Wohl kaum eine andere Rum-Reihe haben wir inzwischen so oft verkostet wie die Plantantion-Rums – was angesichts des ausufernden Portfolios der Marke aber schnell passieren kann. Plantation ist eine Tochter von Cognac Ferrand – und für sein Rum-Label sucht das französische Traditionshaus Zuckerrohrbrände aus aller Welt zusammen und veredelt sie in seinen eigenen Weinbrandkellern und mit den eigenen Eichenfässern weiter, wobei man darauf achtet, den Ursprungscharakter des Rums zu erhalten und hervorzuheben.
Die Flasche für dieses Tasting wurde uns von Ferrand Deutschland zur Verfügung gestellt, Bedingungen an den Artikel gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.
Eben weil wir an anderer Stelle schon sehr ausführlich über Plantation Rum gesprochen haben, empfehlen wir die Lektüre zum Plantation Barbados 5 Years und zum Plantation Rum Jamaica 2002 für alle, die mehr über den französischen Rum-Riesen wissen möchten. Wer dagegen Informationen über den Nicaragua 2004 oder Melasse-Destillate aus Nicaragua an sich sucht, der kann direkt weiterlesen.
Die Story hinter dem Plantation Rum Nicaragua 2004
Das zentralamerikanische Land Nicaragua fällt wohl nur den wenigsten als erstes ein, wenn sie an eine Rum-Nation denken, dabei stammt mit dem Flor de Caña einer der bekanntesten Rums überhaupt von hier. Weil genau dieser Markenname aber immer wieder fällt, wenn es um die oft schlechten Arbeitsbedingungen in der Rum-Welt geht, leidet auch das Land selbst unter diesem eher schlechten Ruf. Es wäre jedoch vermessen zu behaupten, dass es nur hier in Zentralamerika solche Probleme gäbe. Sprich: Wer genauer auf die Herkunft seines Zuckerrohrschnapses schaut, sollte das auch überall sonst tun – und mehr Offenheit bei der Rum-Auswahl stünde schließlich nicht nur Plantantion Rum gut zu Gesicht.
Was den Rum selbst angeht, weiß man folgendes: Er wurde auf Column Stills destilliert, sprich unter kontinuierlicher Destillation. Nach 10 Jahren Reifung in Ex-Bourbon-Fässern durfte er nochmal 18 Monate in französischen Ex-Cognacn-Fässern ruhen, bevor er schließlich seinen Weg in die Flasche fand. Wie alle Column Still-Rums gilt er als mild und aromatisch eher zurückhaltend, zumindest wenn man jamaicanische Pot Still-Rums als Referenz herannimmt. Aber was bedeutet das geschmacklich jetzt genau?
Wie schmeckt der Nicaragua 2004?
Im Glas schimmert er leicht rötlich, zieht langsame Beinchen nach dem Schwenken. Schon beim Einschenken duftet er unerwartet intensiv und recht fruchtig. Bei näherem Hinschnuppern offenbaren sich Honig und Eiche als vordringliche Gerüche. Darauf folgen Vanille und Orangen, sowie ein leichter Einschlag von Mandeln, die sich dann aber recht eindeutig in Marzipan verwandeln.
Nase: Honig, Eiche, Vanille, Orangen, Marzipan
Mund: Zuckerrohr, Pfeffer Vanille, Eiche, Tabak, Kirschen
Auf der Zunge ist er sehr rumig-spritzig. Präziser: Er hat eine angenehme Frische mit klaren Anklängen von Zuckerrohrsaft, ist dabei aber trockener als gedacht und mit einem leichten Pfeffer-Einschlag. Vanille und Eiche sind wieder schön spürbar, dazu kommt im Abgang ein leichter Hauch von Tabak. Im Mund zurück bleibt ein Hauch von Kirschen und etwas Honigsüße. Ein nicht zu aufdringlicher, runder Rum, der pur hervorragend funktioniert.
Der Plantation Rum Nicaragua 2004 in Cocktails
Der Plantation Nicaragua ist ein hervorragender Allrounder, der in allen gängigen Rum-Cocktails eine gute Figur macht, auch in Drinks die eigentlich auf einen weißen Vertreter setzen: Mojitos rockt er ziemlich gut. Beim Test in der obligatorischen Piña Colada und in einer Pink Colada (dasselbe, nur mit Himbeeren) stellen wir aber fest: er funktioniert erstaunlich gut mit Kokosnuss in allen Varianten und in Drinks mit leichten Bitternoten, etwa in einem Rasta Nail mit Cold Drip Coffee.
Nach ein paar Versuchen stellen wir außerdem fest, dass er sich erstaunlich gut mit Quittenlikör versteht, der schmiegt sich an seine Frucht-Aromen förmlich an. Wir probieren ein bisschen mit verschiedenen Kokosnuss-Zutaten herum, arbeiten uns von einem Daiquiri mit Quitte langsam zu einem komplett anderen Drink vor und landen schließlich bei unserer Kreation „I’ll Quit Tomorrow“. Der Drink heißt ursprünglich nur wegen des schlechten Quitten-Wortspiels so, aber mit der erstaunlich stimmigen Kombination aus Kaffeelikör, geröstetem Kokossaft (gibt’s im Asialaden) und natürlich Rum hat er sich den Namen mehr als verdient.
Das Cocktail-Rezept für den I’ll Quit Tomorrow
- 6 cl Plantation Nicaragua 2004
- 1 cl Kahlua
- 2 cl Roasted Coconut Juice
- 2 cl Quittenlikör (wir nehmen den der Brennerei Stocker)
- 2 cl Limettensaft
- 2 Spiritzer Bittermen’s Tiki Bitters
Alles zusammen hart auf Eis shaken und in eine vorgekühlte Coupette abseihen. Mit einer Physalis dekorieren, die passt farblich so schön. Trinken!
Fazit: Vergleichbar mit dem Trinidad 2003 von Plantation ist auch der Nicaragua 2004 ein runder Rum mit sehr klaren, nicht zu aufdringlichen Aromen. In Cocktails schmiegt er sich am liebsten an erdige und bittere Zutaten an, die seine Frucht betonen, pur ist er ein schöner Einstieg in die „reale“ Rum-Welt für Fans von Süßrums wie Zacapa oder Ron Botucal.
Daten: Nicaragua/Frankreich, um 30 Euro, 0,7 Liter, 42 Prozent
Ferrand Deutschland hat uns eine Flasche des Plantation Rum Nicaragua 2004 – Vintage Edition für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, danach aber weder auf Art noch Umfang eventueller Artikel, noch das Tasting Einfluss zu nehmen versucht. Wir sagen Danke für die tolle und unkomplizierte Zusammenarbeit.
Zuletzt überarbeitet am
Kommentar hinzufügen