Eine Coupette mit einem Cocktail darin.

Coupette und Cocktailschale : Welche Cocktails trinkt man daraus?

Wenn man als Hobby-Mixologe zum ersten Mal so richtig das Gläser-Regal bestückt, macht man sich gerne mal Checklisten oder besser: Einkaufslisten. Man braucht: TumblerMartinigläser, diese Hurricane-Dinger, falls mal jemand einen Sex on the Beach will, vielleicht noch ein paar neue Longdrink-Gläser und Coupettes. Das Wort hat man irgendwo schon mal gehört und bringt es irgendwie mit diesen Kelchen in Verbindung, in denen Bars oft Shortdrinks ausschenken. Und die sind cool, also braucht man die auch.

Bis man dann versucht die Dinger zu kaufen und Margarita-Gläser angeboten bekommt. Und Weinkelche. Martinigläser und einmal sogar einen Römer. Als Hobby-Mixologe ohne besondere Vorkenntnisse stellt sich also früher oder später die Frage: “Was zum Teufel ist jetzt eigentlich WIRKLICH eine Coupette?” Die einfache Antwort: Das runde Ding im großen Bild oben, das ist eine Coupette. Aber einfache Antworten sind langweilig, also fangen wir von vorne an:

Die Herkunft der Coupette: die Champagne Coupe

Das Bild wird klarer, wenn man weiß, dass Cocktailschalen und Champagnerschalen genau das gleiche sind: Schalen für Getränke. Das französische Wort “Coupe” bedeutet auch genau das: “Schale”. Die Amerikaner übernahmen den Begriff einfach, weil er so schön edel klang und tranken ihren Champagner aus “Champagne Coupes”. Weil man über dem großen Teich alles etwas anders macht, änderten sie auch gleich die Aussprache, wie im Video zu hören: https://youtu.be/ut7ysDYPWic

Im Hintergrund ein als Coupette verwendeter Weißweinkelch mit Cosmopolitan darin, im Vordergrund eine Coupette.
Im Hintergrund ein als Coupette verwendeter Weißweinkelch mit Cosmopolitan darin, im Vordergrund eine Coupette.

Egal, wie man die Schale nun nennt, Coupe beschreibt ureigentlich ein rundes Glas, das um 1650 entstand, um daraus Champagner zu trinken. Lange ging das Gerücht um, das Glas wäre der linken Brust der französischen Königin Marie Antoinette nachempfunden. Die Brustform lässt nicht von der Hand weisen lässt (das ist der Moment, wo ihr eine Coupette in der Hand wiegen und grüblerisch gucken müsst), aber Marie Antoinette wurde erst ein Jahrhundert später geboren. Schade.

Als dann Anfang des 20. Jahrhunderts bis hinein in die amerikanische Prohibition Cocktails das geile neue Ding waren, erfreuten sich die Coupes auch für Shortdrinks großer Beliebtheit – die Füllmenge passte, gut ausgesehen haben sie auch. Irgendwann aber fiel den Menschen auf, dass sie für genau eine Sache echt miserabel waren – für die, für die sie eigentlich gemacht waren; Champagner in einer Champagnerschale verliert seine gesamte Kohlensäure in kürzester Zeit, wird schal. Champagnerflöten wurden erfunden, machten den Job zehnmal besser. Die Coupe-Gläser verschwanden aus den Regalen – und kamen erst mit der Cocktail-Renaissance des neuen Jahrtausends langsam zurück.

Wie wurde aus der Coupe die Coupette?

Coupette ist die Verniedlichung von Coupe, sprich ein Schälchen. Tja, nur gibt’s das Wort im Französischen eigentlich nicht – das Wort für Schälchen lautet “Coupelle”. Ergo ist Coupette wohl eher eine deutsche Erfindung, überall sonst auf der Welt nennt man die Dinger Coupe. Entstanden ist die Form entweder daraus, dass hierzulande aus Angst vor falscher Aussprache niemand sich getraut hat, “Coupe” zu sagen, oder weil man in unseren Breitengraden gerne auch mal Weinkelche als Coupettes verwendet. Die sind im Vergleich zu den wuchtigen Coupe-Gläsern dann tatsächlich eher “Schälchen”, trotz vergleichbarer Füllvolumen. Trotzdem bleiben es Weinkelche. Weil die optisch aber durchaus was hermachen können und geschmacklich wie in der Handhabung ähnliche Eigenschaften besitzen, ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks, welche Glas-Sorte man bevorzugt.

Die Eigenschaften der Coupette

Die Coupette ist ein Stielglas und als solches sehr eng verwandt mit dem Martiniglas. Es ist praktisch genauso aufgebaut, bis auf den einzigen kleinen Unterschied, dass die Martini-Variante aussieht wie eine umgedrehte Pyramide (deswegen auch oft Cocktailspitz genannt) und die Coupette eben wie eine bauchige Schale. Durch die große Öffnung und den Stiel haben die Gläser aber sehr ägnliche Eigenschaften: Die breite Öffnung sorgt dafür, dass der Cocktail im Glas alle Geschmackszonen der Zunge umspült und wir das Zusammenspiel aus Süß, Sauer und Umami genießen können. Der Stiel soll uns davon abhalten, mit unseren warmen Pfoten den Drink zu erwärmen. Letzteres funktioniert in der Praxis nicht – kaum jemand hält eine Coupette wie ein Weinglas. Deswegen lautet die normale Bartender-Empfehlung auch: schnell austrinken. Aber welche Drinks eigentlich?

Für welche Drinks verwendet man dieses Glas?

Aus einer Coupette trinkt man Shortdrinks ohne Eis, genau wie aus einem Martiniglas. Damit sie nicht zu schnell erwärmen, sollte man sie daher genau wie den Cocktailspitz vorkühlen, entweder mit frischem Eis oder direkt im Tiefkühler. Letzteres sorgt dafür, dass sie beim Servieren beschlagen, was optisch zusätzlich Eindruck schindet. Die große Frage ist jetzt nur: Welche Drinks kommen in die Coupette, welche in’s Martiniglas?

Geschmacklich macht das keinen Unterschied. Weil Coupe-Gläser noch immer seltener und aufsehenerregender sind, serviert man mancherorts praktisch alle Shortdrinks außer eben Martinis in der Coupette. Andernorts ist diese Glas-Sorte aus blankem Purismus rein und nur für den Daiquiri reserviert. Wir, so ganz persönlich, entscheiden das nach Lust und Laune – haben aber zugegeben derzeit auch einen starken Hang zur Coupette. Vielleicht wegen der schönen Gläser-Verzierung. Vielleicht wegen der Brustform. Vielleicht, weil man mit Martinigläsern keinen Schritt gehen kann, ohne die halbe Suppe auszuschütten. Wer weiß das schon?

Wo finde ich die Gläser aus den Bildern oben?

Coupetten gibt es in unterschiedlichsten Größen und Formen – ihr findet diverse Varianten davon in unseren Cocktail-Artikeln. Wer ein Auge speziell auf die aus diesem Artikel geworfen hat, wird hier fündig:

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