Um eine ordentliche Tiki-Party zu feiern, braucht ihr weder Baströckchen, noch Plastik-Orchideen, noch lustige Schirmchen. Gut, zugegeben: schadet alles nicht. Aber am Ende des Tages geht es viel mehr um gute Drinks, ordentlichen Rum und frische Säfte.
Vor allem die letzten beiden Punkte sind spielentscheidend, denn praktisch alles, was euch in eurer Jugend als tropischer Cocktail, als Mai Tai, Hurricane oder Zombie verkauft worden ist, hat mit den meist sehr ausgeklügelten Original-Rezepten vergleichsweise wenig zu tun. Nicht nur vom Rezept her, sondern eben auch von der Produkt-Qualität: Frischgepresster Limetten- und Zitronensaft sind Pflicht und wer sich als richtiger Tiki-Fan versteht, der braucht früher oder später auch einen Entsafter und den tief empfundenen Wunsch, frische Ananas zu zerhacken.
Ist jeder tropische Cocktail ein Tiki-Drink?
Die Frage, was Tiki eigentlich ist und ob man den Ausdruck aus Rücksicht auf die echte polynesische Kultur und die Menschen, die sie leben, überhaupt gebrauchen sollte, spaltet die letzten Jahre die Gemüter. Während die eine Seite sagt, dass die „Tiki-Kultur“ in dieser Form nie wirklich existiert hat (das Essen der meisten frühen Tiki-Restaurants war kantonesisch), weist die andere Seite darauf hin, dass man sich trotzdem jede Menge Symbolik „geliehen“ hat, die den polynesischen Völkern eben wichtig ist.
Auf welcher Seite ihr steht, müsst ihr selbst entscheiden – aber rein für den Genuss der guten Cocktails ist eigentlich auch egal, ob ihr sie nun Tiki-Drinks oder Tropische Cocktails nennt oder ob ihr sie aus dem Tiki-Mug oder dem Highballglas genießt. Die Grenzen sind ohnehin fließend. Was ihr euch merken könnt: Fallen im Zusammenhang mit einem solchen Drink die Namen Victor „Trader Vic“ Bergeron, Don the Beachcomber (die beiden haben das den tropische Drinks-Kult im Wesentlichen erfunden) oder Jeff „Beachbum“ Berry (der hat in den 2000ern jede Menge verloren geglaubte Rezepte der beiden ausgegraben) fallen, dann habt ihr einen Klassiker vor euch. Das heißt aber nicht, dass ein Hurricane, der in einem Irish Pub entstanden ist, ein schlechter Drink wäre. Nur vielleicht einer, der nicht ganz so fein austariert ist. Aber dafür ist dann auch jede Menge Rum drin. Und wenn wir ehrlich sind, geht’s bei dieser Cocktail-Kategorie zumindest ein bisschen auch darum.