Dutch Cacao – die weiße Créme de Cacao von Joerg Meyer – ist so ein bisschen Schrödingers Katze des Spirituosen-Marketings. Auf der einen Seite irre unaufgeregt: da ist dieser Mann, der ist seit Jahren und Jahrzehnten Bartender und liebt den Twentieth Century; einen sehr klassischen, vergleichsweise ernsten Créme de Cacao-Drink. Er setzt sich also mit Leuten zusammen, die er mag, in diesem Fall das Team der De Kuyper Royal Distillers, die unter anderem den Rutte Celery Gin vertreiben, den er übrigens auch sehr gut findet.
Gemeinsam entwickeln sie einen sehr guten Kakao-Likör, um sehr gute Kakao-Cocktails zu machen. Soweit ist das eigentlich nicht das, was man sich in den Agenturhäusern von München bis Berlin unter Marketing vorstellt: “Gut, ja, authentisch ist die Nummer, aber kann man da eventuell noch was mit ‘Manufaktur’ dranklatschen? Oder sich nen simplen Signature Drink ausdenken? Boah, ne – nix mit Chartreuse, seid ihr bekloppt? Mach’ mal was mit Marshmallows.”
Was steckt hinter dieser Créme de Cacao?
Auf der anderen Seite macht der Meyer’s Joerg seit über zwei Jahren, quasi vom ersten Gedanken an, Werbung für diesen Likör. Er sinnierte immer wieder auf seinen zahlreichen Kanälen über das Produkt, die daraus zu mixenden Drinks und seine ach so wundervolle Flasche , die lange ein großes Geheimnis war (und die am Ende wirklich sehr, sehr schön wurde). Meyer hat sich mit Tastillery obendrein erfahrene Medien-Partner gesucht, die quasi mit dem Auspacken der ersten offiziellen Flasche in die Photoshooting-Phase gegangen sind und filmte seine Barchefin im Le Lion Social Media-wirksam beim Bau einer Meyerschen Cacao-Mauer.
Schon als er im letzten Herbst die ersten Testflaschen auf dem Berliner BCB ausschenkte, verankerte er den Hashtag #ciaocacao in der Barlandschaft, achtete penibel drauf, ihn bis zum Start des Produkts nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, ging aber niemandem damit auf den Keks. Richtig krass durch-dirigiertes und hautnahes Marketing also, muss sogar die Marshmallow-Fraktion aus München einsehen.
Was ist drin im Dutch Cacao?
Freilich: der Fokus des Produkts liegt bei allem zum Handwerk gehörenden Geklapper auf dem Inhalt. Und hier hat man einiges aufgefahren, das weit über “Kakao und Vanille halt” hinausgeht: Doppelt geröstete indonesische Criollo-Kakaobohnen von der Insel Java treffen auf indonesische Vanille und Ceylon Zimt aus Sri Lanka. Dazu kommt ein Schuss würzigen indonesischen Batavia Arracks, ebenfalls von der Insel Java.
Klingt exotisch, aber inhaltlich sehr klassisch – passt also absolut zum Anspruch der Marke. Dazu kommt: der Dutch Cacao nutzt weniger Zucker als andere Crémes de Cacao – eine Aussage, die schon mal Verwirrung hervorruft; schließlich muss eine Créme de Whatever in der EU mindestens 250 Gramm Zucker pro Liter aufweisen. Der Dutch Cacao hat am Ende allerdings sogar knapp 300 Gramm auf den Liter – mit Verweis darauf, dass die meisten anderen Crémes bis auf 400 Gramm hochgehen. Das können wir ohne Refraktometer freilich schwer nachprüfen – da sich die Holländer von De Kuyper aber auf Likör ganz hervorragend verstehen, nehmen wir die Info recht bedenkenlos so hin.
Die Frage für uns ist viel eher: Schmeckt man diesen Zuckerverzicht denn auch?
So schmeckt der Dutch Cacao
Die glasklare Créme de Cacao liegt schwer im Glas. Bei knapp 30 Prozent Zucker-Anteil erwartet man zugegeben die totale Süße-Apokalypse, aber Fehlanzeige: Die ersten Noten, die unsere Näschen erreichen sind dunkle Schokolade und eine sehr Genever-typische Getreide-Note. Dazu ein Hauch von Vanille und Orange und etwas Piment. Mit ein wenig Atmen erkennen wir noch einen Anklang von Nelke.
Nase: Dunkle Schokolade, Genever, Getreide, Vanille, Orange, Piment, Nelke
Zunge: Kakao, dunkle Schokolade, Vanille, Orange, Piment
Klar: wenn er auf der Zunge aufschlägt, ist der Dutch Cacao süßer, als man es in der Nase noch vermuten würde. Aber intensive Kakao-Noten, die an tiefdunkle 70-Prozent-Schokolade erinnern, lassen trotz des Zucker-Gehalts kein Gefühl von Pappigkeit aufkommen. Leichte Bitternoten begleiten den Kakao über die Zunge zum Gaumen, dazu ein Anklang von Vanille und Orange, wieder der Piment. Im Geschmack am Ende nicht so breit wie noch im Duft, aber dafür volle Kante Kakao.
Der Dutch Cacao White Créme de Cacao pur und in Cocktails
Wir sind ja immer für Transparenz, deswegen hier das offene Bekenntnis: Weil wir uns auf den Dutch Cacao im Vorfeld sehr gefreut haben und lange, lange Zeit nicht viel mit Créme de Cacao gespielt haben, sind wir am Samstag nach der deutschen Markteinführung ein wenig eskaliert. Vielleicht haben wir noch die Shootings für Artikel zum Grasshopper, Alexander und den Twentieth Century Cocktail mit in den Abend eingebaut und das alles ist dann ein bisschen aus dem Ruder gelaufen. Also komplett.
Jedenfalls wissen wir deshalb: der Dutch Cacao macht sich in allen drei genannten Drinks hervorragend. Den Alexander mixen wir einmal 1:1:1 mit Cognac, Sahne, Créme de Cacao – der wundervollen Angetrauten des Autors schmeckt er dergestalt formidabel – und einmal mit Gin 2:1:1. In der Variante wiederum findet der Autor selbst, dass der Drink seinem Ruf gerecht wird. Weil auf dem Instagram-Account von Dutch Cacao aber noch diverse, spannende Cacao-Drinks ihr Unwesen treiben, haben wir auch ein paar eher ausgefallene Cocktails probiert, die allesamt sehr gelungen sind (besonders zu empfehlen: der Delmarva #2!). Aus unserer eigenen liquiden Feder: der 17th Century Cocktail, mit dem wir den 20th Century twisten, indem wir den Batavia Arrack wieder aufgreifen – und der Carmelita’s Kick. Ein Twist auf den Twist eines Cameron’s Kick der Le Lion-Bartenderin Janine Quandt mit Namen Kamin Kick – beides auch ohne unser Gepansche hervorragende Drinks übrigens.
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Fazit: Joerg Meyer macht mit De Kuyper eine weiße Créme de Cacao, die Schoko-Drinks wieder mehr Sophistication einhauchen soll. Tut sie. Spaß macht sie trotzdem: Die Cocktails, die wir aus dem Schokoladenlikör mixen, schaffen mühelos den Spagat zwischen “Nom, Schocki.” und “Guten Abend Sir, gelüstet es Ihnen nach einer Erfrischung mit der Anmutung feinsten Kakaos?”.
Daten: Niederlande, 24 Prozent, 0,7 Liter, um 32 Euro