Bloody Marys sind eigentlich kompliziert genug. Gut, runtergebrochen auf “kalte, scharfe Tomatensuppe, die blöd macht” irgendwie auch nicht. Die Kombo aus Wodka und Tomatensaft ist einer dieser Drinks mit Prädikat “Easy to learn & hard to master”. Damit große flüssige Kunst draus wird, braucht man viel Übung, richtig geile Zutaten und gute Ideen – aber wer erstmal zusammenschüttet, was er da hat, kann eigentlich auch fast nicht wirklich viel falsch machen.
Beim Red Snapper ist das anders, obwohl hier eigentlich nur eine einzige Zutat anders ist. Statt Wodka ist im Snapper nämlich Gin. Und wo der Wodka der Mary nur Prozente und dadurch auch ein mehr an aromatischer Kraft verleiht, bringt der Gin mit seinen Wacholder- und sonstwie gearteten Aromen halt auch noch seinen eigenen Geschmack mit. Tomatensuppe mit Wacholder – klingt erstmal nach einer komischen Idee. Ist es auch – heißt aber nicht, dass sie schlecht wäre.
Was war zuerst da?
Das zwei derart ähnliche Drinks unabhängig voneinander entstanden sein sollen, glaubt wahrscheinlich niemand und es war auch nicht so. Wie genau die beiden sich aber gegenseitig bedingen, dazu gibt es dann allerdings diverse Theorien. Landläufig hören wir aus allen Ecken, dass der Red Snapper die ursprüngliche Variante der Mary ist, ja sein muss, schließlich war Wodka Anfang des 20. Jahrhunderts, als der König aller Brunch-Cocktails erfunden wurde, eher rar in den USA – Gin dagegen gab es reichlich.
Laut einigen ziemlich belastbaren Quellen war es allerdings anders herum: nachdem ein Mann namens George Jessel in den 1920ern die Mary als vergleichsweise simplen Mix auzs Wodka, Tomatensaft, Zitrone und Worcestersauce erfunden hatte, übernahm Fernand “Pete” Petiot und fügte die Gewürze hinzu. Um 1935 arbeitete er im St. Regis Hotel, wo er den Cocktail als “Red Snapper” auf die Karte nehmen musste – weil einem neuen Hotel-Inhaber der Name Bloody Mary zu obszön erschien.
Abgeleitet vom gleichnamigen Fisch und mit klarem Fokus auf die Farbe änderte sich trotzdem erstmal nur der Name. Zwar mutmaßt man auch, dass die Bartender zu dieser Zeit anfingen, Gin zu verwenden statt des zugegeben wirklich schwierig aufzutreibenden Wodkas, aber auch ein Red Snapper wurde offiziell weiterhin mit Wodka zubereitet. Dass der Snapper als Vorläufer der Mary gilt, könnte übrigens an der Veröffentlichungs-Reihenfolge liegen: 1941 erschien das erste Red Snapper-Rezept im Cocktail Guide and Ladies Companion, erst fünf Jahre später druckt zum ersten Mal jemand ein Rezept des Konkurrenz-Drinks ab. Allerdings werden damals beide immer noch mit Wodka gemixt.
Und wie kommt jetzt der Gin in den Tomatensaft?
Bartender Jack McGarry, Autor des zwei Absätze weiter oben verlinkten Artikels, mutmaßt, dass die Gin-Variante erst in den 60ern aufkam, als auch Marys mit Tequila und diversen anderen Spirituosen gemixt wurden. Zu dieser Zeit wurde der Red Snapper dann wohl eben auch mit dem Wacholderbrand assoziiert, wenn sich auch nicht mehr so ganz herausfiltern lässt, wenn genau und wo das nun passiert ist. Es bleibt festzuhalten: wir finden’s ziemlich geil, dass das überhaupt passiert ist. Denn so ein Red Snapper ist schon ein absolut spannender Drink:
Red Snapper Cocktail-Rezept
TechnikGeschüttelt
Drinks1
Vorbereitungszeit3 Minuten
Zubereitungszeit2 Minuten
Zeit5 Minuten
Der Red Snapper ist eine würzige Variante der Bloody Mary, bei der Gin anstelle von Wodka verwendet wird. Dieser Cocktail kombiniert Gin, Zitronensaft, Tomatensaft, Worcestersauce, Tabasco, Salz und Pfeffer, garniert mit Sellerie oder Tomaten. Er bietet eine komplexe Mischung aus Schärfe und Umami, die durch die Kräuternoten des Gins verfeinert wird. Ideal für Brunch oder als belebender Drink für späte Stunden.
Zutaten
Für den Cocktail
- 6 cl Gin
- 1 cl Zitronensaft
- 1 Prise Salz
- 1 Prise frischgemahlener Pfeffer
- 1 Spritzer Worcestersauce
- 2 Spritzer Tabasco
- 1 Spritzer Lavendelbitters
- 12 cl Tomatensaft
Für die Garnitur
- Alles, was der Kühlschrank hergibt
Zubereitung
- 1
Alle Zutaten kräftig auf Eis shaken.
- 2
In ein Highball-Glas abseihen und mit Tomaten/Sellerie/fettigen Snacks garnieren.
- 3
Trinken.
Gläser & Bartools
Die Amazon.de-Einkaufsliste für den Red Snapper
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Der richtige Gin für diesen Drink
Wacholder und Tomatensaft, die Kombination ist wenigstens gewagt. Man könnte nun versuchen, mit einem möglichst milden Gin einen Drink zu schaffen, der einer Bloody Mary ziemlich nahekommt. Ziel: Massentauglichkeit. Allein: wer eine Mary will, soll halt auch seine Mary haben. Wer einen Snapper will – und wir geben’s zu: das sind so viele wahrscheinlich nicht – der möchte seinen Gin im Normalfall auch entsprechend rausschmecken. Wir empfehlen daher tatsächlich Gins im London Dry-Stil, die meist ein ansehnliches Aroma ihres Chef-Botanicals mitbringen.
Allzu krasse Wacholderbomben wie der Juniper Jack, können wegen der immensen Frische und der aromatischen Power aber überfordernd wirken. Besser sind gehobene Mittelklasse-London Drys wie ein Beefeater oder auch der vor Kurzem hier getestete Loredry Gin. Wer nicht auf Wacholder steht, aber trotzdem einen Red Snapper möchte, dem raten wir zu Gins mit mediterranen oder deftigen Noten. Gin Mare oder vor allem auch der Rutte Celery Gin sind hier kleine Offenbarungen.
Gewürze und Tomatensaft
Bei den Gewürzen geht es viel um euren persönlichen Geschmack – wie scharf und salzig möchtet ihr das Ding denn genau haben? Generell sind wir Freunde eher deftiger Brunch-Cocktails, aus dem simplen Grund, das wir die Dinger seltenst brunchen, dafür allerdings meist zu sehr später Stunde und nicht unbedingt als ersten Drink genießen. Elektrolyte, Schärfe, Salz und Tabasco kommen zum Nochmal-wach-werden um halb zwei nachts genau richtig.
Das häufig zitierte Selleriesalz könnt ihr übrigens gerne benutzen, wenn ihr welches zu Hause habt, der Unterschied zu normalem Salz ist aber eher unterschwellig. Tabasco und Worcestersauce haben einen deutlich größeren Einfluss auf den Geschmack. Genauso wie der Tomatensaft: Nehmt ihr hier die billigste Tetrapack-Plörre vom Discounter, könnt ihr euch auch gleich Ketchup verdünnen. Besserer Tomatensaft ist allerdings oft vorgewürzt, da solltet ihr aufpassen und schon vorab abschmecken. Profitipp: Tomaten selber entsaften. Meister-Tipp: Richtig geile Tomaten von eurem eigenen Tomato Guy entsaften, einkochen und würzen lassen. Unser Tomaten-Typ heißt Susi.
Müssen Cocktail Bitters in den Red Snapper?
Nein. Aber sie machen den Drink ungleich raffinierter. Chili- und Selleriebitters unterstützen die Aromen, die sich bedingt durch die Würzung und Soßen ohnehin in eurem Drink befinden. Lavendel-Bitters holen nochmal alles raus, verbreitern den Drink enorm – machen ihn aber noch ein kleines bisschen spezieller. Heißt: Wenn euer Red Snapper 10 Leuten schmeckt, werdet ihr mit Lavendel im Cocktail vielleicht 2 davon verlieren, dafür möchten euch vielleicht 3 andere davon heiraten oder zumindest ein bisschen anketten, für später. Wir stehen jedenfalls drauf. Also auf Lavendel. Und auf anketten auch, zugegeben.
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