Ist ein Irish Coffee wirklich ein Cocktail, muss der auf Cocktailbart sein? “Müssen” ist ein bisschen arg viel gesagt, sonst hätten wir ja nicht 8 Jahre damit gewartet (echt, schon so lang?). Aber er ist auf jeden Fall ein Hot Drink und mehr noch ein Mixgetränk – also durchaus mal einer näheren Betrachtung wert. Vor allem, wenn man die Fusion aus heißem Kaffee und Irish Whiskey dann auch noch ein bisschen zelebriert, mit Liebe mixt und die richtigen Zutaten dafür auswählt. Das bisschen Respekt hat er sich allein schon aufgrund seiner über 80jährigen Historie verdient.

Seine Geschichte liest sich wie das Intro zu einem alten Schwarz-Weiß-Film: Irgendwann in den 1940er Jahren, warten Passagiere in einem kleinen Flughafenrestaurant in Irland – Scheißwetter, Flug verspätet. Um die Kälte zu vertreiben und die Laune zu heben, will der Barkeeper den Gästen etwas Besonderes servieren. Sein Geniestreich: heißer Kaffee mit einem kräftigen Schuss irischen Whiskey. Das Ergebnis gefiel und wieso auch nicht? Wärmend, belebend, dank Sahne schön vollmundig. Ein amerikanischer Passagier, beeindruckt von diesem Drink, fragte: “Ist das ein brasilianischer Kaffee?”. Der Bartender lächelte und antwortete mit einem Augenzwinkern: “Nein, mein Herr. Das ist Irish Coffee.”

Warum dieses Rezept und kein anderes?

Weil wir irgendeins aufschreiben müssen – und wenn man uns mit vorgehaltener Pistole zwingen würde, das beste Irish Coffee-Rezept aller Zeiten aufzuschreiben, hätten wir die berechtigte Hoffnung, dieses hier käme nah ran. Aber so unter uns: Solange man die richtigen Zutaten nimmt – und die sind spielentscheidend, macht euch keine Illusionen -, kann man gar nicht mehr viel falsch machen. Grob 1:3 Whisky zu richtig heißem Kaffee, ein guter Löffel Zucker, frisch aufgeschlagene Sahne und alles, wirklich alles wird für einen kurzen Moment sehr, sehr gut.

Die richtigen Zutaten für den Irish Coffee

Und an der Stelle wird’s kompliziert. Zumindest für uns, weil wir in keiner der notwendigen Zutaten irgendwo ein Expertendiplom klauen konnten. Aber wir tun unser Bestes: Beim Irish Whiskey sind wir beschämenswert unfirm, in unseren Tests zeigt sich aber, dass selbst hochwertigste Produkte nur einen Bruchteil ihrer Nuancen gegen den Kaffee durchsetzen können. Also solltet ihr zu einem guten Preis-Leistungs-Produkt kaufen, eine Kategorie in der wir in Sachen Irish Whiskey gerne zum Teeling Small Batch Irish Whiskey greifen. Wer Rauch mag, kann sich auch einen Connemara gönnen – passt aromatisch, ist uns aber einen Ticken zu wuchtig. Was nicht funktioniert: American Whiskey (Rye & Bourbon sind für unseren Geschmack zu süß) und Scotch (aus Respekt vor den Iren und weil’s in keiner getesteten Variante so richtig passt). Die im Schnitt eher milden Irish Whiskeys untermalen den Kaffee wunderbar, ohne sich aufzudrängen – Irish Coffee ist Harmonie, Scotch Coffee ist Kneipenschlägerei.

Sahne? Schlagt euch frische auf. Sprühdosensahne ist ausschließlich auf der Weihnachtsparty erlaubt, wenn ihr langsam vom Genusstrinken in die euphorischen Exzesse übertretet. Zucker? Brauner Zucker schmeckt besser als weißer, wer Muscovado in die Finger bekommt, nimmt ebendiesen für die lecker Malznoten mit. Und damit kommen wir zum wichtigsten Teil: Dem Kaffee im Irish Coffee. Wir haben wirklich lange und viel herumprobiert und kommen zu dem Schluss, dass Filterkaffee hier der krasse Hit ist. Freut die Fans der Third Coffee Wave, lässt alle Besitzer von Vollautomaten und Siebträgermaschinen, vor allem aber jeden, der sich fragt, was bitte eine Third Coffee Wave sein soll, verstört zurück.

Klar: Ihr könnt mit fast jedem Kaffee gute Irish Coffees machen. Aber für übertrifft nichts die Variante mit dem handgegossenen Filterkaffee aus der Chemex-Kanne, cremigere Kaffees verwandeln sich in Kombi mit der Sahne fast schon in bitteren Wachschnaps-Pudding. Welche Bohnen ihr nehmen solltet? Sucht euch irgendeine Hipster-Rösterei bei euch in der Gegend und fragt nach irgendwas mit warmen Nuss- und Schokonoten. Habt ihr noch nie in eurem Kaffee geschmeckt? Glaubt uns, die Kaffee-Nerds aus der Rösterei schon. Und denen könnt ihr normalerweise genauso blind vertrauen wie eurem eigenen Gaumen, wenn’s um den Whiskey-Part geht.

Die Einkaufsliste für den Irish Coffee

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