Sherry Cobbler – das Rezept für DEN Cocktail des 19. Jahrhunderts

TechnikGeschüttelt

Zeit5 Minuten

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Der Sherry Cobbler ist einer jener Drinks, dessen Namen jeder schon gehört hat – wahrscheinlich haben ihn die meisten von euch auch schon einmal gesehen: ein großes Glas, bis zum Rand voll mit Crushed Ice und einer bräunlichen Flüssigkeit, obendrauf ein Obstsalat, Minze und vielleicht sogar noch ein bisschen Puderzucker, damit das Ding auch ja so aussieht als hätte es jemand unter Tony Montanas Nase zusammengerührt. Optisch eine irre Nummer, geschmacklich auch; trotzdem ein ziemlicher Geheimtipp.

Da mögen jetzt einige von euch die Nase rümpfen, erbost aufschreien, mit Sherry-Trend-Grafiken wedeln und darauf hinweisen, dass sie in schöner Regelmäßigkeit den Freuden eines mit Eifer gemixten und mit Liebe dekorierten Sherry Cobblers frönen. Allerdings gehört ihr dann mit einiger Sicherheit zur (wunderbaren) Spezies der Bartender, Gastro-Profis oder Hobby-Mixologen. Denn im Kreis der Menschen, die sich ausgiebiger mit jenem wunderbaren Saft aus dem schönen Jerez – dem Sherry – auseinandersetzen ist der Cobbler ein erfrischend süffig-seichter Trendsetter. Aber auch, wenn ihr da nicht dazugehört, ist der Drink einen Schluck wert.

Die Story hinter dem Sherry Cobbler

Der Sherry Cobbler ist – sofern man diversen Quellen glauben darf, – Hauptverantwortlicher für die Verbreitung von zwei Dingen, ohne die die moderne Bar heutzutage kaum vorstellbar wäre. Die erste wäre der Cobbler Shaker – denn damals, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in der großen Zeit der Old FashionedsSazeracs und Manhattans, da wurden die meisten Drinks gerührt. Den Cobbler aber musste man schütteln, das dazu notwendige Gerät wurde dann eben entsprechend benannt. Die zweite große Bar-Erfindung dieser Zeit ist eine, die heute mehr und mehr aus Bars verschwindet: der Strohhalm. Denn damals wie heute machte es schlicht keinen Spaß, aus einem Glas voller Crushed Ice zu trinken.

Die Deko ist beim Sherry Cobbler spielentscheidend - und nahrhaft.
Die Deko ist beim Sherry Cobbler spielentscheidend – und nahrhaft.

Der Grund für diese damals noch recht neue Serviermethode war der Grundgedanke des Sherry Cobblers: Erfrischung. Der Drink sollte bei großer Hitze die Kehle kühlen und dazu brauchte es eben jede Menge Eis – und auch eine ordentliche Portion Sherry. Zehn bis zwölf cl werden umgerechnet in den damaligen Rezepten verwendet und auch moderne Rezepturen setzen selten auf weniger. Daran ist nichts verwerfliches, allerdings sollte man sich nicht einreden, man würde sich einen Low-ABV-Drink gönnen, sprich einen Cocktail mit wenig Alkohol. Klar: Ein Old Fashioned haut immer noch mehr rein und hält kürzer bei weniger Verdünnung. Vom Autofahren nach spätestens dem zweiten Sherry Cobbler raten wir trotzdem dringend ab. Nehmt lieber ein Taxi und probiert euch durch verschiedene Varianten:

Sherry Cobbler Cocktail-Rezept

TechnikGeschüttelt

Drinks1

Vorbereitungszeit2 Minuten

Zubereitungszeit3 Minuten

Zeit5 Minuten

Der Sherry Cobbler ist ein erfrischender Klassiker des 19. Jahrhunderts, der mit Amontillado Sherry, Zuckersirup und Orangenscheiben auf Crushed Ice zubereitet wird. Garniert mit frischen Früchten und Minze, bietet er eine süffige Kombination aus Süße und Fruchtigkeit, perfekt für heiße Tage. Dieser Cocktail bringt die Eleganz von Sherry in einer einfachen, aber stilvollen Darbietung ins Glas. Ideal für Liebhaber von leichten, aromatischen Drinks mit einem Hauch von Geschichte.

Ein Sherry Cobbler, reich verziert mit jeder Menge Obst und Minze.

Zutaten

Für den Cocktail

  • 10 cl Amontillado Sherry
  • 2 Barlöffel Zuckersirup
  • 1 Scheiben Orange

Für die Garnitur

  • 4 bis 5 Früchte der Saison, Blaubeeren, Himbeeren, Brombeeren etc
  • 1 Zweig Minze
  • 1 bis 3 Orangenscheiben

Zubereitung

  • 1

    Orangenscheiben im Shaker mit dem Stößel andrücken und zusammen mit Zucker und Sherry auf Eis shaken.

  • 2

    In ein großes Glas mit frischem Crushed Ice abseihen.

  • 3

    Mit Früchten (der Saison), Minze und weiteren Orangenscheiben garnieren.

  • 4

    Trinken.

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Warum genau diese beiden Rezepte?

Die klassische Variante ist gängig und unter Freunden des Sherry Cobblers auch recht beliebt. Freilich sind die Varianten und Abwandlungen wie bei allen derart simplen Rezepten zahlreich und immer auch Glaubens- und Geschmacksfrage. Es spricht zum Beispiel nichts dagegen, den Sherry nach Geschmack zu wechseln oder weitere Früchte direkt mit in den Shaker zu geben. Wenn ihr Blau- und Johannisbeeren im Shaker mitverarbeitet, wird die Pampe natürlich ihre Farbe ändern und ein Finestraining durch ein Teesieb empfiehlt sich außerdem.

Das zweite Rezept stammt von einer wunderbaren Hobby-Bartenderin, die uns unsere Frage nach dem “perfekten” Sherry Cobbler-Rezept mit ihrer Lieblings-Variante beantwortete. Tja, das war nach der ersten Gegenprobe dann direkt auch unsere Lieblingsvariante. Orangenmarmelade und Zitronensaft bringen ein Mehr an Süße und Komplexität rein, es passiert einfach etwas mehr im Mund. Der Sherry-Blend hingegen erzeugt eine spannende und ausgewogene Mischung aus schweren, leichten, kräutrigen und eher süßlichen Aromen. Wohlgemerkt allerdings nur im Sherry Cobbler – als wir die Mische pur probiert haben, hat es uns komplett das Gesicht verzogen.

Welchen Sherry nehme ich für diesen Drink?

Uns ist schon klar, dass – auch, wenn unsere Lieblings-Variante drei Sherrys vorsieht – kein normaler Mensch drei offene Flaschen Sherry zu Hause rumfliegen hat. Die meisten von euch werden sich einen klassischen Cobbler gönnen (übrigens eine ganz eigene Cocktail-Kategorie, die auf diesem Drink aufbaut). Daran ist auch gar nix schlimmes – der ist nämlich so schon sehr, sehr lecker und erfrischend. In der Praxis nimmt man dafür fast immer Fino Sherry oder einen Amontillado, sprich einen trockenen Sherry.

Beide haben ihre Liebhaber und Vorzüge, massentauglicher sind definitiv die Amontillados – Fino Sherry hat je nach Marke den Hang zu einer starken Kräutrigkeit und erinnert von allen Sherrys am stärksten an eine Art Wermut ohne Bitternoten. Sofern man darauf steht, ist das die erfrischendere Variante, die meisten unserer Testpersonen fühlen sich aber in den eher nussigen, teils marzipan-artigen Aromen des etwas reiferen Amontillado wohler. Unsere bevorzugte Marke ist des hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnisses wegen Lustau, aber auch Gonzalez Byass-Sherrys funktionieren top in Sherry Cobblern und anderen Cocktails.

Welches Obst nehme ich zum Dekorieren des Sherry Cobblers?

Was da ist. Auf den Geschmack hat das am Ende des Tages praktisch gar keinen Einfluss, sofern ihr das ganze Gemüse nicht mitschüttelt. Ananas, Zitrusfrüchte, Waldbeeren – was auch immer bei euch in der Küche liegt und andernfalls schlecht wird. Und wenn nichts da ist, dann kauft ihr halt genau das, was ihr oder besser noch: was eure Gäste mögen. Die Minze als Zusatz zum Salat ist wichtig, um noch ein zusätzliches Frische-Element mit reinzubringen, Puderzucker über die Obst-Deko erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass eure Gäste die liebevolle Dekoration auch essen – wäre ja sonst schade drum.

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