Der Old Pal Cocktail ist ein echter Geheimtipp unter den historischen Drinks. Er verbindet eine markante Würze mit einer eleganten Trockenheit und bietet ein Geschmackserlebnis, das sich durch seine Klarheit und Struktur auszeichnet. Anders als bekanntere Klassiker wie der Negroni oder der Boulevardier, fliegt der Old Pal eher ein wenig unter dem Radar, was wohl auch daran liegt, dass Rye Whiskey einfach nicht ganz so massentauglich ist wie Gin oder Bourbon. Doch gerade diese unterschätzte Aura macht ihn für Cocktail-Liebhaber so spannend. Bisschen individuell, bisschen „edgy“. Seine Geschichte, seine enge Verbindung zu Paris in den 1920er Jahren und das negronitastisch einfache Rezept geben ihm eine zeitlose Qualität.

Die Geschichte des Old Pal: Ein alter Freund namens „Sparrow“

Die Ursprünge des Old Pal reichen zurück in die berühmte Harry’s New York Bar in Paris – einen Ort, der in den 1920er Jahren als Treffpunkt für große Genießer, Künstler und Schriftsteller bekannt war. Erstmals erwähnt wurde der Cocktail 1927 in Harry MacElhones Buch Barflies and Cocktails . Doch die Erfindung des Drinks wird nicht Harry selbst zugeschrieben, sondern William „Sparrow“ Robertson, einem Sportredakteur des New York Herald.

Robertson war ein Stammgast der Bar und offenbar ein guter Freund des Autors Arthur Moss, der in einem Essay im Buch die Entstehung des Drinks beschreibt. Der Name „Old Pal“ – übersetzt „alter Freund“ – ist eine Anspielung auf diese Freundschaft und verleiht dem Cocktail eine persönliche, fast nostalgische Note. Interessanterweise unterscheidet sich der Old Pal in einem wichtigen Punkt von anderen Negroni-Twists: Statt mit süßem Wermut setzt er auf trockenen, was ihm eine schlankere und frischere Anmutung verleiht. Damit steht er zwischen den Welten des herben Negronis und des süßeren Boulevardiers – und glänzt mit trockener Würze.

Warum mixen wir den Old Pal genau so?

Der Old Pal lebt von seiner Einfachheit – und gerade das macht ihn so besonders. Mit seinem klassischen Mischverhältnis von 1:1:1 bietet er eine ausgewogene Balance zwischen den drei Hauptzutaten. Der Roggenwhiskey bringt eine markante Würze und eine dezente Schärfe mit, die sich hervorragend mit der Bitterkeit des Camparis verbindet. Der trockene Wermut sorgt für eine frische, herbe Note, die dem Drink Struktur verleiht und ihn gleichzeitig von seinen nahen Verwandten unterscheidet.

Wer es kräftiger und whiskeybetonter mag, kann das Mischverhältnis leicht anpassen, indem er den Anteil des Rye Whiskeys verdoppelt (2:1:1). Diese Variation betont die Roggenaromen noch stärker und macht den Drink intensiver – perfekt für Liebhaber würziger Cocktails. Doch egal, welches Verhältnis ihr wählt: Der Old Pal bleibt stets ein Drink, der mit seiner klaren Linie und seiner Trockenheit überzeugt.

Die richtigen Zutaten für den Old Pal

Die Wahl der Zutaten ist beim Old Pal entscheidend, da die Simplizitätdes Drinks wenig Raum für Kompromisse lässt. Jede Komponente trägt zum Gesamtbild bei und beeinflusst das Endergebnis.

• Rye Whiskey: Der Whiskey ist das Herzstück des Old Pal. Für eine klassische Variante empfiehlt sich ein kräftiger Rittenhouse Rye, der mit seiner Würze und leichten Schärfe gut gegen die anderen Zutaten ankommt. Für eine feinere, elegantere Version bieten sich Michter’s Straight Rye oder Sazerac Rye an, die mit subtileren Aromen den Drink etwas weicher gestalten.
• Campari: Der ikonische italienische Bitterlikör bringt eine bittersüße Tiefe, die den Drink charakterisiert. Wer experimentieren möchte, kann Campari durch einen anderen Amaro wie Montenegro oder Cynar ersetzen – dabei verändert sich jedoch das Profil des Drinks deutlich. Campari bleibt die sicherste und ausbalancierteste Wahl.
• Trockener Wermut: Der trockene Wermut verleiht dem Old Pal seine herbe Frische. Noilly Prat ist die klassische Wahl für ein leicht zitroniges und knackiges Ergebnis. Für einen kräutrigen, komplexeren Unterton sorgt Mancino Secco, der dem Cocktail eine zusätzliche Dimension verleiht.

Egal, welche Zutaten ihr wählt: Achtet auf Qualität, denn der Old Pal lässt keine Schwächen zu.

Ein Vergleich: Old Pal, Negroni und Boulevardier

Der Old Pal steht in einer Linie mit zwei der bekanntesten klassischen Cocktails – dem Negroni und dem Boulevardier. Alle drei Drinks teilen ihre Dreiteiligkeit und die Verwendung von Campari, unterscheiden sich jedoch durch die Spirituose und die Art des Wermuts.

• Negroni: Mit Gin, Campari und süßem Wermut ist der Negroni der frischeste und zitruslastigste Vertreter dieser Familie. Seine floralen und herben Noten machen ihn zu einem Aperitif, der perfekt für heiße Sommertage geeignet ist.
• Boulevardier: Der Boulevardier ersetzt den Gin durch Bourbon. Dadurch wird er weicher, süßer und runder – ein idealer Drink für kühlere Abende oder Liebhaber von weichen, komplexen Aromen.
• Old Pal: Der Old Pal nimmt die besten Elemente beider Drinks und schafft etwas Eigenes. Der Roggenwhiskey bringt eine klare Würze und Schärfe, während der trockene Wermut für eine knackige, herbe Struktur sorgt. Das Ergebnis ist ein Cocktail, der sich immer noch als leichter Aperitif eignet, aber trotzdem komplex daherkommt.

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