Clément Rhum Agricole Select Barrel und der Russe créole

Der Russe Créole ist ein White Russian-Twist mit Rhum Agricole und Kokos-Rum.
Der Russe Créole ist ein White Russian-Twist mit Rhum Agricole und Kokos-Rum.

Wer Cocktailbart.de aufmerksam liest, dem ist vor einiger Zeit sicher unser Artikel zum Clément Rhum Agricole Blanc aufgefallen. Falls ihr noch nie mit Rhum Agricole in Berührung gekommen seid oder gar nicht wisst, was diesen Rum so besonders macht, empfehlen wir die Lektüre dieses Artikels – hier gibt’s neben Cocktail-Empfehlungen und Tasting nämlich auch ein bisschen Basis-Wissen, das für diesen Artikel über den Clément Rhum Agricole Select Barrel nicht ganz unhilfreich ist.

Die Flasche für dieses Tasting wurde uns von Ferrand Deutschland zur Verfügung gestellt, Bedingungen an den Artikel gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels. 

Bevor wir uns also jetzt ewig lang wiederholen, hier die Kurzfassung: Als Rhum Agricole bezeichnet man gemeinhin Rum, der aus frischem Zuckerrohrsaft hergestellt wird statt aus Melasse und der in vielen Fällen aus den französischen Übersee-Départements stammt – kommt er aus Martinique und erfüllt eine horrende Menge an Auflagen, darf er sich mit einem A.O.C.-Siegel schmücken, das klar macht: Das ist ein voll traditionelles Produkt aus einer ganz bestimmten Gegend und kein oller Nachmacher. Ein richtiger, echter Rhum Agricole – in diesem Fall einer mit dem stummen Zusatz Vieux – zu deutsch: “alt”. Denn anders als der Agricole Blanc ist dieser hier fassgelagert.

Die Story hinter Clément Rhum Agricole Select Barrel

Neben diversen Blanc-Rums hat Clément auch diverse Vieux-Rums im Portfolio – der jüngste davon ist der hier vorgestellte Clément Rhum Agricole Select Barrel. Er ist ein Blend von Rhums aus ausgesuchten Fässern verschiedener Altersstufen. Es sei allerdings angemerkt, dass der Select Barrel kein Rhum Agricole unter A.O.C.-Flagge ist, auch steht nirgendwo auf der Flasche etwas von Martinique Rhum. Stattdessen prangt auf der Flasche die Bezeichnung Rhum Agricole des Antilles françaises.

Der Clement Rhum Agricole Select Barrel im Red Gibson.
Der Clement Rhum Agricole Select Barrel im Red Gibson.

Der Grund dafür ist schnell erklärt: Ein gereifter Rhum Agricole muss wenigstens 3 Jahre in Fässern lagern, bevor er das Prädikat AOC Martinique tragen darf – hier waren es allerdings nur 21 Monate. Trotzdem besteht der Rum ausschließlich aus Rhums von der Insel Martinique.* Das Alter erklärt den angenehmen Einsteiger-Preis von teils gerade mal 25 Euro und muss trotz fehlendem AOC-Siegel zunächst keinen Qualitäts-Abstrich bedeuten. Überzeugen wir uns also selbst:

*An dieser Stelle hatten wir zuvor vermutet, dem Rum würden Gouadeloupe-Rum beigemengt, was sich aber als falsch herausstellte. Der Fehler wurde korrigiert. 

So schmeckt der Select Barrel

Im Glas hat der Clément Rhum Agricole die Farbe hellen Bernsteins und obwohl er sich erstaunlich leichtfüßig schwenkt, zieht er dicke Nasen am Glasrand. Apropos Nase: in der wirkt er zunächst nicht sehr eindeutig wie ein Agricole. Nicht mal wie ein Rum. Starke Vanille- und Eichennoten erinnern vor allem an Bourbon Whiskey oder einen jungen Cognac. Heller Karamell und Toffee machen erst nach einiger Zeit an der Luft Platz für ein paar Nüsse und einen Hauch Zitronenzeste.

Nase: Vanille, Eiche, Karamell, Toffee, Nüsse, Zitronenzeste

Mund: Vanille, Karamellbonbons, Eiche, Mandeln, Kirsche

Auch auf der Zunge bleibt der Bourbon-Eindruck erhalten: Vanille und cremige Karamellbonbons sind unsere ersten Eindrücke, die allerdings zunächst von einer durchaus bemerkbaren Schärfe getrübt werden. Die verfliegt allerdings mit dem zweiten Schluck und macht Eiche und einer immer intensiver werdenden Vanille Platz. Das Finish offenbart etwas, das ein wenig an Mandeln erinnert. Im Nachgeschmack macht sich dann eine unerwartete und fast unmerkliche Kirsch-Note bemerkbar, die zusammen mit den sehr lang anhaltenden Primär-Geschmäckern durchaus Spaß macht.

Clément Rhum Agricole Select Barrel pur und in Cocktails

Pur macht der Select Barrel vor allem Fans guter Bourbons Spaß, wer nach dem Erlebnis “Fassgereifter Rhum Agricole” sucht, der schaut lieber die paar Euro weiter zum V.S.O.P. Allerdings ist dieser Rhum Agricole hier ein ganz klarer Preis-/Leistungs-Kracher, wenn man nach einem starken fassgereiften Rhum für gute Cocktails sucht. Zugegeben: Nicht gerade viele Rezepte verlangen explizit nach dieser Zutat, allerdings könnt ihr ihn in praktisch jedem Rum-Rezept einsetzen. In Kombination mit dem Clément Blanc etwa macht er einen fantastischen All-Agricole-Mai Tai, auch ein hervorragender, geschmacklich sehr warmer Daiquiri funktioniert gut. Wer auf Rum und Limette steht, ist aber wahrscheinlich in diesem Fall besser beim Ti Punch aufgehoben. Der fällt hier etwas weniger ungehobelt aus als mit weißen Agricoles, was eventuell nicht jedem gefällt – uns schon.

Wir mixen uns mit dem Clément Rhum Agricole Select Barrel außerdem einen leicht abgewandelten F.W.I. Revolver, in dem wir den Allspice Dram durch Revolte Rum Falernum ersetzen – was unerwartet unrund im Mund ankommt. Dafür haben wir mit unseren Eigenkreationen mehr Glück: Der Red Gibson (2 cl Roter Wermut, 3 cl Verjus, 5 cl Clement Rhum Agricole Select Barrel Cocktailkirschen UND schwarze Oliven als Garnish) war eigentlich nur als schlechte Persilflage auf den Green Gibson aus unserem Blanc-Artikel gedacht, funktioniert aber in seiner Mischung aus Bitterkeit, Säure, Süße und Salzigkeit erstaunlich rund. Wir würden fast schon sagen, er ist vierdimensional, aber erstens sind wir nicht großkotzig, zweitens bedeutet das Wort etwas ganz anderes.

Womit wir aber den Vogel abschießen ist unsere Variante eines White Russian mit Rum – ein Hammerdrink mit einer irren Mischung aus Vanille, Kaffee und Kokos:

Das Rezept für den Russe créole

  • 6 cl Clément Rhum Agricole Select Barrel
  • 3 cl Kaffeelikör
  • 2 cl Coconut Rum
  • 2 Dashes Chocolate Bitters (In diesem Fall Dr. Sours Bitters #12)
  • 3 cl Sahne

Alle Zutaten außer der Sahne auf Eis hart shaken. In ein Double Old Fashioned Glas mit einem großen Eiswürfel abseihen. Die Sahne leicht anschlagen und über den Cocktail gießen. Daran ergötzen. Trinken.

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Fazit: Ein schöner, fassgereifter Rum mit minimalen Macken, der im ersten Moment nicht unbedingt an einen Rhum Agricole erinnert und wohl eher Bourbon-Fans glücklich macht als Agricole-Freunde. Dafür beeindruckt er mit einem tollen Preis-/Leistungs-Verhältnis und macht tolle Drinks.

Daten: Französische Antillen/Frankreich, um 29 Euro, 0,7 Liter, 40 Prozent

Ferrand Deutschland hat uns eine Flasche des Clément Rhum Agricole Select Barrel für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, danach aber weder auf Art noch Umfang eventueller Artikel, noch das Tasting Einfluss zu nehmen versucht. Wir sagen Danke für die tolle und unkomplizierte Zusammenarbeit.

 

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"