“Wieso habt ihr denn einen Artikel über den Swimming Pool, aber nicht über den Flying Kangaroo?” Was ein echter Redakteur ist, der lässt sich nicht von dem lächerlichen Umstand, dass nie jemand diese Frage gestellt hat, davon abhalten, diesen Artikel so einzuleiten. Man könnte jetzt argumentieren, dass sich ein echter Redakteur im Angesicht des vorhergehenden Schachtelsatzes ein wenig in seine Schreiberseele übergeben müsste, aber da müssen wir jetzt gemeinsam durch. Wie durch den Flying Kangaroo – ein Drink aus dem dunklen deutschen Cocktail-Zeitalter, in dem Charles Schumann quasi im Alleingang dafür gekämpft hat, die Barkultur irgendwie am Leben zu halten.
Mitten in der mixologischen Postapokalypse musste er mit dem arbeiten, was er hatte: Sahne, Orangensaft, Wodka, ein bisschen Rum und ein paar herumstehende Flaschen. Während sein Swimming Pool noch eine sommerliche Geschichte erzählt, wirkt der Flying Kangaroo – sein zweiter bekannter Pina Colada-Twist – ein bisschen wie eine tropische Betonmaß. Als wären die originale Pina Colada und ein Harvey Wallbanger betrunken im Bett gelandet. Vielleicht ist der Cocktail auch genau so entstanden, wir wissen es nicht. Was wir wissen: wir tun ihm Unrecht. Der Flying Kangaroo passt nicht in unser Beuteschema, aber wir verstehen schon, was Menschen daran gut finden – und Cocktail-historisch ist sein Vermächtnis wenn auch nicht im klassischen Sinne schön, so doch erhaltenswert:
Glas & Barwerkzeuge
Zutaten
- 3 cl Weißer Rum
- 3 cl Wodka
- 1 cl Galliano Vanilla
- 1 cl Sahne
- 4 cl Ananassaft
- 2 cl Orangensaft
- 2 cl Cream of Coconut
Zubereitung
- Alle Zutaten zusammen auf viel Eis kräftig shaken.
- In ein Longdrink- oder Hurricaneglas auf frische Eiswürfel abseihen.
- Nach Lust und Laune mit Cocktailkirschen und Ananas garnieren.
- Trinken.
Nicht dein Drink? Probier einen anderen:
Warum genau dieses Rezept?
Der Flying Kangaroo ist flüssige Zeitgeschichte und als solche sollte man ihn behandeln. Natürlich haben wir versucht, hier und da ein bisschen was zu tweaken, was zu verbessern. Limettensaft reingemacht, für ein bisschen mehr echtes Tiki-Feeling und ein wenig Säure, um die Süße auszubalancieren. Haben die Sahne weggelassen, weil das kleine cl dem Drink weniger Cremigkeit verleiht als der Ananassaft, der für die Schaumhaube auf dem Glas verantwortlich zeichnet. Wer den Flying Kangaroo bestellt, will einfach eine von zwei Sachen: Entweder was Süßes trinken, das zufällig auch einen süßen Namen hat. Oder wissen, was man in den 80ern so für krasses Zeug getrunken hat. Kleiner Tipp: wenn ihr eine authentische 80s-Party schmeißt, gönnt euch erst den Fanta-Korn, dann das Kangaroo. Dann seht ihr den Drink in einem ganz anderen kulinarischen Licht.
Die richtigen Zutaten für den Flying Kangaroo
Auf die Säfte kommt es an: mixt diesen Drink mit frischem Orangensaft und Ananassaft (für Letzteren braucht ihr einen Entsafter) und ihr bekommt durchaus einen leckeren Cocktail. Nix, dass wir auf unsere persönliche Barkarte schreiben würden, aber definitiv auch kein Drink, den wir zurückgehen lassen würden. Wenn ihr die Säfte nicht frisch macht, achtet wenigstens auf hochwertige gekaufte Säfte und lasst die Finger vom Nektar. Beim Wodka gilt wie immer: hochwertig, aber nicht nervig. Das trifft auf fast alle Flaschen zu, die zwischen 12 und 18 Euro kosten – solange von denen nichts im Angebot ist, greifen wir zu Stolichnaya. Der Rum gibt hier nur leicht tropische Aromen ab, wer einen hochestrigen Jamaikaner in den Shaker schüttet, versaut sich ein bisschen das authentische Erlebnis. Im Original kommt Bacardi ins Glas, wir fahren mit Plantation White 3 Stars besser.
Kommen wir zu den beiden komplizierten Zutaten, die mutmaßlich dafür verantwortlich sind, dass der Flying Kangaroo weniger weit verbreitet ist als der Swimming Pool. Dessen Ingredienzien sind deutlich einfacher aufzufinden, vorausgesetzt man traut sich an den Blue Curacao. Fürs Känguru jedenfalls braucht man Cream of Coconut – pappige, zuckrige Kokoscreme, die man nicht durch Sirup und erst Recht nicht durch Kokosmilch ersetzen kann. Tut’s und ihr versaut den Cocktail, so einfach ist das. Noch schwieriger: Galliano Vanilla – ein italienischer Kräuterlikör mit klarem Vanille-Aroma, den eigentlich nur experimentierfreudige Homebartender und Fans des eingangs erwähnten Harvey Wallbangers zu Hause haben. Alternativ tut’s auch ein Licor 43 oder sogar ein Vanille-Sirup. Aber qualitativ ist Galliano beiden durchaus überlegen. Wenn eure 80s-Fete also authentisch werden soll …
Die Einkaufsliste für den Flying Kangaroo
- Stolichnaya Wodka*
- Cream of Coconut*
- Plantation White 3 Stars*
- Galliano Vanilla*
- Schickes Highball-Glas*
- Oder du wirfst direkt einen Blick in Cocktailbart’s Liquideria auf amazon.de*
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Die Bilder für diesen Artikel wurden mit Hilfe von KI erstellt.
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Drinks, von denen man gar nicht wusste, das man sie mal auf die To Mix Liste kommen…Danke dafür!
Ich glaube, ihr habt in der Zutatenliste vergessen, die Cream of Coconut zu erwähnen, von der ihr im Artikel sprecht.
Stimmt, danke für’s aufpassen!