Japanische Whiskys sind ein großes Streit-Thema. Auf der einen Seite stehen die Nörgler: die, denen er trotz guter Qualität zu teuer ist, die, die ihn einfach nur langweilig finden und die, die schon allein aufgrund des Hypes schon wieder dagegen sind. Auf der anderen Seite: die Verehrer und Sammler, die die mal filigranen, mal komplexen Noten hochwertiger japanischer Getreide-Destillate zu schätzen wissen. Wo sich beide Gruppen meistens einig sind: Japanischer Whisky, der keiner ist – geht in den Augen der meisten Verehrer und Verärgerten gar nicht.
Die Flasche für dieses Tasting wurde uns von der Conalco Spirituosen UG zur Verfügung gestellt. Bedingungen gab es nicht, ausgenommen der transparenten Nennung des Unternehmens im Fall einer Veröffentlichung. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.
Was wir damit meinen: Whisky, der aus anderen Ländern nach Japan importiert, dort vermählt und nachgelagert und schließlich als japanischer Whisky weiterverkauft wird. Zugegeben: Hat angesichts von wenig offensichtlicher Herkunft und Mondpreisen innerhalb der Kategorie ein schwieriges Gschmäckle. Aber dass es sich durchaus lohnt, wenn Master Blender Destillate aus aller Herren Länder kombinieren, wissen wir von sowohl aus der Welt des Rums als auch aus dem Whisky-Bereich. Das ist auch der Grund, weshalb wir dem Togouchi Kiwami Japanese Blended Whisky gern eine Chance gegeben haben.
Die Story hinter Togouchi
Togouchi Whisky stammt aus der Chugoku Jozo Destillerie in der Nähe Hiroshimas. Dort wird seit 1990 Sake hergestellt und seit geraumer Zeit auch Whisky geblendet und abgefüllt. Fast immer greift man dabei auf eine Mischung aus schottischem Malt und kanadischem Grain Whisky zurück. Während das bei der Standard-Qualität namens Premium gemischte Reaktionen hervorruft, hat etwa die 18jährige Variante viele Fans. Der Togouchi Kiwami ist hier eindeutig näher am „Premium“, allein schon wegen des fehlenden Age Statements.
Seine unbekannte Reifezeit verbringt der Kiwami – was soviel wie „Großartig“ bedeuten soll – wie alle Togouchis in einem alten, 361 Meter langen Eisenbahntunnel, bei exakt 14 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 80%. Eigentlich erschien er nur als Limited Edition für den französischen Markt – allerdings gelangten auch einige Fläschchen in die deutschen Shops. Wohl auch, weil die Limitierung nicht allzu niedrig angesetzt sein dürfte, offizielle Zahlen sind nicht bekannt. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, müssen wir allerdings zunächst im Geschmackstest herausfinden:
So schmeckt der Togouchi Kiwami Japanese Blended Whisky
Der Whisky schwenkt sich recht leichtfüßig, schimmert mit der Farbe von hellem Gold. Der Duft ist zurückhaltend und leicht, aber angenehm: Blütenhonig, Mirabellen, leichte Noten von Sekt und Reiswein, er zeigt eine gewisse Spritzigkeit mit etwas Hefe. Mit ein wenig Zeit finden sich auch Holunder und Birne in den Geschmackseindrücken.
Nase: Blütenhonig, Mirabellen, Sekt, Reiswein, Hefe, Holunde, Birne
Zunge: Blütenhonig, Kirsche, Eichenholz, Vanille, Birne, Hopfen, Malz
Auf der Zunge bietet er eine spannende Kombination aus Bitternoten und einer milden Süße: Blütenhonig ist wieder da, ein Hauch Kirsche und etwas Eichenholz und Vanille. Der herb-hefige Einschlag ist wieder da und spätestens im Abgang findet sich auch die Birne wieder, zusammen mit etwas, das an Hopfen und Malz erinnert. Leider gerät der Whisky allerdings auch ein wenig scharf, selbst im dritten und vierten Schluck brennt er noch leicht nach.
Der Togouchi Kiwami in Cocktails
Pur ist der Togouchi zwar interessant aber durch die Schärfe leider kein perfekter Genuss. In Cocktails dagegen kommt seine leichte Süße genau wie der fruchtig-hefige Einschlag sehr schön durch und verleihen ihm durchaus einen japanischen Tatsch, der auch von einem in Japan gebranntem Whisky kommen könnte. Besonders gut kommt das in Old Fashioned und Mint Julep zum Tragen, vor allem in Kombination mit der Minze funktioniert der Togouchi ganz hervorragend.
Ein Whisky Sour dagegen hat nicht unbedingt viel Kraft, wenn man ihn mit dem Kiwami mixt – er wirkt flach und geradezu schlaff in diesem eigentlich so kraftvollen Drink. Wohingegen er wiederum förmlich aufblüht, ist ein Cocktail, in dem spannenderweise nur wenige Whiskys wirklich gut funktionieren, zumindest für uns: der Perfect Manhattan. Die Kombi aus Whisky, trockenem und süßen Wermut und Bitters erscheint uns mit vielen unserer Lieblings-Whiskys schon fast skurril – mit dem Togouchi Kiwami dagegen wird er wunderbar rund:
Perfect Manhattan
- 6 cl Whisky
- 1,5 cl Trockener Wermut
- 1,5 cl Süßer Wermut
- 2 Dashes Angostura Bitters
Alle Zutaten zusammen auf Eis rühren und in eine gefrostete Coupette abseihen. Trinken.
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Fazit: Klar, ein japanischer Whisky, der auch in Japan gebrannt wurde, macht in der Hausbar mehr her. Aber der leichte, frisch-fruchtige Geschmack des Togouchi hat durchaus Charakter und Potential – und spielt beides auch in teils sehr unerwarteten Drinks aus.
Daten: 40 Prozent, um 35 Euro für 0,7 Liter, Japan (Schottland, Kanada)
Conalco hat uns eine Flasche des Produkts zur Verfügung gestellt, aber weder auf eventuelle Artikel noch auf das Tasting Einfluss genommen. Wir danken für die ausnehmend freundliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit.
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