Irish Whiskey ist in der großen weiten Welt der Whiskys und Whiskeys vielleicht die am häufigsten unterschätzte Kategorie. Gut, streicht das vielleicht. Während American Whiskey sich gerade als Flügelmann der Barkultur aus dem Tal befreit hat, in das ihn die nach wie vor auf ihrem hohen Ross sitzenden Single Malt-Snobs gequatscht haben, und während japanischer Whisky mit Jahreszahl drauf langsam aber sicher Beträge kostet, für die man japanische Autos ohne Jahreszahl bekommt, kann Irish Whiskey so viel wachsen wie er mag (und er wächst ordentlich): so richtig „lieben“ tun ihn die wenigsten.
Die Flasche für dieses Tasting wurden uns für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, Bedingungen gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.
Das hat allerdings einen gewaltigen Vorteil: Die Brennereien legen sich richtig krass ins Zeug, aber die Preise schießen (noch) nicht so durch die Decke wie in manch anderem Whisky-Land, zumindest im Mittelklassebereich. Ein perfektes Beispiel dafür: Der Bushmills Black Bush – preislich und qualitativ liegt er ziemlich genau in der Mitte zwischen Bushmills 10 Jahre und Bushmills Original und zeigt sich auch inhaltlich als Fast-schon-Single-Malt.
Die Story hinter Bushmills Black Bush
Bushmills gilt als älteste Whiskey-Brennerei der Welt, wurde 1608 gegründet und brennt seitdem nahezu durchgehend, wenn auch streckenweise in der Hand von Schmugglern und Schwarzbrennern. In der bewegten Geschichte des Unternehmens, das 1885 sogar einmal komplett abbrannte, gab es aber auch diverse legale Besitzerwechsel, vor allem in den letzten 40 Jahren, in denen zunächst die Irish Distillers, dann Pernod Ricard, dann Diageo und zuletzt Casa Cuervo, die Macher des Tequilas Jose Cuervo, die Führung über Bushmills hatten.
In all der Zeit ging es hier aber immer um Irish Whiskey – wie gesagt nicht die beliebteste Kategorie in der Whiskey-Welt, auf jeden Fall aber die am stärksten Wachsende. Das gilt sowohl in Sachen Single Malt Whiskey, als auch in Sachen Blends. Ein solcher ist der Black Bush zwar, mit einem achtjährigen Single Malt-Anteil von knapp 80%, der obendrein noch in Oloroso-Sherry-Fässern gelagert wurde, ist er hier aber ganz vorne mit dabei. Ergänzt wird dieser Malt mit Grain Whiskey, eine Kombo, die auf jeden Fall ein – für Whiskey – eher süßes Geschmacksbild verspricht:
So schmeckt Bushmills Black Bush
Der golden schimmernde Whiskey schwenkt sich angenehm viskos, mit Dutzenden schwerfälligen Beinchen an der Glaswand. In der Nase: Aromen von Honig, Getreide, Karamell und Eiche. Lässt man ihn etwas atmen, gesellen sich Zitrusfrüchte und kräftige Frucht-Aromen dazu; ein Hauch von Birne, der auch ein wenig dunklen Sherry mitbringt.
Nase: Honig, Getreide, Karamell, Eiche, Zitrusfrüchte, Birne, Sherry
Mund: Honig, Vanille, Rosinen, Sahnekaramell, Sherry, Nüsse, Birne
Auf der Zunge zeigt er sich mit einer sehr ähnlichen Breite: Honig und Vanille, dazu Noten von Rosinen und Sahnekaramell. Auch der Sherry ist gut erkennbar, mit spannenden nussigen Aromen. Der Abgang bringt die Birne zurück und zeigt sich mit einer sehr leichten, aber merklichen Süße aus den Sherry-Fässern, die durchaus Freude bereitet.
Der Irish Whiskey pur und in Cocktails
Schon pur macht der Black Bush eine anständige Figur: Spannende Aromen, gut eingearbeiteter Alkohol, angenehm langer Nachklang – da bieten einige bedeutend teurere Whiskys und Whiskeys kein derart gefälliges Gesamtpaket. In Cocktails kommt ihm das zwar auch zu Gute, allerdings tut er sich hier etwas schwer gegen zu viele oder zu intensive andere Zutaten. Im Old Fashioned setzen wir deswegen nur auf einen Dash Bitters statt der für uns üblichen zwei bis drei, kommen damit aber perfekt hin, toller Drink.
Ähnliches gilt im Horse’s Neck mit Ginger Ale: Bei einer Mischung von 1:2 kommt der Black Bush toll durch, mit größerem Filler-Anteil schmeckt man im Wesentlichen das Ginger Ale. Für zwei eigene Experimente mit dem Bushmills arbeiten wir trotzdem etwas aufwendiger, optimieren aber nach Möglichkeit auf die Aromen des Produkts hin. Bei zweien unserer eigenen Drinks gefällt uns das Ergebnis dann sogar außergewöhnlich gut – einer eher kräftig-komplex, der andere eher süffig-verspielt.
Dawson Sazerac
- 4 cl Bushmills Black Bush
- 2 cl Cognac
- 1 Dash Chocolate Bitters
- 1 BL Ahornsirup
Alle Zutaten zusammen auf Eis rühren, in ein mit Absinth ausgespültes Glas auf Eis abseihen, räuchern, trinken.
Mangopine
- 4 cl Bushmills
- 2 cl Plantation Pineapple
- 3 cl Limettensaft
- 1 cl Ahornsirup
- Thomas Henry Mystic Mango
Alle Zutaten außer dem Filler zusammen auf Eis shaken, auf frisches Eis in einen Tumbler abseihen, mit 3 bis 4 cl Mystic Mango toppen, mit dehydrierter Ananas garnieren, trinken.
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Fazit: Irrer Preis-Leistungs-Kracher, dessen spannende Aromen im Old Fashioned und in anderen Shortdrinks mindestens genauso gut kommen wie pur – nur einen Tick mehr Power würde er vertragen.
Daten: 40 Prozent, um 20 Euro für 0,7 Liter, Irland
Die Flasche Bushmills Black Bush, die hier zum Einsatz kam, wurde uns für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, dabei wurde aber weder auf eventuelle Artikel noch auf das Tasting Einfluss genommen. Wir danken für die ausnehmend freundliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit.
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