Ein Daisy de Santiago Cocktail mit Rum, Chartreuse, Limette.

Daisy

Daisy – allein der Name klingt zunächst nach Blumen, Bienen und einer unbeschwerten Gartenparty. Doch tatsächlich geht’s hier um eine Cocktail-Kategorie, die schon vor weit über 100 Jahren in Jerry Thomas’ legendärem „The Bartender’s Guide“ (1876) auftaucht. Damals wie heute gilt: Eine Daisy ist eigentlich nichts anderes als ein Sour, also Schnaps, Zitrussaft und Süße – plus einem gewissen Extra an Fizz und Likör. Klingt erst mal simpel, wirft aber in der Praxis gern mal Fragen auf.

Historisch betrachtet spielt die Daisy in der großen Riege der (fast) vergessenen Klassiker mit, ähnlich wie Fixes, Cobblers und Juleps. Ihre Blütezeit ist schwer zu bestimmen, weil verschiedene Quellen ihr immer wieder neue Gesichter verpassen. Einig ist man sich aber darin, dass die Daisy ihren Ursprung in genau dieser klassischen Sour-Basis hat: Spirituose, Zitrussaft, Zucker. Kommt nun eine Extraportion Süße durch Likör hinzu – beispielsweise Triple Sec oder Chartreuse – und ein Spritzer Soda obendrauf, wird daraus etwas Neues: ein Daisy-Cocktail. Die Idee dahinter? Damals war weniger die Frage „Ist das jetzt ein Gin Sour oder ein Brandy Sour?“ spannend, sondern eher „Wie kann ich meinem guten alten Sour mal ein bisschen mehr Komplexität verpassen und nebenbei den Mund des Gastes mit Crushed Ice auskühlen?“ Heute könnte man sagen: Die Daisy ist die bunte Schwester des Sours, mit einem Spritzer mehr Schmackes und deutlich mehr Dekadenz-Appeal.

Der Aufbau einer Daisy: Was zeichnet sie aus?

Was macht eine Daisy konkret aus? Erstens: Der Drink wird fast immer auf Crushed Ice serviert – das sorgt für eine schnelle Kühlung und ordentlich Schmelzwasser, was in dieser Kategorie ausdrücklich erwünscht ist. Zweitens: Neben der üblichen Süße aus Zucker oder Sirup findet ein Likör seinen Weg ins Glas. Dass es meist um Triple Sec oder Kräuterliköre wie Chartreuse Gelb geht, ist kein festgeschriebenes Gesetz, aber ein ziemlich verbreiteter Trick, um einen spannenden Twist auf den Sauerteppich zu legen. Drittens: So gut wie alle Rezepte sehen einen kleinen Schuss Soda als Finish vor. Dieser Teil ist optional, gehört aber zu den klassischen Serviervorschlägen – schließlich schmeckt eine Daisy launig-spritzig und kann auf einer sommerlich-heißen Terrasse für den „Ich bin fresh“-Moment sorgen.

Wer sich also an die Minimalformel „Spirituose + Zitrussaft + Likör + Soda + Crushed Ice“ hält, hat in der Regel schon eine Daisy im Glas. Die Grundidee dieser Drinks war von jeher, eine bekannte Cocktail-Basis – den Sour – mit einem Hauch Extraluxus oder Abwechslung aufzupeppen. Und genau dadurch bleibt die Daisy wunderbar flexibel: Auch wenn’s seit über 100 Jahren Rezepte dazu gibt, ist diese Kategorie immer noch die perfekte Spielwiese für spontane Ideen.

Klassische und moderne Daisys – was gibt’s zu entdecken?

Bekannte Klassiker wären etwa die Gin Daisy, die sich seit jeher in irgendeiner Form auf Barkarten und in Cocktailbüchern herumtreibt – sei es mit Grenadine statt Zucker oder mit Chartreuse und Orangenlikör. Auch die Whiskey Daisy oder die Brandy Daisy haben ihre Fans und folgen demselben Prinzip: Spirituose, etwas Likör, Schmelzwasser satt und ein wenig Kohlensäure für den Extraschub Frische. Darüber hinaus finden sich heute jede Menge modernere Versionen, in denen zum Beispiel Tequila, Rum oder Cachaca die Hauptrolle spielen. Wer’s exotischer mag, kann sich auch mit tropischen Säften und cremigen Likör-Alternativen austoben.

In der Gegenwart tauchen Daisys gern als „Secret Stars“ auf Bar-Menüs auf, da sie weder so laut wie Tiki-Bowlen noch so puristisch wie Old Fashioneds sind, aber einen lockeren Mittelweg zwischen Erfrischung und knackigem Alkoholgehalt bieten. Und wer Lust hat, seine Geschmacksknospen zu kitzeln, ohne dafür gleich das Premium-Regal zu plündern, ist hier goldrichtig: Der Daisy-Stil funktioniert auch prima mit Mid-Range-Spirituosen und einer Handvoll einfacher Barzutaten.

Kurz gesagt: Eine Daisy ist eine Spielwiese für Cocktail-Abenteurer – ein Sour mit eben jenem kleinen, aufregenden Extra. Wer’s möglichst klassisch mag, greift zu Gin oder Brandy, einem Spritzer Soda und einer Handvoll Crushed Ice. Wer’s moderner angehen will, testet Tequila, Rum, Kräuterlikör, Grenadine oder was immer das Herz begehrt. Hauptsache, man vergisst nicht den Extra-Kick durch Likör, das kühle Crushed Ice und den Schuss Sprudel, die schon seit 1876 für beschwingte, spritzige Laune sorgen.