Das Rezept für den Negroni
- 3 cl Campari
- 3 cl Gin
- 3 cl Roter Wermut
Alle Zutaten zusammen auf Eis rühren und anschließend in einen Tumbler mit frischem Eis abgießen. Mit einer Orangenzeste garnieren. Trinken.
Die Einkaufsliste für den Negroni
- Campari*
- Carpano Antica Formula*
- Tanqueray No. 10 Gin*
- Old Fashioned-Glas aus dem Aufmacherbild*
- Oder du wirfst direkt einen Blick in Cocktailbart’s Liquideria auf amazon.de*
(Mit einem * markierte Links sind Affiliate-Links aus dem Amazon-Partnerprogramm. Benutzt ihr diese für euren Einkauf, erhalten wir dafür eine kleine Provision, am Preis selbst ändert sich für euch nichts.)
“Ich mag keine Negronis – was stimmt mit mir nicht?” fragte sich der Autor dieser Zeilen jahrelang. Die Antwort war vergleichsweise einfach: “Bitter” ist eine Geschmacksrichtung, die erstmal keinen Spaß macht – deswegen sind giftige Pflanzen oft bitter. Aber man gewöhnt sich an bitter, man lernt, das zu lieben. Das ist wie mit Zigarren oder rauchigem Whisky – nur die Allerhärtesten von uns (oder die dreistesten Lügner) sagen nach dem allerersten Schluck “Oh, lecker.” Soll man sich also jetzt unter Tränen durch Hunderte unerträgliche Drinks saufen, nur um zu einem elitären Club von Negroni-Freunden zu gehören? Nope. Es gibt einen einfacheren Weg, den Negroni mit einigen Handgriffen auf den eigenen Geschmack zu trimmen. Das Original-Rezept sollte man trotzdem kennen:
Das Rezept auf den eigenen Geschmack anpassen
Etwa zwei Jahre aufmerksames Bildungstrinken hatte ich hinter mir, geprägt von Selbstzweifeln ob meiner Negroni-Aversion, bis ein schlauer und genusserfahrener Mensch mir erklärte: “Ich mag den auch nicht 1:1:1. Aber so 6:3:1, da macht der Spaß.” Das Rezept ändern. Etwas, das wir bei praktisch allen anderen Drinks praktisch aus Prinzip machen, das fiel uns hier lange ums Verrecken nicht ein. Siehe da: Hat funktioniert. Immer noch nicht so, dass wir uns jetzt eimerweise Negronis in den Hals geschüttet hätten – aber durchaus so, dass wir uns gelegentlich mal einen gönnten.
Und siehe da: Je mehr und ausgiebiger wir uns mit den Themen Wermut, gerührte Drinks und alte Cocktail-Klassiker auseinandergesetzt haben, desto mehr rutschten wir fast zwangsweise auch in die Nähe von bitteren Spirituosen und Likören. Langsam, ganz langsam sind wir auch mit Campari selber warm geworden, bis ich schließlich irgendwann tatsächlich die Campari-ärmeren Varianten als etwas arg arm an Bitternoten empfand. Wohlgemerkt, da steckte kein ausgiebiges Training oder so dahinter, vielmehr der vielzitierte “erlernte Geschmack”. Wenn euch der Negroni mit wenig Campari und viel Gin schmeckt und das auch so bleibt, warum dann daran rütteln?
Woher stammt der Negroni?
Bevor wir uns jetzt über die einzelnen Zutaten unterhalten, sollten wir kurz darüber reden, woher der Negroni eigentlich stammt. Anders als bei vielen klassischen Drinks ist die Herkunft nämlich sogar erstaunlich gesichert: Der Negroni entwickelte sich aus dem älteren Americano – einem Drink aus Campari, rotem Wermut und Soda, der seinen Ursprung im Caffè Campari hat, der Bar des Firmengründers Gaspare Campari. Wenn man vom Negroni als “einem der ältesten Signature Drinks der Geschichte spricht”, so sollte man diese Ehre also eigentlich seinem Vorfahren zuschreiben. So oder so sind beide Drinks sehr eng mit dem knallroten Likör verbunden.
Im Jahr 1919 also, da wurde zum ersten Mal statt eines Americanos ein Negroni gemixt: Im Caffè Casoni bestellte ein junger Graf namens Camillo Negroni einen Americano mit Gin statt Sodawasser, einfach weil er etwas stärkeres brauchte. Bartender Fosco Scarselli erfüllte ihm den Wunsch und der Negroni war geboren. Auch 99 Jahre später wird er genauso gemixt wie damals, höchstens die Zutaten selbst haben sich verändert (so sagt man dem Campari vor 1970 ein anderes Aroma nach als dem modernen). Aber wer eine gesunde Portion Respektlosigkeit auf Lager hat, kann natürlich trotzdem an den Stellschrauben drehen.
Die richtigen Zutaten für den Negroni
Auch, wenn der Drink so untrennbar mit Campari verbunden ist, wird vielerorts genau mit dieser wichtigsten Zutat gespielt. In der Victoria Bar Berlin serviert Ginçalo de Sousa einen Berlioni, in den er einen anderen italienischen Aperitif-Likör einrührt, den Cynar – einen bitteren Artischocken-Amaro. In der Journey Bar in Passau mixen sie einen Negroni Bavarese mit Blutwurz Red. In dem Bereich lässt sich also irre viel spielen – aber Campari bleibt natürlich der Benchmarkt dieses Cocktail-Drittels.
Was den Gin anbelangt, da empfehlen wir einen nicht allzu Wacholder-lastigen, aber klassischen Gin. Martin Miller’s Westbourne, Rutte Dry oder Hayman’s London Dry Gin funktionieren hervorragend, den Tanqueray No. 10 finden wir besonders angenehm. Frischer wird der Negroni mit Malfy Gin oder ähnlichen Zitrus-lastigen-Destillaten. Es spricht natürlich nichts dagegen, einen milden Gin zu nehmen – geschmacklich seid ihr dann aber beim Americano besser aufgehoben.
Der passende, süße, italienische Wermut ist die Zutat, über die sich am schwierigsten philosophieren lässt. Jeder halbwegs brauchbare hat sehr viele eigene Noten, die je nach Gin anders betont werden – aber anders als den flüssigen Wacholder hat praktisch niemand mehr als einen süßen Wermut zu Hause, wenn überhaupt. Auch hier gibt es zum Glück einen Benchmark – den Carpano Antica Formula. Spannend darüberhinaus sind aber die Marken Mancino (fruchtig/kräftig), Hoos (bitter/intensiv), Martini Riserva (mild/süß) und Belsazar (würzig-schokoladig), falls ihr euch eine Wermut-Bibliothek anlegen wollt. Für die Hausbar wohlgemerkt keine gute Idee, denn das Zeug wird deutlich schneller schal als “richtige” Spirituosen.
Die Einkaufsliste für den Negroni
- Campari*
- Carpano Antica Formula*
- Tanqueray No. 10 Gin*
- Tumbler aus dem Aufmacherbild*
- Nachtmann Sculpture Tumbler aus dem untersten Bild*
- Oder du wirfst direkt einen Blick in Cocktailbart’s Liquideria auf amazon.de*
(Mit einem * markierte Links sind Affiliate-Links aus dem Amazon-Partnerprogramm. Benutzt ihr diese für euren Einkauf, erhalten wir dafür eine kleine Provision, am Preis selbst ändert sich für euch nichts.)
Zuletzt überarbeitet am
Ich trinke gerade den Mix mit Birnenbrand und Freimeister Amaro. Und was soll ich sagen? SPITZENMÄSSIG! Guter Tipp 🙂
Geilo, freut mich, wenn er ankommt 🙂
[…] inspiration for this cocktail came from Johann, a fellow blogger. However, I adapted the recipe to include only […]
Hallo Cocktailbart,
wegen 100N und den Rezepten hier auf den Seiten habe ich mich an den Negroni heran getraut.
Ich bin erschrocken und kann mir noch so nicht vorsstelllen, warum dieser cocktail 100 jahre alt geworden ist und nicht schon 5 min nach Entdecktung in der Ecke „es tötet nicht, schmeckt aber auch nicht nach einem 2.Versuch“ gelandet ist.
Vielleicht war der Geschmack vor 100 Jahren anders und ich kann den noch nicht nachvollziehen.
Vielleicht muss man das ganze aufpeppen oder doch um die Grundwasser verseuchende Zutat reduzieren und verändern.
Oder kein Negroni,
Ich teste weiter, danke für die Inspiration.
Also ich kann mit Campari auch nix anfangen. Genauso wie meine Frau und alle anderen bekannten. Ich mache meinen Negroni immer mit Aperol und schon finden ihn alle super. Die Ideen mit dem Blutwurz und dem Cynar sind aber super und schon getestet. Ich finde Cynar besser und meine Frau Blutwurz. Danke für den Tipp.
Freut mich, wenn die Varianten gefallen haben, danke für das Feedback 🙂
Wenn der Negroni mit Aperol grundsätzlich zusagt, kann ich auch noch den deutschen Mondino empfehlen – Ticken anders, etwas komplexer und ähnlicher Bittergrad.
Aha den kenn ich garnet. Hört sich gut an. Muss ich mal ne Flasche besorgen. Danke schonmal!