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The Earl of Gin und der British Breakfast Cocktail

Der Earl of Gin im British Breakfast - einem Hybrid aus Marteani und Breakfast Martini.
Der Earl of Gin im British Breakfast - einem Hybrid aus Marteani und Breakfast Martini.

The Earl Spirit ist ein tolles Zeug : eine Schwarzteespirituose mit starkem Bergamotte-Aroma, mit der man richtig geile, teebasierte Cocktails machen kann, produziert von zwei Berliner Jungs mit Sinn für guten Stil und schlechte Witze. Doch der Earl hat zwei Probleme, die ihn wohl (noch) nicht so richtig massentauglich machen: „Schwarzteespirituose“ klingt so mittelsexy. Und wenn man einen Drink damit mixt, wird er im besten Fall schokoladenfarben, aber praktisch immer braun. Die Lösung: dasselbe in Gin. Gin mag jeder. Nur eben mit Earl Grey-Aroma. Auftritt The Earl of Gin.

Die Flasche für dieses Tasting wurde uns von den grandiosen Earl-Jungs zur Verfügung gestellt, Bedingungen an den Artikel gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.  

Die Story hinter The Earl of Gin

Fabian Fuchs und Devran Sönmez, die beiden Jungs hinter The Earl Spirit vertreiben ihren Schwarzteeschnaps höchstselbst und auch direkt am Mann, großteilig bei sich in Berlin vor Ort, aber natürlich auch online. Vor einigen Monaten tauchten auf ihren Bildern von Verkostungsaktionen dann geheimnisvolle Fläschchen ohne Label auf – und gleichzeitig trudelten auch unauffällige kleine Fläschchen bei uns ein – wir durften vorab probieren und unsere bescheidene Meinung zu zwei ersten Versionen zum Besten geben. Die erste: sehr lecker – wacholderlastig, aber eher zitronig als … earlgreyig. Die zweite: starkes Earl Grey-Aroma und hoher Wiedererkennungswert – aber ohne diese spannende Wacholderdröhnung.

The Earl of Gin im Martinez mit rotem Wermut, Bitters und Maraschino.
The Earl of Gin im Martinez mit rotem Wermut, Bitters und Maraschino.

Am Ende spielten die beiden noch weiter mit den Botanicals – Earl Grey Tee, sprich mit Bergamotte aromatisierter Schwarztee, Wacholder, Ingwer und Zitronengras, um beiden Hauptdarstellern genug Platz einzuräumen. Weil die Herren immer noch selbst keine Brenner sind, werden sie dabei tatkräftig unterstützt vom Zisterzienser-Kloster in Zinna, Brandenburg. Dort schnappt man sich den tatsächlichen, echten, fertigen Earl Spirit und mazeriert darin die Botanicals – drei Tage lang. Für einen zweiten Brennvorgang kommt noch mehr Tee und auch noch mehr Wacholder in die Destille. Dass der Earl dabei so eine gewichtige Rolle spielt, hat nicht nur aromatische Hintergründe – das Firmenmotto „Gepflegt einen im Tee haben!“ soll schlicht und ergreifend auch für den Earl of Gin gelten. Bevor das aber auch auf uns zutrifft, wird’s Zeit für eine ganz nüchterne Verkostung:

So schmeckt der Earl of Gin

Klar und leichtfüßig, aber mit einem beachtlichen Vorhang aus Beinchen am Glasrand schwenkt sich der Earl. Die Nase ist geprägt von Wacholder und frischgemahlenem Pfeffer, sehr kräftig. Direkt dahinter kommt der Earl Grey mit seinen Aromen von schwarzem Tee und Bergamotte, der Fokus bleibt aber auf den Kräuternoten. Weihrauch kommt noch dazu und ein wenig Rosmarin. Lässt man ihn stehen, erahnt man auch das Zitronengras.

Nase: Wacholder, frischgemahlener Pfeffer, Earl Grey-Tee, Weihrauch, Rosmarin, Zitronengras

Mund: Schwarztee, Zitronengras, Zitrone, Bergamotte

Auf der Zunge herrscht im Gegenzug sehr klar die Bergamotte – mit einer leichten Pfefferschärfe und angenehmen Prickeln schlägt der Gin auf der Zunge auf, verbreitet dort Earl Grey, verwandelt sich dann in Wacholder, Rosmarin und einen leichten Hauch Rauch, bevor er im Abgang sehr eindringlich das Zitronengras rauslässt. Für einen ganz kleinen Moment wird er hier durch die verschiedenen Zitrustöne etwas erfrischungstuchig, was aber schnell wieder verfliegt. Der Nachhall ist geprägt von Earl Grey-Tee in all seiner Intensität.

Der Earl of Gin im Gin Buck. Ja, den serviert man normalerweise im Fizz-Glas. Aber man holt die Kupferdinger doch eh so selten raus ...
Der Earl of Gin im Gin Buck. Ja, den serviert man normalerweise im Fizz-Glas. Aber man holt die Kupferdinger doch eh so selten raus …

Der Earl im Gin Tonic und anderen Cocktails

Das Endergebnis der Ginsuche (tschuldigung – wir machen so schlechte Wortwitze sonst nie, aber hier bot er sich an) überrascht. Obwohl wir die Jungs irre mögen, hätten wir im Vorfeld drauf gewettet, dass beim Earl ein klares Earl Grey-Destillat mit Alibi-Wacholder entsteht, was nicht einmal hätte schlecht sein müssen. Aber das Baby hier ist dank eindringlichem Wacholder so eindeutig ein Gin, dass es nicht nur einen adeligen Namen trägt, sondern auch über Nacht die Queen anlockt, wenn ihr vergesst, die Flasche zuzumachen. Wer New Western Dry Gin sucht, wird hier also nicht glücklich werden – wer auf zitruslastigen London Dry steht, findet hier trotz des großen Angebots in diesem Feld ein tolles Unikum.

Im Gin Tonic raten wir zu eher milden Tonics mit wenig Zucker, aber nicht zu vielen Bitternoten. Wir wissen, ihr könnt’s nicht mehr hören, aber: Fever Tree Mediterranean. Eine wahnsinnig schöne Ergänzung aber f****ng teuer ist das Indi Lemon Tonic, das tolle Zitrusnoten und eine angenehme, genau richtige Süße mit in den Drink bringt. Allzu bittere Tonics wie das Schweppes Dry heben vor allem den Pfeffer heraus – das muss man mögen, aber wenn man’s tut, dann ist das eine tolle Kombi.

The Earl of Gin im Gin Tonic.
The Earl of Gin im Gin Tonic.

Weil der Earl gerne Luxus mag, testen wir ihn außerdem im French 75 mit Zitronensaft und trockenem Champagner – das Ergebnis ist furztrocken und wundervoll. Auf Anraten des Herrn Fuchs landet der Gin außerdem im Gin Buck mit Zitronensaft und Ginger Beer. Auch das macht einen guten Eindruck. Martinis kann er nicht so gut, der  Earl – hier funktioniert die Bergamotte-Note für unseren Geschmack weniger gut. Anders sieht das aus im Earl Grey Marteani von Audrey Saunders; für die Kombi aus Gin, Eiweiß, Zuckersirup und Zitrone muss man den Gin sonst mit Tee infusioneren, dank Earl geht das auch so. Der Drink bringt uns auf die Idee, Marteani mit dem Breakfast Martini von Salvatore Calabrese zu kombinieren. Was herauskommt, ist ein ziemlich fruchtiger, teelastiger Drink, der auch problemlos zum Brunch funktionieren würde. Wir nennen ihn:

British Breakfast

  • 5 cl Earl of Gin
  • 1,5 cl Triple Sec
  • 1,5 cl Zitronensaft
  • 1 Teelöffel Orangenmarmelade
  • 1 Eiweiß

Alle Zutaten zusammen auf Eis shaken, das Eis abseihen und weglegen, noch einmal ohne Eis shaken (das sorgt für eine schöne Schaumkrone). In ein vorgekühltes Martiniglas abseihen, mit Orangenschale garnieren. Trinken.

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Fazit: Wer ohnehin schon großer Earl-Fan ist, bekommt einen Gin, der sich dem großen Bruder würdig erweist. Wer einen Gin sucht, der den Namen dank der vollen Wacholderbreitseite auch verdient und außerdem mit ganz besonderen Zitrusnoten und der Extraportion Tee auftrumpft, wird  genauso glücklich.

Daten: 45%, um 35 Euro für 0,5 Liter, Deutschland

Die beiden sympathischen Herren von The EARL Spirit haben uns  freundlicherweise eine Flasche ihres Spirits und zusätzliche Informationen bereitgestellt. Darüberhinaus haben sie aber zu keinem Zeitpunkt versucht, auf das Tasting oder einen eventuellen Artikel Einfluss zu nehmen. Vielen Dank für die tolle und unkomplizierte Zusammenarbeit!  

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

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