Widow’s Kiss | Cocktail-Rezept mit Calvados & Chartreuse
TechnikGerührt
Zeit2 Minuten
Drinks1
Der Widow’s Kiss ist ein großer Klassiker unter Eingeweihten, außerhalb des Nerd-Kosmos von Homebartendern und echten Bar-Gastronomen trifft man ihn kaum. Die Schuldigen dafür? Die Zutaten. Chartreuse Jaune, sprich die gelbe Variante, gilt selbst unter Chartreuse-Fans eher das fünfte Rad am Wagen, Bénédictine D.O.M. hat man auch nur zu Hause, wenn man eh im Thema ist und Calvados als Basis-Spirituose ist selbst in unseren dunstigen Kreisen eine absolute Ausnahme. Was schade ist, aber hier nichts zur Sache tut.
Jedenfalls: selbst wann man nun alles für den Widow’s Kiss in seiner Bar stehen hat, muss man zwei aromatisch sehr kräftige Liköre gegen einen meist eher zurückhaltenden Apfel-Schnaps ausbalancieren und für sich selbst die Entscheidung treffen, ob man das Ding nun rührt (weil man das bei Drinks aus ausschließlich alkoholischen Zutaten nun mal so macht) oder ob man ihn schüttelt, weil es schon der große George J. Kappeler tat, als er dem Drink 1895 in seinem Buch Modern American Drinks die erste schriftliche Erwähnung spendierte. Aber zeigen wir euch erstmal, wie wir den Drink mixen – dann reden wir darüber wieso.
Widow's Kiss
TechnikGerührt
Drinks1
Vorbereitungszeit1 Minute
Zubereitungszeit
Zeit2 Minuten
Der Widow’s Kiss ist ein kräftiger Cocktail aus Calvados, gelbem Chartreuse, Bénédictine und Angostura Bitters. Diese ausgewogene Kombination bietet eine süße, kräuterige Tiefe, ideal für Liebhaber klassischer Cocktails mit starken Aromen. Traditionell wird der Drink auf Eis gerührt und in einer Coupette serviert, optional mit einer Cocktailkirsche garniert.
Zutaten
Für den Cocktail
- 6 cl Gereifter Calvados oder Applejack
- 2 cl Chartreuse gelb
- 2 cl Benedictine
- 2 Spritzer Angostura Bitters
Für die Garnitur
- 1 Cocktailkirsche, optional
Zubereitung
- 1
Die Zutaten zusammen auf Eis rühren.
- 2
In eine gefrostete Coupette abseihen.
- 3
Optional mit Cocktailkirschen garnieren.
- 4
Trinken.
Die Einkaufsliste für den Widow’s Kiss
- Laird’s Apple Brandy*
- Papidoux X.O. Calvados*
- Chartreuse Jaune*
- Bénédictine*
- Spiegelau Palais-Glas aus dem Aufmacherbild*
- Oder du wirfst direkt einen Blick in Cocktailbart’s Liquideria auf amazon.de*
(Mit einem * markierte Links sind Affiliate-Links aus dem Amazon-Partnerprogramm. Benutzt ihr diese für euren Einkauf, erhalten wir dafür eine kleine Provision, am Preis selbst ändert sich für euch nichts.)
Warum dieses Rezept und kein anderes?
Die größte Entscheidung, die man für diesen Cocktail treffen muss: Geschüttelt oder gerührt? Das ist keine reine Stilfrage, beides resultiert in komplett unterschiedlichen Drinks. Der geschüttelte ist leichter, spritziger, optisch sieht er so (zugegeben schnieke) aus wie bei den Kollegen von Mixology und vor allem wird er deutlich weniger süß. Ursprünglich nähern wir uns dem Cocktail auch genau so, weil wir davon ausgehen, dass das so ähnlich wird wie beim Last Word, so vogelwild und aromatisch verhaltensauffällig. Allein, ohne irgendeine Säurequelle ist der Widow’s Kiss unser ganz persönlicher Fall nicht.
Gerührt ist uns das Original-Verhältnis von 2:1:1 viel zu süß – so kräftig-schön-kräutrig die Kombo aus Bénédictine D.O.M. und Chartreuse Jaune auch ist, so dermaßen süß gerät der Drink damit. Ganz davon zu schweigen, dass das Apfel-Aroma des Calvados nicht so sehr durchkommt wie wir uns das von einem dieser seltenen Calvados-Drinks wünschen würden. Der gute Jim Meehan (kennt ihr eventuell noch vom East India Negroni und dem Mezcal Mule) dreht in seiner modernisierten Version die beiden Liköre dafür auf 0,75 cl runter, was uns dann aber auch zu wenig von dem mitbringt, was den Widow’s Kiss zu dem macht, was er ist. Nach ein bisschen austarieren landen wir schließlich beim Rezept oben, das schlussendlich für uns am besten funktioniert.
Die richtigen Zutaten für den Widow’s Kiss
Bénédictine D.O.M. ist in seiner speziellen Aromatik nicht substituierbar und beim Chartreuse Jaune gilt eigentlich dasselbe. “Eigentlich”, weil der Drink im Laufe der Bar-Geschichte auch öfter mal mit grüner Chartreuse gemixt wurde. Die ist uns in diesem Drink dann aber etwas zu heftig – wer Chartreuse Verte einsetzt, nutzt am besten nur die halbe Menge, das kommt aromatisch auf ein erstaunlich ähnliches Ergebnis wie im Original. Angostura Bitters? Ja, lassen sich freilich durch andere Aromatic Bitters, etwa von The Bitter Truth ersetzen – aromatisch verändern sich dann aber natürlich einige Nuancen.
Die größte Baustelle ist die Basis-Spirituose. Klassisch setzt George Kappeler im Original auf Apple Brandy aus den USA. In der zweitmeist genannten Quelle für den Drink – dem Savoy Cocktail Book – taucht dann auf einmal auch Calvados als Möglichkeit auf. Nachvollziehbar: Harry Craddocks Meisterwerk entsteht in der Savoy Bar in London, das zwar nicht in Frankreich liegt (Sag bloß?!) aber sich in diesem speziellen Fall dann doch eher der größten kontinentaleuropäischen Apfelbrand-Tradition verbunden fühlt. Für die feinfühligen Unterschiede zwischen amerikanischem Applejack, Apple Brandy und Calvados ist Helmut Barros Tasting-Artikel zu Laird’s Apple Brandy eine so kurzweilige wie erhellende wie kaufanregende Lektüre.
In aller Kürze: Wer einen klassischen amerikanischen Drink mit American Whiskey möchte, dem eine gewisse Apfel-Aromatik hinterherweht, der greift zu Laird’s Apple Brandy, der zwar deutlich teurer aber auch angemessen besser als der Laird’s Applejack ist. Recht viel mehr aus der Kategorie findet man hierzulande eh kaum. Wer allerdings dagegen einen merklichen Apfelschnaps-orientierten Drink sucht, der greift zu einem gelagerten Calvados. Und hier, wir müssen’s uns gestehen, haben wir uns nicht tief genug eingetrunken, um belastbare Empfehlungen abzugeben für dieses gewaltige, noch zu erforschende Universum großer, vergorener Apfel-Liebe. Wer hier einen guten Startpunkt sucht, um sich tief reinzutrinken, wird bei Kollege Sepo von galumbi.de und Matthias von augustine-bar.de schon eher fündig. Wir setzen meist auf – für uns – bewährtes, in Form Calvados Pays D´ Auge Originel als leichter gelagerten Calvados und Papidoux X.O., wenn’s einen Tacken mehr Holz sein darf. Beim Widow’s Kiss hat Letzterer für uns recht eindeutig die Nase vorn.
Die Einkaufsliste für den Widow’s Kiss
- Laird’s Apple Brandy*
- Papidoux X.O. Calvados*
- Chartreuse Jaune*
- Bénédictine*
- Spiegelau Palais-Glas aus dem Aufmacherbild*
- Oder du wirfst direkt einen Blick in Cocktailbart’s Liquideria auf amazon.de*
(Mit einem * markierte Links sind Affiliate-Links aus dem Amazon-Partnerprogramm. Benutzt ihr diese für euren Einkauf, erhalten wir dafür eine kleine Provision, am Preis selbst ändert sich für euch nichts.)