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Piper-Heidsieck Cinema Edition (Cuvée Brut) und der Kir(sch) Royal

Der Piper Heidsieck Cuvée Brut in der Cinema Edition im Kirsch Royal.
Der Piper Heidsieck Cuvée Brut in der Cinema Edition im Kirsch Royal.

Champagner, Luxus, Hollywood. Ein Dreiklang, den jeder versteht, selbst wenn man sich nicht jedes Jahr für die Oscar-Verleihung die Nacht um die Ohren schlägt oder für einen Filmabend regelmäßig eine Flasche Schampus köpft. Die französische Edelbrause spielt vor und hinter der Kamera eine gewichtige Rolle – und für das Champagnerhaus Piper-Heidsieck trifft das ganz besonders zu: seit knapp 4 Jahren ist die Marke Partner der Oscar-Verleihung und sogar seit ganzen 25 findet man auf den Filmfestspielen zu Cannes keinen anderen Champagner. Diesem Umstand widmete das Familienunternehmen dieses Jahr die limitierte Cinema Edition.

Die Flasche für dieses Tasting wurden uns für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, Bedingungen gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.

Die Story hinter Piper-Heidsieck Champagner

Wenn wir sagen „Familienunternehmen“ (und damit auch die offiziellen Presse-Texte zitieren), müssen wir ein wenig ausholen; wie die meisten, großen, alten Marken hat nämlich auch Piper-Heidsieck den einen oder anderen Besitzerwechsel durch seit seiner Gründung im Jahr 1785 durch Florenz-Ludwig Heidsieck. Der Deutsch-Franzose hatte vom Textilhandel auf die Winzerei umgestellt und sich dann schon nach wenigen Jahren auf Champagner fixiert – mit Erfolg. Einen seiner Schaumweine durfte er Königin Marie Antoinette persönlich vorstellen, nachdem er ihn ihr gewidmet hatte.

Der Piper Heidsieck Cuvée Brut in der Cinema Edition im Old Cuban mit Rum und Limette.
Der Piper Heidsieck Cuvée Brut in der Cinema Edition im Old Cuban mit Rum und Limette.

Von seinen vier Neffen, die er noch zu Lebzeiten in sein Unternehmen holte, war es Christian Heidsieck, den er zu seinem Teilhaber machte. Nach Florenz‘ Tod übernahm der die Geschäfte und holte wiederum seinen Cousin Henri Guillaume Piper mit ins Boot. Als Christian starb, heiratete Henri netterweise auch gleich seine Witwe Veuve, die mit ihm zusammen das Haus weiterführte. Nach ihrem Tod vererbten sie das Unternehmen an ihren Teilhaber Jean-Claude Kunkelmann, der Mitte des 19. Jahrhunderts ins Unternehmen eingestiegen war. Er benannte den Laden in Kunkelmann & Cie. um und baute ihn zu beachtlicher Größe aus. Später gab der Mann seiner Enkelin, Jean Marquis de Siarez d’Aulan, dem Unternehmen aber den Namen Piper-Heidsieck zurück.

Kommen wir zurück zu der Sache mit dem „Familienunternehmen“ – denn auch die Nachkommen des Jean-Claude Kunkelmann sind nicht mehr im Besitz des Champagnerhauses. Stattdessen übernahm 2011 die EPI Piper-Heidsieck. Von Rémy Cointreau wohlgemerkt, die sich 1989 auch nochmal schnell in diese bewegte Ahnenreihe eingekauft haben. So, jetzt aber: die EPI, eine Holdinggesellschaft, die sich auf Luxus-Immobilien und -Marken in Frankreich spezialisiert hat, gehört zu 100% der französischen Familie Descours.

Die Piper-Heidsieck Cinema Edition (Cuvée Brut)

Zwar ist eine solche Familienholding ganz sicher etwas anderes als ein multinationaler Großkonzern, trotzdem werden die Descours wohl eher selten auf den Weinhängen mit Hand anlegen. Der für das eigentliche Produkt deutlich wichtigere Name bei Piper-Heidsieck ist damit Régis Camus: der Kellermeister kümmert sich um die Zusammenstellung, Reifung und Lagerung des Champagners hier und hat wahrscheinlich ein ganzes Zimmer voll mit bedeutenden Preisen für seine Arbeit.

Für die Cinema Edition zum 25. Jahrestag der Partnerschaft mit den Filmfestspielen in Cannes füllt er seinen Signature Champagner, den Cuvée Brut in eine aufwendig verzierte Flasche im Stil des Art déco 1920er. Die gab es übrigens in einer Magnum-Variante schon ein paar Monate zuvor zur 90ten Oscar-Verleihung – allerdings dann auch nur dort und noch mit „90th Oscars“ statt „Cinema Edition“ bedruckt. Während die Flasche selbst zwar schick ist, interessiert uns der Inhalt dann aber doch mehr:

Für den Cuvée Brut kombiniert Régis Camus Pinot Noir, Pinot Meunier, Chardonnay und bis zu 20 Prozent unbestimmter, älterer Weine – ein in der Champagnerherstellung normaler Vorgang. Der Schampus, der dabei herauskommt, hat fast so viele Preise wie der Mann, der ihn herstellt und war schon in diversen Special Editions das Element, dass die inneren Werte in den äußerlichen Pomp bringen sollte. Zeit, zu probieren, ob ihm das bei der Cinema Edition gelungen ist:

Der Piper Heidsieck Cuvée Brut in der Cinema Edition kurz vor romantisch.
Der Piper Heidsieck Cuvée Brut in der Cinema Edition kurz vor romantisch.

So schmeckt Piper-Heidsieck Cuvée Brut

Ein sehr feinporiger, flüchtiger Schaum entsteht beim eingießen, danach sprudelt der Champagner hellgolden weiter. Die Nase ist sehr hell, gleichzeitig aber herb: Pfirsiche und Honigmelonen sind da, dazu Birnen. Aber auch erdigere Noten von frisch geschälten Karotten und leicht mineralisch-metallische Einschläge (diese Aromen klar zu benennen hat uns viel Grübelei gekostet – honoriert das gefälligst!). Lässt man ihn kurz auf sich wirken, kommen Zitronenzesten mit dazu. Ein spannender Duft, ein erwachsener aber auch.

Nase: Pfirsich, Honigmelone, Birnen, frisch geschälte Karotten, Metallische Noten, Zitronenzesten

Mund: Zitronen, Blutorangen, grüne Äpfel, Pfirsiche, Holunder, Trauben, frisches Heu

Fruchtig und trocken kommt er auf der Zunge an, beides überrascht nicht: Alles andere als Fruchtnoten hätte nach dem Nosing überrascht; und „Brut“ benennt einen trockenen Champagner. Die Zitrusnoten sind auf der Zunge deutlich klarer, Zitronen und Blutorangen machen wir aus, dazu Äpfel, wieder Pfirsiche und ein Aufblinken von Holunder. Eine angenehme Säure und Bitterkeit. Im Abgang lassen sich Trauben sehr deutlich herausschmecken. Der Nachklang hat ein wenig von frischem Heu und grünem Apfel.

Der Champagner pur und in Cocktails

Dieser Cuvée Brut ist schön komplex, trocken, aber nicht zu kompliziert – man merkt im direkten Vergleich mit Supermarkt-Sekt durchaus, warum hier die Flasche einige Euro mehr kostet. Vorausgesetzt man nimmt sich Zeit, schmeckt ein bisschen hin und mag es eher trocken und herb. Insgesamt ist dieser Champagner rund und gefällig, dabei aber auch sehr aromatisch, weswegen wir in ihm einen durchaus spannenden Einstieg in die Welt der großen Champagnerhäuser sehen und eine tolle Begleitung für Silvester, Geburtstag oder Mittwoch.

Aber natürlich liegt auch in dieser Kategorie unser Hauptaugenmerk auf Cocktails – und der erste, den wir angehen ist der Old Cuban, unser Lieblings-Champagnerdrink überhaupt wo gibt: Rum, Limette, Zucker, Angostura, Champagner. Wir mixen mit Mount Gay Black Barrel und bekommen einen irre kräftigen Drink mit sanften Vanille-Noten – der allerdings gefühlt viel zu süß ist. Irritierenderweise funktioniert die Nummer mit 1,5 cl Zuckersirup, sprich: der Hälfte, deutlich besser. Der French 75 mit dem wacholderlastigen Earl Gin ist ein rundum gelungenes, ernstes, trockenes Gesamtpaket und ein Champagne Cocktail fällt ebenfalls genau so aus, wie er schmecken soll.

Der Piper Heidsieck Cuvée Brut in der Cinema Edition im Soyer Au Champagne Cocktail.
Der Piper Heidsieck Cuvée Brut in der Cinema Edition im Soyer Au Champagne Cocktail.

Auf einen weiteren Cocktail treffen wir mehr zufällig im Laufe der Recherche, sind aber vom Fleck weg begeistert: den Soyer Au Champagne. Er besteht aus Vanilleeis, Grand Marnier, Maraschino und Cognac und macht so absurd viel Spaß, dass wir ihm in naher Zukunft einen eigenen Artikel widmen werden, auch um ihn ins 21. Jahrhundert zu holen – in seiner Ur-Version ist er eigentlich nur eine ziemliche geile Schlammbowle. Die Kombi aus Eis und furztrockenem Champagner, unterstützt von den vollmundigen Likören schlägt praktisch jedes Dessert, das wir kennen. Aber natürlich haben wir auch einen eigenen Cocktail in petto: Inspiriert davon, dass wir zuletzt versucht haben, selbst Maraschino-Kirschen einzulegen (war so mittel-erfolgreich, aber der Sud ist geil!) ersetzen wir im Kir Royal die Créme de Cassis durch Maraschino-Kirschensaft. Simpel und der Hammer:

Kir(sch) Royal

  • 1,5 cl Saft eingelegter Maraschino-Kirschen
  • Piper-Heidsieck Cuvée Brut zum Aufgießen

Kirschen-Flüssigkeit in ein vorgekühltes Champagnerglas gießen, mit Champagner aufgießen. Sanft umrühren. Trinken.

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Fazit: Komplexer Einsteiger-Champagner für alle, die gerne trocken und erdig feiern, verpackt in ein irre schickes Flaschendesign. Außerdem eine gute Cocktail-Grundlage, die allerdings ein wenig von der richtigen Zucker-Dosierung lebt – ein bisserl braucht er, zu viel verfälscht ihn komplett.

Daten: 12 Prozent, um 30 Euro für 0,7 Liter, Frankreich

Die Flaschen, die hier zum Einsatz kamen, wurden uns für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, dabei wurde aber weder auf eventuelle Artikel noch auf das Tasting Einfluss genommen. Wir danken für die ausnehmend freundliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit. 

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

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