Zitronenpressen | Welche ist die beste?
Zitronen und Limetten sind wichtiger als Schnaps. Klingt jetzt a) irre gewagt und b) sehr pauschal, ist aber zumindest für uns die nackte Wahrheit. Wenn ihr – wie wir vor einigen Jahren -, damit anfangt, regelmäßig und mit sich langsam steigerndem Niveau zu Hause Cocktails zu mixen, bemerkt ihr schnell, dass das die Zutaten sind, über die ihr am meisten nachdenkt. Schlicht und ergreifend, weil sie in den meisten Drinks auftauchen und ihr deshalb an jedem Cocktailabend netzweise diese seltsamen runden Dinger auspresst.
Vor allem am Anfang, wenn ihr euch noch nicht an die gerührten Drinks rantraut, die praktisch nur aus Alkohol bestehen. Und selbst für die braucht ihr an den meisten Fällen dann auch noch Zesten, sprich die Schalen. Aber obwohl Zitrusfrüchte so allgegenwärtig sind, denken die meisten Homebarbesitzer erst dann über eine ordentliche Zitronenpresse nach, wenn die Anzahl der Gins und Rums in der Backbar schon deutlich zweistellig ist. Oder wenn die dritten Fernsehprogramme mal wieder das Sommerloch mit Produkttests füllen müssen.
Crashkurs Zitronensaft und Limettensaft
Zitronensaft, Limettensaft, Orangensaft – genau das Zeug, das bis heute selbst engagierte Hobby-Mixologen in der Flasche kaufen ist auch das Zeug, hinter dem sich die ganz große Wissenschaft verbirgt. Bartender und Cocktail-Blogger erzählen und schreiben oft ganze Abhandlungen über den richtigen Umgang mit Zitronensaft, Die sind zwar hilfreich, die Kernessenz am Anfang der Homebar-Karriere ist aber: ihr müsst diese Säfte selbst pressen, wenn sie irgendwas taugen sollen. Feinheiten wie „Nach 4 Stunden schmeckt der Saft am besten.“ sind erstmal nebensächlich (aber wahr!).
Limetten, Zitronen und Orangen sind die Sachen, die ihr immer daheim haben werdet, wenn ihr euch regelmäßig den einen oder anderen Drink mixen wollt. Ihr braucht ihre Schalen als Deko und Aromaten, ihr braucht ihre Säfte für die Drinks selbst. Schon an der Stelle könnte man ein Buch über den Einkauf von Zitrusfrüchten und spezielle Sorten schreiben und danach noch eins über die perfekte Zeste und den zugehörigen Schäler. Aber am Anfang geht’s erst mal um eines: wie bekommt man den Saft am besten raus aus den Dingern?
Die verschiedenen Varianten von Zitruspressen
Grundsätzlich gibt es diverse Möglichkeiten, wie ihr den Saft aus den kleinen sauren Scheißerchen quetschen könnt: Etwa mit der Hand und roher Gewalt. Jamie Oliver macht das so und siebt dabei den Saft durch seine Hand um Kerne aufzufangen. Das sieht zwar cool aus, ist aber ineffizient, meistens fallen euch die Zitronenkerne trotz des hochkomplexen Handfilters in den Cocktail-Shaker. Und sind wir ehrlich, hygienisch ist die Nummer auch eher so mittel. Zielgenau in den Jigger bekommt ihr den Saft so ohnehin auch nicht.
Variante zwei und das ist die, die meisten von euch nutzen werden, ist die klassische Zitronenpresse in Form eines mexikanischen Sombreros. Der größte Vorteil der Dinger ist, dass ihr so eine wahrscheinlich schon zu Hause habt. Außerdem lassen sie sich gut ausgießen und holen schön viel Saft aus Limetten, Zitronen, Orangen und sogar fetten Grapefruits. Dafür müsst ihr den Saft praktisch immer nachfiltern, das Teil kratzt nämlich auch ordentlich Fruchtfleisch und je nach Gewalteinwirkung Mesokarp mit raus. Das ist das weiße, bittere Zeug, das ihr eigentlich nicht im Glas haben wollt.
Ähnlich sieht es aus bei der noch manuelleren Variante – die sieht aus wie die normale Zitronenpresse ohne Auffangschale und ist damit im Prinzip einfach ein Pflock, mit dem ihr eure Zitrusfrüchte malträtiert. Noch mehr Fruchtfleisch, noch mehr Mesokarp und meistens auch noch jede Menge Saft an Stellen, wo ihr ihn nicht haben wollt. Die wahrscheinlich schlechteste Variante.
Die Elbow Press ist diejenige Presse, die man unter Bartendern wohl am häufigsten sieht: einem Ellenbogen nachempfunden besteht sie aus zwei Gelenkteilen mit Stil und hohlen Halbkugeln, mit denen ihr den Saft aus der halbierten Frucht presst. Auch, wenn die Form dazu verleitet, es andersherum zu machen: die Schnittseite muss nach unten zeigen, damit ihr Saft aus dem Ding bekommt (und im Bestfall entfernt ihr vorher die Enden, dann geht’s einfacher). Diese Variante holt oft ein bisschen weniger Flüssigkeit aus der Frucht, bringt aber sauberen Saft, der sich mit ein bisschen Übung auch zielgenau in den Jigger drücken lässt. Viele Stand-Hebelpressen funktionieren ähnlich.
Die letzte Variante ist die elektrische Presse. Hier gibt es sowohl kleinere Geräte für den Heimgebrauch als auch Hochleistungsgeräte speziell für die Gastronomie, die ihr teils nur in Fachgeschäften bekommt. Kleinere Varianten haben zwar meist deutlich weniger Leistung (sprich ergeben weniger Saft) oder arbeiten ungenauer (sprich: kratzen mehr bitteres Mesokarp raus, was ihr nicht wollt), sind gerade für Anfänger aber trotzdem die deutlich schnellere Variante im Vergleich zur Handarbeit, wenn man doch mal ein wenig mehr Saft braucht.
Welche Zitruspresse ist die Beste?
Geht man rein und nur auf den Geschmack, dann ist für Zitronen und Limetten wohl die Elbow Press die beste Wahl, das zeigen diverse unabhängige Tests. Allein: Möchte man den Saft aus Orangen oder Grapefruits – und für manche Cocktails wie die Paloma oder den Blood and Sand braucht man den eben -, dann ist die zu klein. Klar, man kann mit der Presse auch halbwegs gut mit geviertelten Früchten arbeiten, aber das endet dann oft in einem ekligen Gematsche.
Für größere Zitrusfrüchte raten wir zur guten alten Quetschi-Presse oder eben zu einem elektrischen Gerät. Wenn ihr nicht gerade eine High-Volume-Bar seid, tut’s da auch eins für unter 50 Euro im Alltagsgebrauch. Wer mehrere Liter pro Abend durchlässt, holt sich Profi-Tools (oder einen privaten Barback). Egal, wie ihr euch am Ende entscheidet: Flaschensaft ist keine Option – außer ihr lebt im Jahr 1998 und frische Limetten gibt’s nur im Urlaub auf Sri Lanka.
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