Fangen wir mit dem wichtigsten an: Martiniglas und Cocktailspitz sind ein- und dasselbe. Den deutschen Namen Cocktailspitz fing sich diese konisch zulaufende Variante der Cocktailschale wegen ihrer Form ein – inzwischen ist jedoch der Name Martiniglas deutlich geläufiger und das Glas untrennbar mit dem namensgebendem Cocktail verbunden. Dabei trinkt man eben nicht nur den Martini und seine Dutzenden von Abwandlungen aus diesem Glas – sondern auch eine ganze Reihe anderer klassischer Drinks.
Das Martiniglas entstand aus der Coupette
Je tiefer man nach den Ursprüngen und den “echten” Namen von Cocktailgläsern recherchiert, desto verwirrter steht man am Ende da, vor allem was die Benennung angeht. So ist die an anderer Stelle besprochene Coupette eigentlich ein Coupe oder eine Cocktailschale oder schlicht ein Cocktailglas. Wie man das Ding auch nennt: Aus diesem Glas entstand um die Jahrhundertwende (hin zum 20. Jahrhundert, nicht um 2000, ihr Jungspunde!) das Martiniglas wie wir es heute kennen. Auch heute noch nennen viele Leute es schlicht “Cocktailglas”. Die falsche Bezeichung ist das wahrscheinlich nicht für ein Glas, aus dem ausschließlich Cocktails trinkt – trotzdem bezeichnet der Begriff Cocktailglas an sich die Cocktailschale als das ursprünglichste aller Gläser für gemixte Drinks.
Das Martiniglas wurde dann später angeblich erfunden, weil man ein besseres Glas für Martinis brauchte. Kein Mist: Bei der Huhn-Ei-/Martini-Glas-Frage war der Martini da, bevor es sein Glas gab. Weil der Gin im Martini mehr Luft zum atmen brauchte und möglichst lange kalt bleiben sollte, erschuf man konische Gläser mit großer Oberfläche und mit längerem Stiel. Das Martiniglas war geboren und löste über die Jahrzehnte die klassische Cocktailschale fast vollständig ab.
Die Eigenschaften des Martiniglases
Zwischen 13 und 35 cl fasst ein normales Martiniglas – irgendwo dazwischen liegt das optimale Maß für jeden Shortdrink. Genau die trinkt man dann auch aus einem Martiniglas: Auf Eis gerührte oder geschüttelte, meist besonders starke Cocktail-Rezepte, die ohne Eis und im meist vorgekühlten Glas serviert werden. Was die puren Grund-Eigenschaften angeht, sollte der Cocktailspitz für diese Art Drink sogar besser gerüstet sein als die Coupette – schließlich wurde er der Legende nach speziell deswegen entwickelt, weil die Cocktailschale Lücken hat.
Tatsache ist aber, dass die Stillänge und der Schliff von Coupe-Gläsern heute deutlich austarierter sind als vor über 100 Jahren – die Kühl- und Atmungs-Eigenschaften von Martinigläsern und Coupettes sind zumindest für uns nicht im Ansatz zu unterscheiden. Ohnehin sind Shortdrinks nicht darauf ausgelegt, dass man sich stundenlang an ihnen festhält – ihre Aromen und ihre Kälte sind vergänglich. Was man daraus trinkt, das hängt heute in den meisten Fällen eher am Stil und an der Gewohnheit.
Was trinke ich aus einem Martiniglas?
Natürlich Martinis. Vom klassischen Dry Martini über den Dirty Martini und den verschrienen Appletini hin zu Espresso Martini und Chocolate Martini. Die Faustregel besagt: Wenn “tini” im Namen vorkommt, sollte es wohl auch ins Martiniglas. Selbst wenn es mit der ursprünglichen Kombination aus Gin, Wermut und Schmelzwasser nicht mehr das geringste gemein hat. Auch Wodka-Shortdrinks finden gefühlt eher den Weg ins Martini- denn ins klassische Cocktailglas. Dazu gehören zum Beispiel der Cosmopolitan, aber auch der – natürlich – Vodka Martini.
Eben weil viele Martiniglas- und Cocktailglas-Varianten heute absolut gleichwertig sind, hat man bei diversen Drinks aber auch die freie Auswahl: Ob man einen Sidecar nun im Martiniglas oder der Cocktailschale mixt, bleibt sich egal. Gleiches gilt für den Between the sheets oder einen Aviation. Allerdings gibt’s auch hier eine ganz grobe Faustregel: Was an Cocktails bis etwa 1920 schon existierte, wurde wahrscheinlich ursprünglich mal für die Cocktailschale erfunden – das ist dann aber nur noch für die größten Puristen relevant.
Martinigläser und Deko
Fast alle Martinigläser besitzen irgendeine Art von Deko – schüttet man die einfach ins Glas, wie die Oliven vom Martini, hat man hier leichtes Spiel. Dank der konischen Form des Cocktailspitzes bleiben die Dinger je nach Glas sogar einfach stehen. Auch Zitronen- und Limettenscheiben oder eine Gurke bei beim Gurken-Gimlet sind schnell befestigt: An einer Seite einen Schlitz reinstecken, ans Glas stecken, fertig. Anders sieht die Sache bei Zesten aus oder generell allem, was man eigentlich einfach nur lässig ins Glas hängen möchte. Hier muss man mitunter etwas erfinderisch werden:
Manche Bars befestigen Zesten etwa mit kleinen Wäscheklammern am Glas, andere schneiden die Zitrusschalen einfach so lang und dünn, dass man sie mühelos über’s Glas hängen kann, nachdem man sie einmal kunstvoll gezwirbelt hat. Die einfachste Variante, wenn ihr euch mit den Zesten schwertut: Nehmt Deko, die so lang ist, dass sie vom Boden bis aus dem Glas herausreicht. Das funktioniert besonders gut mit jeder Art von Kräutern wie Rosmarin. Besonders große Zitronen geben übrigens auch besonders lange Schalen – und wer die dann auch besonders dicks schneidet, bekommt ebenfalls eine funktionierende, wenn auch nicht ganz so filigrane Deko.
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