Illustration von Bourbon Whiskey vor Fässern.

Was ist eigentlich … Bourbon Whiskey?

Bourbon Whiskey ist eine dieser Spirituosen, an denen man schlecht vorbeikommt, wenn man sich intensiver mit Cocktails und anderen flüssigen Lebensfreuden“ beschäftigt. Und das nicht nur, weil er neben Elvis quasi die zweitwichtigste Ikone aus Kentucky ist, sondern auch, weil Drinks damit die halbe Klassiker-Sektion moderner Cocktail-Karten einnehmen. Zeit für einen Blick hinter die Kulissen des legendären amerikanischen Mais-Spirits.

Was macht Bourbon Whiskey zu Bourbon Whiskey?

Fangen wir beim Wesentlichen an: Bourbon muss laut Gesetz mindestens 51 % Mais in seiner Getreidemischung, der sogenannten „Mash Bill“, haben. Die übrigen Prozente verteilen sich dann gerne auf Roggen (Rye), gemälzte Gerste oder Weizen. Weizen-lastige Bourbons wie ein Maker’s Mark gelten als eher mild und weich, Ryelastigere Bourbons als besonders würzig – die Verwandtschaft zum kleinen Bruder Rye Whiskey wird bei solchen Flaschen besonders offensichtlich. Und Bourbons mit besonders viel Mais wiederum gelten als süß, aber auf die unaufdringliche Art – wer das mal im Extrem probieren möchte, gönnt sich einen Hudson Baby Bourbon aus 100% Mais.

Unabhängig von der Zusammensetzung wird der ganze Getreidespaß eingemaischt, die Maische nennt sich in dem Fall „Wash“ und liegt irgendwo bei 7–10 Volumenprozent Alkohol. Dieses Urgebräu kommt dann in Brennblasen (Pot Stills) oder Continuous/Column Stills. Viele Destillerien kombinieren beide Verfahren, um einen möglichst runden New Make (auch „White Dog“ genannt) zu erhalten. Wichtig: Der Alkoholgehalt darf nach US-Recht 80 % Vol. (160 Proof) nicht überschreiten. Mehr wäre quasi ein neutrales Destillat – und das will ja keiner haben, wenn’s nach Bourbon schmecken soll. Danach wandert der White Dog mit maximal 62,5 % Vol. (125 Proof) ins Fass. Dort reift er mindestens zwei Jahre wenn er sich „Straight Bourbon“ nennen will. Viele liegen auch deutlich länger – vor allem Premium-Bourbons, die gern mal acht, zehn oder mehr Jahre schlummern, um ordentlich komplex zu werden. Unter 4 Jahren Reifung ist übrigens eine Altersangabe Pflicht.

Wichtig: Für die Reifung sind neue, ausgekohlte Fässer aus amerikanischer Weißeiche Pflicht. Das bedeutet: Wenn euch mal jemand einen Bourbon in einem Ex-Sherry-Fass anbieten will, könnt ihr getrost „Nö“ sagen. Also zum Bourbon-Label, schmeckt kann das natürlich trotzdem. Auch wenn das alles nach Verschwendung klingt: die halbe Spirituosen-Welt ist froh um die „eingefahrenen“ Ex-Bourbon-Casks, in denen Scotch, Tequila und was-wissen-wir-was gelagert werden. Frische Weißeiche verleiht nämlich ein intensives Vanille-Aroma, das dem Bourbon gut steht, das andere Spirituosen aber eher minimieren wollen. Übrigens: das Auskohlen der Fässer kommt nicht von ungefähr und hat je nach Intensität durchaus einen merklichen Einfluss auf den Whiskey – in der Fachsprache nennt sich der Prozess „Charring“.

Obwohl Bourbon seinen Namen vom Ort Bourbon in Kentucky hat, darf er übrigens in den ganzen USA produziert werden. Nur um Kentucky Straight Bourbon zu heißen, muss er dort gebrannt worden sein und mindestens ein Jahr dort gelagert haben.

Bourbon Whiskey-Varianten

Neben dem Schriftzug „Kentucky Straight Bourbon“ findet ihr aber auch diverse andere spannende Bezeichnungen auf den Whiskeys dieser Welt. Zu den wichtigsten gehören diese hier:

  • Bonded Bourbon (Bottled in Bond) – Bourbon, der aus einer einzigen Brennerei und einer einzelnen Destillationssaison stammt. Er reift mindestens vier Jahre in von der US-Regierung überwachten Lagerhäusern und kommt mit exakt 50 Vol.-% (100 Proof) in die Flasche. Früher wollte der Gesetzgeber damit den ganzen Fusel-Sündern das Handwerk legen. Heute bedeutet’s: Du kriegst einen Bourbon, der unverfälscht ist und keine wilden Mischungen aus mehreren Fässern oder Jahrgängen enthält.
  • Single Barrel Bourbons gehen noch eine Stufe weiter: Sie stammen aus einem einzigen Fass. Reifung und Fasscharakter sind damit hochindividuell, man bekommt quasi eine kleine, liquide Wundertüte (im besten Sinne).
  • Small Batch Bourbons stammen aus kleinen Produktionschargen. Klingt nach handverlesener Mini-Produktion – kann stimmen, muss aber nicht. Gesetzlich ist der Begriff unreguliert, also darf jede Destille selbst entscheiden, ab wann ihre Batches „klein“ sind.
  • Tennessee Whiskey ist ein Spezialfall, weil eigentlich kein Bourbon. Er erfüllt aber genau dieselben Anforderungen – wird er daneben noch in Tennessee hergestellt und nach dem Brennen durch Holzkohle gefiltert (Lincoln County Process). Voila, habt ihr Tennessee Whiskey! Der bekannteste und hierzulande als einziger gut zu bekommende ist übrigens Jack Daniels.

Bourbon Whiskey in Cocktails

Zugegeben, Bourbon ist schon pur ein Garant für gemütliches Kaminfeuer-Gefühl. Aber in Cocktails blüht dieser Whiskey so richtig auf – und zwar mit einer Vielseitigkeit, von der so manch andere Spirituose nur träumen kann. Wer Bourbon gerade erst kennenlernt, sollte sich zunächst an die Cocktail-Basics wagen, in denen Bourbon seit jeher seine DNA einfließen lässt.

Old Fashioned

Besser lässt sich „Cocktail“ kaum definieren. Der Old Fashioned ist im Prinzip flüssige Zeitgeschichte: Bourbon, Zucker, Bitters – that’s it. So minimalistisch, dass jeder Schluck nahezu ein Destillat der Bourbon-Seele ist. Ein Stück weit spürt man da das Feuer des Fasses, diese vage Süße vom Mais und die Bitternoten der – genau – Bitters, die das Ganze abrunden. Auch Rye-Old Fashioneds haben Tradition, doch Bourbon bringt hier eine wärmere, karamelligere Note ins Spiel. Perfekt für alle, die „einfach Whiskey pur“ zu heftig finden, aber trotzdem maximalen Whiskey-Geschmack wollen.

Whiskey Sour

Die Universal-Einstiegsdroge in Sachen Sour-Drinks. Hier trifft Bourbon auf frischen Zitronensaft, Zucker (Sirup oder feinkörnig) und optional Eiweiß, das dem Ganzen diese fluffige Schaumkrone verpasst. Süß, sauer, kräftig – in der richtigen Balance erhebt sich dieser Drink zu einer wahren Gaumenparty. Und was macht Bourbon hier so besonders? Die Kombination aus Zitrone und der warmen Süße des Mais-Destillats sorgt für einen Spannungsbogen, der euch direkt in den geschmacklichen Kurzurlaub schickt. Wer’s extrakreativ will, packt noch einen Hauch Orangenbitter oder einen Schuss Rotwein für die New York Sour-Variante obendrauf.

Manhattan

Der Manhattan ist so etwas wie der Smoking unter den Cocktails: elegant, zeitlos – und einen Hauch dramatisch. Zwar gilt er traditionell als Rye-Drink, aber keine Panik: Auch mit Bourbon funktioniert er tipptopp, nur etwas runder und süßer. Die heilige Dreifaltigkeit aus (Bourbon-)Whiskey, süßem Wermut und ein paar Spritzern Bitter verströmt pure Eleganz. Wer auf ein samtiges Mundgefühl steht, sollte den Drink unbedingt probieren. Wir setzen für Einsteiger allerdings auf eine etwas angepasste Variante.

Mint Julep

Wenn der Sommer ruft und ihr dem Temperaturwahnsinn nur mit Eismassen und frischen Kräutern begegnen könnt, ist der Mint Julep euer bester Freund. Bourbon, Minze, Zucker und jede Menge Crushed Ice. Eigentlich klingt das wie eine raffinierte Limonade – aber weit gefehlt: Der Julep hat’s in sich! Vom Kentucky Derby nicht wegzudenken, versprüht er den Charme eines endlosen, sonnendurchfluteten Nachmittags, während das Pferderennen im Hintergrund tobt und Leute in seltsamen Hüten durch die Gegend flanieren.

Paper Plane, Gold Rush & Co. – Moderne Bourbon-Kreationen

Natürlich darf man über die Klassiker schwärmen, doch Bourbon kann viel mehr. Neuere Cocktail-Erfindungen wie der Paper Plane (Bourbon, Amaro, Aperol, Zitronensaft) oder der Gold Rush (Bourbon, Honigsirup, Zitronensaft) sind Paradebeispiele dafür, wie gut sich der amerikanische Mais-Held mit bitteren Likören oder würzigen Süßen verträgt. Man muss dafür kein Barprofi sein; allein die Neugier reicht, um spannende Geschmackskombos zu entdecken, in denen Bourbon stets selbstbewusst mit der goldbraunen Fahne winkt.


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