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Loredry Gin vom Mittelrheintal featuring Gin Tonic, Martini und mehr

Loredry Gin in einem Red Snapper Cocktail.
Loredry Gin in einem Red Snapper Cocktail.

Wirklich jeder kann heutzutage seinen eigenen Gin auf den Markt bringen. Dazu braucht man nur eine halbgare Idee und ein bisschen Geld für einen Lohnbrenner. Das führt zu diversen spannenden Tatsachen, von denen die zwei spannendsten vielleicht folgende sind: Erstens bringt auch wirklich jeder seinen eigenen Gin auf den Markt. Und wenn er nur die gelbe Compound-Gin-Set-Suppe von Tchibo mit zur nächsten Party schleppt. Zweitens aber beschweren sich gestandene Brenner, Bartender und Händler, die eigentlich besseres zu tun hätten (brennen, bartenden, handeln) mit einer Innbrunst über die Möchtegern-Wacholder-Magnaten, wie man sie nicht mehr gesehen hat, seit der Klerus sich erfolglos gegen die Alphabetisierung des Abendlandes gestellt hat.

Die Flasche für dieses Tasting wurde uns vom Hersteller zur Verfügung gestellt, Bedingungen an den Artikel gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.  

Letzteres ist angesichts der Flut an halbgaren neuen Produkten zwar emotional nachvollziehbar – Ersteres aber auch. Und wenn dann zwischen all den Agentur- und Marketing-Gins ohne Seele dann auch mal ein durchdachtes, leckeres Kleinstmengen-Produkt auftaucht, dann lohnt es sich auch, sich vorher durch ein paar Gläschchen langweilige „Hauptsache unsere Branded Goldfischgläser sehen geil aus auf Insta“-Wacholderbrühe zu trinken. Ein solches Produkt (lecker, nicht langweilig) ist der Loredry Gin – von dem bisher nur 1.800 Flaschen hergestellt wurden.

Die Story hinter Loredry Gin

Eine ellenlange Story besitzt der Gin aus dem Mittelrheintal nicht, dafür viel Transparenz: Die jungen Gebrüder Wanning, die neben ihren Hauptberufen augenscheinlich eine Serial Entrepeneurs-Karriere anstreben und etwa Seilwinden für Extremsportler produzieren, wollten ihren eigenen Gin machen. Der Aufhänger: die Heimat, der Rhein, die Loreley. Die Lead-Botanicals – welche das von Wacholder, klar, Zitrusfrüchte, Kardamom, Lavendel und Schattenmorellen auch sind – beziehen sie aus der Umgebung und für den praktischen Teil holen Sie sich Brennmeister Heinz-Uwe-Fetz ins Boot, der in der Region für seine Obstbrände bekannt ist.

Der Loredry Gin im Gin Tonic.
Der Loredry Gin im Gin Tonic.

Die Farben schwarz-gold, das Blattgold in der Flasche, all das ist um die Rheinmärchen um die Loreley herum aufgebaut, die Kirschen im Gin sind wichtiger Teil der Region, der Name Loredry ist selbstverständlich auch Teil der Grund-Idee. Die Flasche sieht – natürlich – schick aus auf Instagram mit dem güldenen Rheinverlauf in dessen Mitte die Loreley prangt und mit den Namen für die einzelnen Batches, die die Herren Wanning aus der Region ziehen; unsere Flasche stammt aus dem Burg Rheinstein-Batch. Aber auch hier, am Rhein gilt: Namen sind nur Schall und Rauch. Was zählt, is‘ auf’m Platz. Oder eben im Glas:

So schmeckt der Gin von der Loreley

Im Glas schimmert der Gin kristallklar, bis auf die paar Goldflocken natürlich, und schwenkt sich schwerfällig, fast ölig. Die Nase ist vordergründig geprägt von Wacholder- und Zitronenschalen-Noten. Klassisch also, aber nicht von brachialer Kräutergewalt. Dahinter ein Hauch warmer, roter Früchte und etwas Bergamotte. Nach ein bisschen Zeit zum Atmen, zeigt sich auch der Lavendel, allerdings nicht aufdringlich floral, sondern fast schon würzig.

Nase: Wacholder, Zitronenschalen, Rote Früchte, Bergamotte, Lavendel,

Mund: Wacholder, Lavendel, Kirschblüte, Pfeffer, Kardamom, Bergamotte

Im Mund spielt er zunächst den Wacholder aus, zeigt aber dann sehr schnell die floralen Noten: der Lavendel ist hier deutlich eindringlicher als noch in der Nase, am Gaumen zeigt er noch einen leichten Kirschblüteneindruck, der im Abgang fruchtig wird, mit leichten Säure- und Bitternoten. Ein sanfte Pfefferschärfe bringt er mit, die verfliegt aber sofort. Ein zweiter Schluck bringt Kardamom und wieder Bergamotte hervor.

Loredry Gin pur und in Cocktails

Ein schöner, ein runder Gin, der klar Gin ist und trotzdem seine klaren floralen und die sanften Frucht-Noten fein balanciert mit ins Spiel bringt. Wer Gin tatsächlich pur trinkt, hat hier Spaß. Viel wichtiger aber: die Aromenkombi ist recht schön in diversen Cocktails, weit über den Gin Tonic (der hervorragend funktioniert) hinaus. Martinis und vor allem Gibson Martinis mit Silberzwiebeln und etwas Zwiebel-Lake gelingen top, der leichte Lavendel-Anstrich gibt diesen Drinks etwas schönes, leichtes. Im Negroni dagegen geht der Loredry leider ein wenig sehr unter, da könnte man auch jeden anderen anständigen Gin reinschütten.

Einen Drink, bei dem eigentlich fast immer wurscht ist, welcher Gin hineinkommt, den beherrscht Loredry dafür ziemlich gut: den Red Snapper. Diese Ur-Variante der Bloody Mary profitiert enorm von einem Hauch Lavendel, wie wir seit einem Barbesuch in Regensburg wissen. Und genau seine florale Note ist es dann auch, die diesen Gin in genau diesem Drink hervorhebt und ihm eine gewisse Eleganz verleiht – auch, wenn das Rezept so gar nicht elegant klingt.

Loredry Gin in einem Red Snapper Cocktail mit Dr. Sours Bitters.
Loredry Gin in einem Red Snapper Cocktail mit Dr. Sours Bitters.

Fazit: Ein klassischer Gin mit leicht floralen und sehr sanft fruchtigen Einschlägen, der Rhein-Anwohnern totale Verzückung und allen anderen ein zufriedenes Schmunzeln angesichts gelungener Drinks abringt.

Daten: Deutschland, um 35 Euro, 0,5 Liter, 43 Prozent

Loredry Gin hat uns eine Flasche des Produkts für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, danach aber weder auf Art noch Umfang eventueller Artikel, noch das Tasting Einfluss zu nehmen versucht. Wir sagen Danke für die tolle und unkomplizierte Zusammenarbeit.

Zuletzt überarbeitet am

Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

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