Kaffeelikör ist eine der Zutaten, die man in praktisch jeder Hausbar findet. Manchmal besteht der heimische Vorrat an Cocktailzutaten sogar nur aus ebendiesem Likör, Wodka und einer Tüte Milch. Der White Russian, den man daraus mixt und der Film der ihn groß gemacht hat – The Big Lebowski – sind in manchen Haushalten sogar der einzige Grund dafür, dass es überhaupt so etwas wie eine Hausbar gibt.
Die Flasche für dieses Tasting wurden uns von Heinrich von Have zur Verfügung gestellt, Bedingungen gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.
Und obwohl der Cocktail und seine wichtigste Zutat so weit verbreitet sind, herrscht nur sehr wenig Varianz, keine Abwechslung. Zeit, dieses Feld ein wenig aufzurütteln. Dachte sich auch die Spirituosenmanufaktur und Weinkellerei Heinrich von Have aus Hamburg – und brachte mit Mr. Sam Bucca’s White Coffee einen weißen Likör auf den Markt, der halb Sambuca, halb weißer Kaffee-Likör ist. Klingt absurd, ist aber – Achtung: Spoiler! – ein irrer Spaß!
Die Story hinter Heinrich von Have und Mr. Sam Bucca’s White Coffee
Heinrich von Have hat man als Spirituosen-Liebhaber in den letzten Monaten vielleicht schon ein- oder zweimal gehört – der Amber Falernum und der Prototyp London Dry Gin tauchen in Bars, Blogs und Social Media zuletzt häufiger auf. Das Unternehmen dahinter kennt man aber (noch) höchstens als Hamburger. Die Spirituosenmanufaktur und Weinkellerei ist die älteste ihrer Art in dieser Stadt, der es an Traditionsunternehmen nicht mangelt. 1842 gründete Heinrich von Have seinen Weinhandel und noch heute, fünf Generationen und einige Erweiterungen später ist von Have in Familienbesitz.
1899 zog man in das damals frisch gebaut Gebäude, in dem noch heute der zugehörige Laden zu finden ist. Kurz darauf begann man, den Handel um eine eigene Spirituosenmanufaktur auszubauen. In der werden noch heute in Handarbeit Liköre und Brände hergestellt, verfeinert und gelagert. Ein Einblick in diese Arbeit findet ihr etwa bei den Herren von bar-vademecum.de.
In dieser Manufaktur wird dann eben auch der Mr. Sam Bucca’s White Coffee hergestellt, um den es hier und heute geht. Ein Likör aus einem Destillat aus wilden Anissamen und einem Mazerat aus Kaffeebohnen, die in Neutralalkohol eingelegt werden. Vor der Vermählung wird das noch kohlefiltriert, um den Likör am Ende auch klar, sprich „weiß“ zu halten. Das Ergebnis ist quasi ein klassischer Sambuca, also Anislikör, dem die sonst übliche Kaffeebohne im Drink schon innewohnt. Aber wie schmeckt das?
So schmeckt Mr. Sam Bucca’s White Coffee
Der klare Likör schwenkt sich so schwerfällig, man könnte ihn für eine Crème halten. Die Nase lässt zunächst vor allem dem Anis Raum, direkt dahinter kommt jedoch schon der kräftige Kaffee. Röstaromen und dunkle Schokolade untermauern die beiden Primär-Aromen, dazu ein wenig Butter und Vanille. Das duftet schwer, süß und frisch, aber schon jetzt ist klar: Wir bewegen uns deutlich außerhalb aller üblichen Kategorien.
Nase: Anis, Kaffee, Röstaromen, dunkle Schokolade, Butter, Vanille
Mund: Anis, weiße Schokolade, Mokka, Espresso, Minze
Schwer und süß, das bestätigt sich auf der Zunge sofort. Der Anis schlägt zusammen mit – diesmal weißer – Schokolade auf der Zunge auf, direkt dahinter zeigt sich ein volles Mokka-Aroma, das auf dem Weg zum Gaumen leichte Bitternoten mitnimmt, ein wenig in Richtung Espresso abschweift und am Gaumen unerwartet Minze offenbart. Zurück bleibt vor allem der Anis, zusammen mit der schweren Süße.
Der Likör pur und in Cocktails
Auf der Zunge ist Mr. Sam Bucca’s White Coffee nicht ganz so breit wie in der Nase, muss er bei seiner spannenden Geschmackskombi aber auch gar nicht sein – wer sich zum Feierabend ein süßes Likörchen gönnen mag, ist hier dann auch sofort zu Hause, uns ist er dafür allerdings derbe zu süß. Die Kombi mit zwei, drei Kaffeebohnen, gerne auch „Con la Mosca“ (mit Fliege) genannt, funktioniert durch die bitteren Bohnen wunderbar, ist aber auch mehr eine Shot- als eine Genuss-Sache für uns.
In Cocktails sieht die Sache komplett anders aus: die Kombi aus Kaffee und Anis verleiht Drinks etwas leicht absurdes und doch naheliegendes. Apropos naheliegen: natürlich haben wir uns als allererstes einen White Russian mit dem Mr. Sam Bucca’s White Coffee gemixt. Mit Wodka und leicht angeschlagener Sahne. Irgendwas hat noch gefehlt, irgendetwas, das das Bild perfekt macht. Aus dem Bauch heraus machen wir uns eine Rapid Infusion (sprich: wir infundieren Wodka unter Druck im Sahnesiphon) mit Tonkabohne und Kardamom, um die frischen genau wie die schokoladigen Noten zu betonen. Das Ergebnis ist Bombe:
Pale Russian
- 4 cl Mr. Sam Bucca’s White Coffee
- 4 cl Tonka-Kardamom-Wodka
- 4 cl Sahne (leicht angeschlagen)
Wodka und Likör im Glas auf Eis verrühren und mit der Sahne garnieren. Trinken.
Experimente mit diversen Bitters haben hier keine weitere Verbesserung gebracht, obwohl wir das Gefühl haben, dass hier noch eine Winzigkeit fehlt. Nichtsdestotrotz macht dieser Drink irre viel Spaß, auch wenn er geschmacklich nur noch entfernt an einen White Russian erinnert. Dafür hat der folgende Twist hier mehr mit dem Original gemein, als man meinen sollte:
Pink Coffee Negroni
- 1 Teil Mr. Sam Bucca’s White Coffee
- 1 Teil Campari
- 1 Teil Gin (wir verwenden Caorunn Gin)
Alle Zutaten zusammen auf Eis rühren, in einen Tumbler mit frischem Eis abseihen und mit einer Orangenzeste garnieren. Trinken.
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Fazit: Wer einen reinen Kaffeelikör sucht, ist hier falsch. Wer etwas sucht, mit dem er die Rauschkugel-Kombi aus Sambuca und Kaffee in die gehobene Cocktailkultur transportieren kann, der ist bei diesem Likör goldrichtig.
Daten: 38 Prozent, Deutschland, 0,5 Liter, um 17 Euro
Heinrich von Have, hat uns eine Flasche von Mr. Sam Bucca’s White Coffee für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, danach aber weder auf Art noch Umfang eventueller Artikel, noch das Tasting Einfluss zu nehmen versucht. Wir sagen Danke für die tolle und unkomplizierte Zusammenarbeit.
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