Selva Negra Agave Spirit und der Don Blackwood Cocktail.

Selva Negra Agave Spirit und der Don Blackwood

Die Flasche für dieses Tasting wurde uns für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, Bedingungen an einen eventuellen Artikel gab es nicht.

“Mezcal aus Deutschland? Kann ja gar nicht sein” denken wir uns so, als wir zum ersten Mal vom Selva Negra Agave Spirit hören. Aus mehreren Gründen. Zum einen darf eine in Deutschland gebrannte Spirituose nicht Mezcal heißen. Die Denominación de Orígen Mezcal, also die geschützte Herkunftsbezeichnung für die mexikanische Agavenspirituose gilt dank des Freihandelsabkommens auch für die EU. Zum anderen wachsen hier vor Ort halt einfach keine Agaven. Nein Beate, die Aloe Vera auf deinem Küchenschrank zählt nicht.

Das Team von Selva Negra – zu Deutsch: Schwarzwald – umgeht beides ganz geschickt. Problemlösung 1: Man importiert einfach das Extrakt der Salmeane-Agave. Ziemliches Alleinstellungsmerkmal übrigens, zumindest mir ist kein in Deutschland verfügbarer Mezcal bekannt, der aus der Maguey Pulquero hergestellt wird. So nennen die örtlichen Mezcaleros selbst die Sorte. Problemlösung 2: Selva Negra ist gar kein Mezcal, sondern ein “Agave Spirit”.

Selva Negra Agave Spirit im Tia Mia Cocktail.
Selva Negra Agave Spirit im Tia Mia Cocktail.

Die Story hinter Selva Negra

Wir sind ja sonst nicht besonders Design-fixiert, aber das Label des Selva Negra ist halt leider schweinegeil. Es stellt sofort klar, was hier passieren soll: eine Symbiose aus Mexico und Schwarzwald. Mexico in Form der importierten Agave, Schwarzwald in Form von Florian Faude. Der Brenner vom Kaiserstuhl ist unter Fans gehobener Obstbrände und Geister ein nationaler Schatz und verwandelt das Agavenextrakt schlussendlich zu dem was es ist – nicht einfach nur ein “deutscher Mezcal” sondern eben eine sehr individuelle Agaven-Spirituose von eigenen Gnaden.

Anders wäre das Projekt wahrscheinlich eh nicht zu stemmen – die Charakteristik eines Agaven-Herzens, Piña genannt, das drei Tage lang im Erdofen unter Feuer gekocht wurde, lässt sich mit einem Extrakt schlicht nicht imitieren. Rauch-Aromen finden trotzdem ihren Weg in den Selva Negra, auch wenn nicht verraten wird, auf welchem Weg. Nur, dass der Rauch von deutschen Fichten stammt – was natürlich wieder hervorragend zum Schwarzwald passt. Die spannendste Frage bleibt aber natürlich: wie schmeckt der Spaß?

So schmeckt Selva Negra Agave Spirit

Für seine knackigen 46% duftet er sehr elegant, leicht mineralisch, mit gut eingebundenem, mildem Rauch. In der Nase bleibt er fast schon zurückhaltend, seine grazilen Noten von Kalkstein, Orangenblüten und Limette muss man suchen. Am Gaumen ist er deutlich extrovertierter, aber immer noch elegant: Orange, Rauch, ein Hauch von Vanille – dazu irgendwas schwer greifbares, leicht blumiges. Im zweiten Schluck fällt vor allem das tolle Mundgefühl und die Spritzigkeit auf, die kurz Ingwernoten aufblitzen lässt.

Selva Negra Agave Spirit im Paloma Cocktail.
Selva Negra Agave Spirit im Paloma Cocktail.

Der deutsche Agavenspirit pur und in Cocktails

Wer einen klassischen Mezcal und dessen harte Kanten sucht, könnte enttäuscht sein – hier wartet eine leichtfüßige Agaven-Interpretation, die geschmeidig den Gaumen umtänzelt. In Perfektion und ohne auch nur eine Sekunde zu langweilen, wohlgemerkt. Das macht pur ziemlich viel Spaß, wenn man sich drauf einlässt – aber wer sich die Webseite von Selva Negra anschaut, stellt schnell fest, dass der Fokus der Marke eigentlich eher auf Mixology liegt. Recht mutig für eine Spirituose im gehobenen (oder besser: für Agaven-Spirits normalen) Preis-Segment, aber durchaus lohnenswert: das Ding mixt irre gute, außergewöhnliche Palomas und kann sich trotz seiner filigranen Aromatik gegen die Grapefruit-Limo behaupten. Zumindest, solang man sie nicht darunter begräbt, ein Verhältnis von 1:1 bis maximal 1:1,5 reicht vollkommen.

Auch irre schön: eine Tia Mia, also ein Mai Tai mit 50% Rum, 50% Mezcal – hier sollte man einen eher leichten Rum wählen, damit macht der Drink dann aber richtig Spaß. Ein Oaxaca Old Fashioned bot sich an, für uns hat da allerdings der Rauch der Fichte nicht so ganz gereicht. Also adaptierten wir einfach ein wenig den Don Lockwood in einer Rückwärts-Variante von Philipp Riehms El Lockwood. Letzterer kombiniert American Whiskey mit rauchigem Mezcal, wir kombinieren Selva Negra mit rauchigem Islay Whisky – und Himmelherrgott, funktioniert das gut.

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