihr extravagante Garnituren verwendet: flambierte Grapefruitzesten, Rosmarin-Zweige oder ein Hauch Meersalz am Glasrand – schick, aber eindeutig nicht Tiki.
Unterm Strich sind Fancy Drinks die Showstars der Cocktailwelt, die sich weder mit rumgetränkter Südsee-Romantik noch mit strengen Klassiker-Vorgaben aufhalten müssen. Sie sind das spaßige Freischwimmer-Abzeichen: auffällig, ein bisschen extravagant, aber eben ohne in Tiki-Explosionen abzudriften. Und natürlich dürft ihr sie süß servieren – müsst ihr aber definitiv nicht. Hauptsache, ihr behaltet ein gutes Maß an Qualität und habt Bock auf ein wenig Hollywood im Glas. Viel Spaß beim Mixen und Staunen!