Spielen wir ein bisschen Schlagwort-Tennis: Craft. Tradition. Hamburg. Jamaica-Rum. Rotwein. Single Cask Finish. Hat euch irgendwas davon getriggered, seid ihr richtig heiß? Falls nicht, müssen wir uns wohl ein bisschen mehr Mühe geben, einfacher wäre aber natürlich, ihr lest euch unsere Artikel zu diversen anderen Produkten von Heinrich von Have durch, um unsere Euphorie ein bisschen besser nachvollziehen zu können.
Die Flasche für dieses Tasting wurden uns von Heinrich von Have zur Verfügung gestellt, Bedingungen gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.
Obwohl: wenn wir ganz ehrlich sind, waren wir bei dieser Nummer hier skeptisch. Funky Jamaica-Rum, nachgereift in einem Fass, das zuvor französischen Rotwein aus hanseatischer Haltung beherbergte? Wie geht denn bitte der fröhliche Ester des Jamaicaners mit der schweren, roten Ernsthaftigkeit des Weins zusammen? Wir geben zu: Liebe auf den ersten Schluck war es dann auch irgendwie nicht – der Jamaica Rotspon ist eines dieser Destillate, in die man sich langsam verliebt, für das man sich ein bisschen Zeit nehmen muss. Das lohnt sich dafür dann auch.
Die Story hinter Heinrich von Have Jamaica Rotspon Single Cask Finished Rum
Heinrich von Have ist eine Spirituosen-Manufaktur und Weinkellerei aus Hamburg und wie oben schon erwähnt ein Haus, dessen Destillate wir gerne und regelmäßig unter die Lupe nehmen. Wenn wir über von Have reden, stand dabei bisher aber stets der Spirituosen-Teil im Vordergrund und großteilig verkosteten wir Spirituosen, die auch vor Ort in Hamburg hergestellt wurden. Von Have importiert aber auch Rum, Whisky und vor allem Rotwein und füllt all das unter eigener Flagge ab, mal ohne weitere Reifung, mal inklusive komplexer Veredelung.
Beim Rotspon passiert letzteres: man kauft französischen Rotwein inklusive der zugehörigen Fässer an und lagert sie vor Ort in Hamburg im Weinkellerei (daher die „Kellerei“) bis zur Trinkreife. „Rotspon“ steht dabei für „Rotes Fass“, „Spon“ leitet sich ab von „Span“ und ist ein sehr altes Wort für Holzfass. Verbreitet ist der Rotspon seit dem 16. Jahrhundert und wird und wurde vor allem in Hansestädten hergestellt. Mit dem Jamaica Rotspon kombiniert von Have jetzt den hauseigenen Jamaica Rum mit einem Rotwein Barrique und vereint damit Spirituosenmanufaktur und Weinkellerei in einem ganz besonderen Einzelfass. Entstanden ist die Idee als Jubiläumsedition zum 150. Geburtstag des Unternehmens 2018. Bleibt die Frage: wie schmeckt er?
So schmeckt von Have Jamaica Rotspon
In der Flasche noch dunkelrot, nimmt der Rum im Glas die Farbe dunkler Schokolade an und schwenkt sich passenderweise dazu auch sehr cremig. Der Duft ist zunächst klar Jamaica: Ester-Aromen von Banane und einem Hauch Klebstoff steigen in die Nase, vergorene rote Früchte und Honig. Lässt man ihn eine Weile stehen, macht sich etwas Orangenschale breit und eine schwere, cremige Vanillesüße, zusammen mit einem Hauch Zartbitterschokolade. Ein toller Duft.
Nase: Banane, Klebstoff, vergorene Früchte, Honig, Orangenschale, Vanille, Zartbitterschokolade
Mund: Banane, Orange, Honig, Sauerampfer, Schokolade, Malzbier
Auf der Zunge zeigt sich zunächst eine merkliche Pfefferschärfe, die unerwartet kommt aber schnell verfliegt. Aromatisch machen sich Banane und Orangen breit, dazu ein wenig dunkler Honig und eine merkliche, sehr angenehme mineralisch-bittere Note irgendwo zwischen Sauerampfer und dunkler Schokolade. Im Nachgeschmack hat der Rum süß-herbe Anklänge von Malzbier. Er bleibt angenehm lange im Mund.
Der Jamaica-Rum pur und in Cocktails
Es kommt nicht besonders häufig vor, dass wir eine Verkostung nochmal in derselben Intensität wie beim ersten Mal wiederholen, hier haben wir’s wegen der zugegeben etwas ungewöhnlichen Kombination an Eindrücken am Gaumen gemacht. Die Kombi war einfach etwas schwierig greifbar und während der Rum olfaktorisch sofort begeistert hat, war der Geschmack zunächst etwas sehr anders. Klar und eindeutig Jamaica-Rum, aber mit ungewohnten Nebeneffekten.
Und dann kam der erste Daiquiri – gemixt mit Limette und Ahornsirup, um die schweren Noten des Rotweins noch hervorzuheben. Das Ergebnis war ganz weit weg von der frisch-sauren Nummer, die ein Daiquiri normalerweise ist. Aber der Drink war warm, kräftig, breit und tief – ein echtes Highlight. Ein Dark & Stormy mit dem Jamaica Rotspon funktionierte ganz okay, war allerdings nicht ganz so beeindruckend wir noch der Daiquiri. Also blieben wir vorerst bei Shortdrinks – einem Manhattan mit rotem Wermut (wahnsinnig schönes Ding) und einer Eigenkreation als Twist auf den klassischen Bishop-Cocktail aus Jamaica-Rum und Rotwein. Aber falls euch der zu wenig Jamaica ist – wir haben auch einen ziemlich abgefahrenen Tiki-Drink mit diesem Rum gemixt.
Vicar
- 6 cl Jamaica Rum Rotspon Cask Finish
- 3 cl Medium Sweet Sherry
- 1 TL Supasawa
- 1 TL Cherry Heering Kirschlikör
Auf Eis rühren und in einen Tumbler mit einem großen Eiswürfel abseihen. Trinken.
Berserk of Bergedorf
- 4,5 cl Jamaica Rum Rotspon Cask Finish
- 1,5 cl Doktorenhof Trinkessig Ananas
- 1,5 cl Clairin Sajous
- 1,5 cl Maraschino
- 1,5 cl Frische Limette
- 1,5 cl Rutte Sloe Gin
Alle Zutaten auf Eis shaken, in einen Tikimug mit frischem Crushed Ice abseihen, mit Ananasblättern und Limettenzeste garnieren. Trinken.
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Fazit: Die Nase ein Gedicht, der Geschmack so speziell, dass wir ein bisschen brauchten, ums uns darauf einzulassen. Das hat sich aber gelohnt: Dank der Kombination aus Funk und Wärme ist der Rume eine tolle Zutat für diverse Shortdrinks und kräftige Tikis, die viel Freude bereitet.
Daten: 43 Prozent, Jamaica/Deutschland, 0,5 Liter, um 35 Euro
Heinrich von Have hat uns eine Flasche des Rums für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, danach aber weder auf Art noch Umfang eventueller Artikel, noch das Tasting Einfluss zu nehmen versucht. Wir sagen Danke für die tolle und unkomplizierte Zusammenarbeit.
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