Die Flasche für dieses Tasting wurde uns von Satoshi Spirits für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, Bedingungen an einen eventuellen Artikel gab es nicht.
“Hallöle, i bin der Sadoshi Nakamodo aus däm Schwabenländle.” So hat sich uns (leider) niemand vorgestellt, aber es hätte wahrscheinlich ganz gut gepasst. Satoshi ist in eingeweihten Gin-Kreisen inzwischen ein Begriff, die Marke an dieser Stelle als Gin Brand einzuführen, liegt uns aber fern. Denn Satoshi ist mehr als das, auch wenn sogar wir aufgrund des wunderschönen, sehr klaren und trotzdem detaillierten Schwarz-Weiß-Designs im ersten Moment fast sicher waren, hier mal wieder einen hart durchgetakteten Agentur-Gin vor uns zu haben. Hatten wir aber nicht – auch, wenn sowohl der Marketing-Aufhänger als auch der Ursprung des Namens diesen Eindruck noch verstärken.
Über Bitcoins, Pseudonyme und Ludwigsburger Freunde
Satoshi Spirits ist benannt nach Satoshi Nakamoto, dem Pseudonym des untergetauchten Bitcoin-Erfinders. “Aha, hier, Nerd-Hype, Gin dazu, da haben wir’s doch!” schreit jetzt vielleicht der eine oder andere. Und vielleicht stimmt das “Nerd” ja auch, im allerbesten Sinne. Weil drei Kumpels aus Ludwigsburg ein paar Bitcoin-Fragmente herumliegen haben und im “Sat” von “Satoshi” ihre Namen wiedererkennen entscheiden sie sich für diesenNamen. “Sie”, das sind Sebastian, Alessandro und Thomas. Alessandro ist Feinkosthändler, Sebastian Logistiker und Thomas seit 2013 so eng mit der Barszene verbandelt, dass er vom Animationsfilmer zum Brenner wechselt.
Auch, wenn von den Dreien tatsächlich nur Thomas aus dem Kreativ- und Marketingbereich stammt, stecken sie gemeinsam irre viel Liebe in das Design und entscheiden sich statt eines passenden Glas- oder Plastikkorkens für portugiesischen Naturkork. Der Grund dafür? Nachhaltigkeit, klar aber vor allem das “unfassbar gute Quitschgeräusch welches bei jedem Öffnen der Flasche zu vernehmen ist”. Das Hauptaugenmerk liegt trotz dieser Detailverliebtheit für alles Äußere trotzdem auf den Produkten in der Flasche. Die brennt Team Satoshi unter Einsatz von “botanischen Algorithmen” in Eigenregie in einer Reutlinger Destille, in der sie sich eingemietet haben. Aber was sind eigentlich “die Produkte”?
Satoshi Spirits: Gin, Moro Blutorangen-Geist und Toskana Wacholder-Geist
Satoshi Gin wird unter anderem destilliert mit den Botanicals Moro Blutorangen, Wacholder aus der Toskana, Zitronengras, Koriandersaat, Bourbon-Pfeffer, Angelika- und Veilchenwurz und Muskatblüte. Die Stars unter diesen Botanicals sind aber aber vor allem zwei: Der toskanische Wacholder, der süßer sein soll als Wacholder aus dem Norden und die Moro Blutorange. Für deren Ernte fahren die Satoshi-Jungs jeden März nach Catania, um die Blutorangen live vor Ort in Augenschein zu nehmen und den Kontakt mit den Orangenbauern zu halten. Das Video dazu macht absurd viel Fernweh nach einem ausgedehnten Sizilien-Urlaub. Weil sie auf die Qualität von Wacholder und Blutorangen irre stolz sind, brennen sie daraus auch jeweils einen eigenen Geist.
Satoshi Gin, Toskana Wacholder-Geist und Moro-Blutorangengeist werden alle nach dem gleichen Verfahren hergestellt: mazeriert in Neutralalkohol, destilliert und anschließend noch einige Monate neutral gelagert, um sie ruhen zu lassen. Dabei sind die Geiste keineswegs einfach nur Nebenprodukte des Gins – der wird nämlich im London Dry Gin-Verfahren destilliert, sprich: da muss alles auf einmal in die Brennblase, einzelne Geiste nachträglich zu vermählen ist nicht drin. Zwar wird gelegentlich empfohlen, auf experimenteller Basis aus dem Blutorangengeist und dem Wacholdergeist einen eigenen Satoshi Gin zu mixen (der dann freilich nicht mehr London Dry wäre) – aber wir sind eigentlich ganz froh, dass das spirituelle Triumvirat genau so ist, wie es ist.
So schmecken die Satoshi Spirits
Da keiner der drei Satoshi Spirits nach dem Brennen ein Holzfass oder Zusatzstoffe gesehen hat, sind sie allesamt kristallklar und schwenken sich wunderschön schwer, vor allem der Blutorangen- und der Wacholdergeist. Letzterem helfen sicher auch seine 48%. Geschmacklich erkennt man die Verwandtschaft der drei Schnaps-Brüder natürlich – einen eigenen Charakter haben sie trotzdem alle.
Der Satoshi Gin ist leicht und frisch, aber trotzdem nicht zurückhaltend in der Nase. Die Blutorange riecht man sofort, dazu frische Zitronenschalen, dann kommt der harzige Wacholder. Dazu Koriander und eine Note, die irgendwo zwischen Minze und Eukalyptus liegt. Im Geschmack findet sich viel davon wieder, gepaart mit etwas Ingwer und einer schönen Bitterorangen-Note, die uns kurz sogar an einen Amaro denken lässt. Im Nachklang bleibt dann vor allem Orange und etwas Wacholder und das minutenlang.
Der Satoshi Moro Blutorangen-Geist ist im Duft vor allem Blutorange, Blutorange pur. Nur langsam und mit ein paar Minuten Zeit zum Atmen gesellen sich da etwas Blütenhonig und ein Hauch Anis dazu. Am Gaumen dann noch ein Anklang von Weihrauch, wieder Anis und natürlich wieder jede Menge Orange. Das klingt im Vergleich zum Gin jetzt vielleicht eindimensional, aber zum einen haben wir hier eben einen Geist aus genau einem Botanical, keinen Gin, und zum anderen, und das ist viel wichtiger, schmeckt dieser Geist halt einfach irre gut. Da fehlt exakt: nix.
Während wir Gin und Blutorangengeist schon an anderer Stelle vor diesem Artikel probieren durften, war der Satoshi Toskana Wacholdergeist Neuland für uns. In New Western Dry Gin-Zeiten mag der Wacholder an sich vielleicht das nach wie vor am weitesten verbreitete Botanical sein (weil er als einziges Pflicht ist für einen Gin), aber sicher nicht bei allen Gin-Fans das Beliebteste. Der Autor dieser Zeilen ist da anders und trinkt seine Martinis bevorzugt Wacholder-lastig mit Gins der alten Schule. (Dein Opa hat angerufen und will die Ausdrucksweise seines Urgroßonkels zurück, die wäre nicht ohne Grund auf dem Dachboden gewesen. Anm. d. Redaktion). Und was das angeht ist dieser Geist ein kleines bisschen sowas wie der Wacholder-Heiland. In der Nase ein irrer Harz-Duft, frisch und würzig, Tannennadeln und Eukalyptus. Am Gaumen wieder vor allem harziger Wacholder, ganz viel Nadelbaum und nasse Rinde, als würde man Wald inhalieren. Für seine 48% trotzdem angenehm weich und mit einem gefühlt ewigen Wacholder-Nachklang.
Ihr merkt schon: Zweimal irre guter Stoff und einmal haben wir uns regelrecht verliebt. Wer sonst eher in Gefilden von sehr fruchtigen oder sogar Flavoured Gins unterwegs ist, verfällt nach einem Schluck von diesem Wacholdergeist eventuell in Schockstarre. Wer wacholderlastigen Gin mag, wird Satoshi Toskana Wacholder-Geist lieben.
Was mixen wir aus Satoshi Spirits?
Vorweg: wer sich einen Geist für den Purgenuss besorgen will und gar nicht vorhat zu mixen, der ist vor allem bei der Moro Blutorangen irre gut aufgehoben. Ein schöner, angenehmer Geist, von dem man nach dem guten Essen einfach mal die Flasche auf den Tisch stellen und die Obstler- oder besser noch Nosing-Gläser auspacken kann. Für den Wacholdergeist gilt das nur bedingt, denn der ist pur nur für diejenigen was, die’s wirklich gerne brachial harzig mögen. Also Leute wie uns – aber auch wir würden nach dem ersten Glas auf etwas leichteres umsteigen zum stamperln. Aber ohnehin vermixen wir alle drei irre gerne. Dafür eignen sie sich perfekt, weil sie zum einen hervorragende Modifier abgeben, die andere Zutaten fantastisch unterstützen, aber eben auch, weil sie selbst die Lead Gitarre spielen können. Neben ungefähr einem Dutzend Martinis, die wir uns im Zuge der über zwei Wochen gestreckten Mixing- und Recherche-Phase gemixt haben, basteln wir uns natürlich auch diverse eigene Drinks.
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Jetzt mixenNach einigen Experimenten haben wir den Geschmacks-Thesaurus zu Rate gezogen. Ein Buch, über das nicht genug gesprochen wird: es zeigt auf, welche Art von Geschmack wie mit anderen Arten von Geschmack funktioniert. Da gibt’s zwar noch ein paar Bücher mehr, aber mit diesem arbeiten wir besonders gern. Der Geschmacks-Thesaurus ist das Buch, das wir immer dann zur Hand nehmen, wenn wir feststecken (“Was können wir mit dem Zeug machen?”) oder wie in diesem Fall einfach recht euphorisch sind. Und da drin steht, wir sollen Orange mit Anis und Kresse kombinieren.
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Geplant als “Last Word mit Schokolade” haben wir die Creme die Cacao nach dem Erstversuch durch den eher weinigen, leicht scharfen Rose-Chili-Likör ersetzt. Das machte den Drink deutlich leichter, spannender, schöner – aber die Schokolade hat trotzdem irgendwie gefehlt. Also haben wir sie einfach dazu gegessen.
Wo bekomme ich Satoshi Spirits?
Am besten direkt beim Hersteller – auf der Webseite von Satoshi Spirits.