Espresso Martini – Kaffee-Genuss mit Schuss

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Zeit3 Minuten

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Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann mir der Espresso Martini zum ersten Mal begegnet ist. Und das meine ich jetzt nicht im dussligen Ich-habe-mir-die-Erinnerung-weggesoffen-Sinne – nein, wenn man seit 25 Jahren alkoholische Getränke genießt, dann verblasst so manche Erinnerung auch ohne Rausch. Was ich weiß: Schon im Sommer 2003, als Gin Tonic noch ein verstaubtes Gesöff für vornehme Adlige, alte Ladys und vor allem deren Schnittmenge war, hatten wir den Espresso Martini zu unserem Go-to- und vor allem To-go-Drink erklärt. Freilich nannten wir das Zeug damals noch nicht so. Es hieß schlicht „Käffchen“ und wir schleppten zwei bis obenhin gefüllte 5-Liter-Kanister davon auf’s Festival. Die Mische? Im Wesentlichen dieselbe wie heute: 1 Teil Kaffee, 1 Teil Wodka, 1 Teil Kaffeelikör.

Gut, man sollte vielleicht festhalten, dass „Käffchen“ im Gegensatz zu seinem gediegeneren großen Bruder warm und unverdünnt konsumiert wurde, auf einen ausreichend großen Eiswürfel-Vorrat legte von uns damals keiner großen Wert. Die Folge? Käffchen hat ziemlich geballert und war in der Retrospektive ehrlich gesagt auch gar nicht so lecker, wie die glorreichen Festival-Erinnerungen uns glauben machen wollen. Aber worum’s eigentlich geht: auch wenn der Espresso Martini einer der absoluten Trend-Drinks der letzten Jahre ist und heute in jeder Bar, jedem Coffee Shop und den meisten Tankstellen zu haben ist – der Cocktail ist ein gutes Stück älter als der Hype. Sogar fast so alt wie der Autor dieser Zeilen.

Von Kaffee und Ikonen – die Geschichte des Espresso Martini

In den 1980ern wird in Deutschland vor allem Fanta Korn getrunken und irgendwo in München müht sich einsam ein fast noch junger Charles Schumann ab, das letzte bisschen verbliebener Cocktailkultur am Leben zu erhalten. In London dagegen gibt es davon noch einen Hauch mehr – auch wenn Bartender-Legende Dick Bradsell hier sicher auch viel damit beschäftigt war, leise Roger Moores Namen zu verfluchen, während er Martinis schüttelt.

Eines Tages jedenfalls, so will es die von Bradsell erzählte Legende, betrat ein Supermodel seine Bar. Ihr Wunsch? „Something to wake me up and fuck me up“. Also schüttet Bradsell einen Mix aus dem Ärmel, der die gewünschte Wirkung verspricht: Wodka, Kaffeelikör und frischgebrühten Espresso. Geboren ist der … Vodka Espresso? Ja, tatsächlich hieß der Drink damals noch anders und lief die nächsten Jahrzehnte auch eher unter dem Radar. Auch wenn es zumindest in unseren Breitengraden nicht Dick Bradsells trauriger Tod im Jahr 2016 war, der den zwischenzeitlich in Espresso Martini umbenannten Drink wieder groß machte, wie so manch anderer Artikel behauptet. Spätestens zu Beginn der 2010er-Jahre, als wir irgendwann wussten, wie „Käffchen“ tatsächlich heißt und wie gut das Zeug schmeckt, wenn man’s kalt trinkt, fanden wir den Drink zuverlässig auf diversen internationalen und deutschen Barkarten.

Anders als heute, wo ihn praktisch jeder mit einem persönlichen Twist versieht, wird er damals noch fast immer in der Basis-Version gemixt, nur die Mengenverhältnisse unterscheiden sich teils erheblich. Unser Favorit seit Jahr und Tag? Gleiche Teile. Ist einfacher zu merken – und leichter abzumessen für den Kanister.

Espresso Martini

TechnikGeschüttelt

Drinks1

Vorbereitungszeit1 Minute

Zubereitungszeit2 Minuten

Zeit3 Minuten

Der Espresso Martini ist ein kraftvoller Cocktail, der Wodka, Kaffeelikör und gekühlten Espresso kombiniert. Dieser Drink ist bekannt für seinen intensiven Kaffegeschmack und wird oft als belebender Genuss geschätzt. Serviert wird er in einem gefrosteten Martini-Glas, garniert mit einer Schaumkrone, die durch kräftiges Schütteln entsteht, um die perfekte Textur zu erzielen.

Ein Espresso Martini mit Espresso, Kaffee-Likör und Wodka.

Zutaten

Für den Cocktail

  • 4 cl Wodka
  • 4 cl Kaffeelikör
  • 4 cl Espresso

Für die Garnitur

  • 3 Kaffeebohnen

Zubereitung

  • 1

    Alles Zutaten in einen Shaker auf Eis geben.

  • 2

    Durchschütteln, bis ihr Angst bekommt, dass das Eis gleich den Shaker zerhaut.

  • 3

    In eine gefrostetes Martini-Glas oder eine Coupette abseihen.

  • 4

    Mit Kaffeebohnen garnieren.

  • 5

    Trinken.

Die Einkaufsliste für den Espresso Martini

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Das richtige Mengenverhältnis

Natürlich lässt sich das Mengenverhältnis auf die eigenen Wünsche anpassen – so wie nicht alle Leute ihren Kaffee schwarz trinken, mag eben auch nicht jeder die volle Dröhnung tiefdunklen Espressos in seinen Drink. Wer einen weniger süßen Kaffeelikör einsetzt, könnte also durchaus versucht sein, dessen Anteil etwas weiter nach oben zu schieben.

Manche lassen ihn sogar fast vollständig weg und setzen ganz auf die Wechselwirkung von Kaffee und Wodka, dessen Alkoholgehalt im Espresso Martini vor allem die Aufgabe hat, die anderen Aromen zu verstärken. Was beim Kochen Salz und Fett ist in Cocktails geschmacklich der Alkohol – was übrigens auch der Grund ist, warum es gar nicht so leicht ist, alkoholfreie Drinks zu mixen, die geschmacklich denselben Punch haben wie Cocktails mit Spirituosen

Wenn ihr für andere Leute mixt, deren Geschmack ihr nicht einschätzen könnt, raten wir übrigens ebenfalls zur 1:1:1-Mische. Zumindest unserer Erfahrung nach schmeckt den meisten Leuten ihr Espresso Martini so am besten – selbst, wenn sie ihn zum ersten Mal probieren.

Warum kein Zuckersirup in den Espresso Martini?

Eine der häufigsten Nachfragen, die uns gestellt wird. Grund 1, warum wir keinen reintun: er gehört da nicht rein. Die Zuckerkomponente in diesem Drink ist seit jeher der Likör. Praktisch alle Rezepte, die wir online mit Zuckersirup finden, stammen dann auch nicht von Hobbybartendern und -bartenderinnen oder Bar Professionals, sondern von Coffee Shops und Baristas. Auch die haben in den letzten Jahren ihr Interesse für den Espresso Martini entdeckt – und ihn geschmacklich natürlich an ihre Klientel angepasst. Die ist eben weniger von der Third Coffee Wave-Filterkaffeefraktion, sondern eher in der Latte-Welt mit Karamellschüßchen zu Hause. Da ist nix Falsches dran – ist nur eben nicht unsere Welt.

Grund 2: Wann immer wir versuchen, einen Espresso Martini mit Zuckersirup auszubalancieren, scheitern wir – der Cocktail wird damit durchgehend zu süß. Wenn wir einen Espresso Martini für Schleckermäuler mixen, wechseln wir deswegen im Zweifel lieber auf einen Kaffeelikör mit höherem Zuckeranteil.

Ein Espresso Martini mit Espresso, Kaffee-Likör und Wodka.
Ein Espresso Martini mit Espresso, Kaffee-Likör und Wodka.

Der richtige Kaffeelikör für den Espresso Martini

Auch wenn’s ein bisschen billig ist, auf dem Hype mitzusurfen, der Mr. Black Coffee Liqueur ist aufgrund seiner Intensität und der gut ausbalancierten Süße unser Favorit in den meisten Lebenslagen. Kräftig, komplex, lässt sich auch wunderbar für alle anderen Kaffee-Cocktails wie White Russians und Black Russians benutzen.

Für Leute, die’s etwas süßer mögen, haben wir dann meist noch den guten alten Kahlua in der Hinterhand. In der Praxis ist das auch der Kaffeelikör, den die meisten kennen und zu Hause haben – und bekanntlich mögen Menschen das, was sie kennen. Wer individueller sein möchte, fährt auch mit dem ebenfalls breit verfügbaren Tia Maria sehr gut. Speziell in den letzten Jahren sind auch viele neue Kaffeelikör-Marken auf den Markt geschwappt – einige davon natürlich auch recht gut, aber stets entweder sehr individuell (wie zum Beispiel der Cold Brew Cacao Coffee Liqueur von Hoos) oder für einen Stammplatz in unserer Hausbar nicht individuell genug.

Der bestmögliche Wodka für den Espresso Martini

Der Wodka ist zugegeben die für sich belangloseste Zutat im Shaker, wie bereits erwähnt aber mit der wichtigen Funktion, die anderen Aromen zu unterstützen. Wer sich einmal einen Espresso Martini nur mit Kaffeelikör und Kaffee mixt, wird feststellen, dass da irgendwas fehlt – aber wahrscheinlich nicht genau festnageln können, was.

Das Gute: um den Job zu erfüllen, braucht ihr längst keinen High-End-Wodka. Halbwegs gut gebranntes Zeug aus der Mitte des Supermarktregals tut’s total. Russian Standard, Stolichnaya, Three Sixty, Green Mark – alles, was so um die 12 bis 16 Euro kostet, kann man im Normalfall bedenkenlos kaufen und glücklicherweise ist eine der genannten Flaschen immer gerade irgendwo im Angebot.

Die erstaunlicherweise wichtigste Zutat: Espresso

Baristas, Kaffee-Shopseiten und Coffee Blogs machen aus diesem Part zurecht eine Wissenschaft, wir haben dafür nicht annährend genug Ahnung von der Materie. Was wir wissen: Filter-Kaffee bringt unserer Erfahrung nach die langweiligsten Ergebnisse – der Espresso Martini schmeckt damit immer ein bisserl fad nach kalter Büro-Kaffeekanne. Cold Brew Coffee? Wenn ihr die notwendige Ahnung und die Tools habt, um ihn herzustellen – super, der gibt eine spannende aromatische Tiefe. Für uns fehlt dem Drink damit aber die Textur.

Frischgebrühter, nicht mehr ganz heißer Espresso ist für uns das Mittel der Wahl. Seine ölige Textur überträgt sich auf den fertigen Espresso Martini und die Restwärme des Käffchens sorgt für ein wenig Extra-Schmelzwasser. Der Cocktail wird dadurch also einerseits etwas leichter, trinkt sich andererseits aber paradoxerweise trotzdem cremiger. Am wichtigsten aber: Espresso hilft massiv dabei, die sexy Schaumkrone auf den Drink zu kriegen.

Wie bekommt man das Schaumkrönchen richtig hin?

Freilich: auch andere Kaffeearten können eine verführerische Haube erzeugen – mit gutem Espresso, egal ob aus der italienischen Espressokanne für den Herd oder aus dem Vollautomaten, wird die Nummer aber kinderleicht. Damit müsst ihr eigentlich nur noch richtig kräftig schütteln – und wir meinen kein alibimäßiges Showschütteln, das einfach nur gut aussieht, sondern brachiales Geschüttel, bis der Shaker von außen an eurer Hand gefriert. Guter Schaum muss bei diesem Cocktail einfach ein kleines bisschen wehtun, sorry. Dafür ist die Belohnung dann nicht nur ein wunderbares Mundgefühl, sondern auch eine hammermäßige Optik.

Garnish gefällig? Kakao oder Kaffeebohnen?

Wenn ihr uns fragt, braucht die Schaumkrone keine weitere Garnitur – sie hat für sich genügend Eleganz, um einen ganz Raum voller Schnaps- und Kaffee-Nerds zu verführen. Wer’s trotzdem nicht lassen kann, hat die Wahl, entweder ein bisschen Kakaopulver auf den Drink zu streuen oder ein bis drei Kaffeeböhnchen auf den Schaum zu geben. Habt ihr richtig geschüttelt (tut’s noch weh?), sollten die sich mühelos obenauf halten, ohne ins Glas zu rutschen, selbst nach mehrmaligen Anheben des Glases.

Geheimzutaten für den Espresso Martini: Likörchen und Bitters

Ab von den drei Kernzutaten und dem – zumindest von uns – nicht so gern gesehenem Zuckersirup könnt ihr den Espresso Martini natürlich beliebig weiterverfeinern. Wir stehen zum Beispiel auf ein paar Tropfen Chocolate Bitters von The Bitter Truth oder einen Spritzer Galliano – ein italienischer Kräuterlikör mit ausgeprägten Vanille-Aromen.

Der Meyer’s Joerg dagegen schüttet gute 2 cl seiner Creme de Cacao Dutch Cacao mit in den Shaker und fährt damit auch sehr erfolgreich. Können wir geschmacklich durchaus empfehlen, schmeckt für uns aber weniger nach Espresso Martini als mehr nach italienischem Kaffee-Dessert. Was nichts Schlechtes ist. Was man sonst noch in den Shaker packen kann? Was immer ihr wollt. Euer Drink, eure Regeln.

Espresso Martini mal anders

Um den Artikel abzuschließen, drehen wir an dieser Stelle nochmal die Kurve zum Käffchen. Unsere eingangs erwähnte Kanister-Mische hat nämlich durchaus noch immer ihren Reiz – allerdings nicht unbedingt in der sonnengewärmten Variante, die wir uns damals reingegönnt haben. Aber ein gut vorgemischter Espresso Martini aus einer schicken Bügelverschlussflasche, die für ein paar Stündchen im Froster lag – der begeistert uns auch über 20 Jahre nach dem eingangs erwähnten Festival.

Wie man den trinkt? Entweder ihr gebt 9 cl davon in den Shaker und rüttelt die Nummer einmal kräftig durch für einen … nennen wir es Instant Coffee Martini. Oder ihr gönnt euch den Espresso Martini direkt aus dem zum Shotglas umfunktionierten Espresso-Tässchen. Salute.

Die Einkaufsliste für den Espresso Martini

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Die Bilder für diesen Artikel wurden teilweise mit Hilfe von KI erstellt.

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