Treacle Cocktail – ein Rum Old Fashioned mit Apfelsaft
TechnikGerührt
Zeit3 Minuten
Drinks1
“Eigentlich müsste ich den kennen.” Wenn man am Anfang einer großen Leidenschaft steht, dann sind das Worte, die einem nur sehr zaghaft über die Lippen gehen, Worte der Scham. Wie kann nur ein Cocktail an mir vorbeiziehen, wo ich mich doch schon fast ein ganzes Jahr ausgiebig mit Drinks beschäftigt habe? Je tiefer man sich in etwas hinein-“arbeitet”, desto seltener werden diese Momente. Dafür weicht die unangebrachte Scham einer euphorischen Freude über eine große Entdeckung – selbst, wenn gefühlt jeder und seine Oma diese Entdeckung schon vor dir gemacht haben. So geschehen zuletzt bei mir und einer fantastischen Rum Old Fashioned-Variante namens Treacle.
Die Story hinter dem Treacle Cocktail
Erfunden hat das Teil in den 80er-Jahren ein Mann namens Dick Bradsell, der auch für so große moderne Klassiker verantwortlich zeichnet wie den Espresso Martini oder den Bramble. Vergleichsweise simple, aber raffinierte Cocktails, die sich einfach nachbauen lassen, aber trotzdem einen ganz eigenen Charakter besitzen. Das gilt auch für den Treacle, den der Autor dieser Zeilen in einem Video des Youtube-Kanals Behind the Bar entdeckt. Eine vergleichsweise bekannte Old Fashioned-Variante, die zum Beispiel auch der Kollege Galumbi schon 2016 genauestens analysiert hat.
Ein Drink, von dem man meint, dass er mir irgendwann seit dem Beginn von Cocktailbart im Jahr 2015 hätte mal über den Weg laufen müssen. Wahrscheinlich ist er das sogar und vielleicht habe ich ihn wegen des Apfelsaft-Toppings in einer Phase tiefst empfundenen Hasses auf jedwede Art von Obst in Old Fashioned-Cocktails einfach weggeklickt oder weitergeblättert. Zwar bin ich nach wie vor kein Freund von zermatschter Orange in dieser Art Drink, aber der Apfelsaft-Float, der den Treacle auszeichnet, der ist anders. Der verleiht ihm eine Fruchtigkeit, die den Hauptdarsteller Rum nicht übermalt sondern unterstützt, eine angenehme, zurückhaltende Süße und eine gewisse Leichtigkeit, die ihn selbst für Old Fashioned-Verächter (“Ist das jetzt echt nur Schnaps mit ‘nem Löffel Zucker?”) zu einer spannenden Wahl macht. So wird er gemixt:
Treacle
TechnikGerührt
Drinks1
Vorbereitungszeit1 Minute
Zubereitungszeit2 Minuten
Zeit3 Minuten
Der Treacle ist eine Variante des Old Fashioned, die gereiften Rum, Zuckersirup, Angostura Bitters und Apfelsaft kombiniert. Die Mischung wird auf Eis gerührt und der Apfelsaft als Float hinzugefügt, was dem Drink eine leichte Fruchtigkeit verleiht, ohne den kräftigen Rum zu überdecken. Die ausgewogene Süße und Säure machen ihn zu einer idealen Wahl für Fans von Rum-Cocktails mit einem fruchtigen Twist.
Zutaten
Für den Cocktail
- 6 cl Gereifter Rum
- 1 Barlöffel Zuckersirup
- 2 Spritzer Angostura Bitters
- 2 cl Apfelsaft
Für die Garnitur
- 1 Orangenzeste
Zubereitung
- 1
Rum, Zuckersirup und Bitters auf Eis rühren.
- 2
In einen Tumbler mit frischem Eis abseihen.
- 3
Mit dem Apfelsaft floaten und mit einer Orangenzeste garnieren.
- 4
Trinken.
Die Einkaufsliste für den Treacle
- Appleton Estate 12 Jahre*
- Plantation Isle of Fiji*
- Angostura Bitters*
- Schicke Tumbler (nicht die aus dem Aufmacher-Bild, die sind vergriffen)*
- Oder du wirfst direkt einen Blick in Cocktailbart’s Liquideria auf amazon.de*
(Mit einem * markierte Links sind Affiliate-Links aus dem Amazon-Partnerprogramm. Benutzt ihr diese für euren Einkauf, erhalten wir dafür eine kleine Provision, am Preis selbst ändert sich für euch nichts.)
Die richtigen Zubereitung
Wie bei den meisten Varianten dieses Cocktail-Templates gehen auch beim Treacle die Details etwas auseinander in Bezug auf die Menge an Zucker oder Bitters. Hier müsst ihr eure eigene Balance finden, die aber freilich auch ein bisschen von den eingesetzten Zutaten abhängt. Auch beim Umgang mit dem Apfelsaft gibt es ein paar Unterschiede, der wird gerne auch mal direkt mit-verührt. Das ist geschmacklich immer noch sehr angenehm, aber je nach Rum lässt sich so der Apfelsaft nicht als solcher identifizieren, man bekommt keinen eindeutigen Treacle, sondern “nur” einen milden Old Fashioned. Deshalb raten wir klar zum floaten, auch wenn sich da bedingt durch die Farbe des Drinks optisch nicht viel tut.
Die richtigen Zutaten für den Treacle
Der Treacle ist kein komplizierter Drink, allerdings lässt sich – wie bei allen vermeintlich simplen Drinks – an wirklich jeder Stellschraube drehen.
Der richtige Rum für diesen Drink sollte ein wenig Funk mitbringen, also die eine oder andere Ester-Note aufweisen. Davon spricht man, wenn man diesen Duft von vergorener Banane und Klebstoff in der Nase hat, vor allem jamaikanische Rums sind dafür bekannt. Ist dieser Funk allzu heftig, gehen die anderen Zutaten allerdings unter. Wir mixen hervorragende Treacles mit Appleton Estate 12 und dem Plantation Isle of Fiji, das Bild oben entstand aus einer Split-Base (sprich: wir haben zwei unterschiedliche Rums verwendet) mit zwei Teilen Compagnie des Indes Latino (fruchtig, leicht süß, weich) und einem Teil Rum Artesanal Burke’s Rum (61%, sehr viel Ester). Letzterer ist ungereift, aber dafür mit irre viel Kraft. Ein spannendes Experiment, das wir gerne wiederholen.
Der richtige Zuckersirup – vielen setzen hier auf Demerara-Zucker oder Rübensirup, auch Muscovado können wir empfehlen. Ihnen allen gemein ist eine malzige Würze, die hervorragend zwischen Rum und Apfelsaft passt. Auch Ahornsirup (am besten tiefdunkel, Grad C) macht eine fantastische Figur in diesem Drink – und generell in jeder Art von Old Fashioned.
Die richtigen Bitters sind eine Frage der Nuancen: Cara Devine von Behind the Bar setzt auf Fee Brothers Walnut Bitters und wir nutzen im Test die Drops & Dashes Nut von The Bitter Truth. Das resultiert in einem fast schon Apfelkuchen-artigen Gesamteindruck. Der macht uns viel Spaß, wer einen klassischen Old Fashioned erwartet, ist von der kuchigkeit des Drinks eventuell überfordert. Da sind Aromatic Bitters wie der Angostura die bessere Wahl.
Der richtige Apfelsaft ist eventuell eine Glaubensfrage, zumindest betont man bei Difford’s Guide, dass klarer Billig-Apfelsaft hier die beste Wahl sei, auch weil Bradsell ihn selbst verwendet hat. Kann man freilich machen, sollte man vielleicht sogar ausprobiert haben. Aber Optik, Geschmack, Stilgefühl und vor allem die Frage: “Wer trinkt das Zeug, wenn ich meine 2 cl in den Drink gepackt habe?” bringen uns zum Schluss, dass wir hier lieber mit naturtrübem Apfelsaft arbeiten.
Die Einkaufsliste für den Treacle
- Appleton Estate 12 Jahre*
- Plantation Isle of Fiji*
- Angostura Bitters*
- Schicke Tumbler (nicht die aus dem Aufmacher-Bild, die sind vergriffen)*
- Oder du wirfst direkt einen Blick in Cocktailbart’s Liquideria auf amazon.de*
(Mit einem * markierte Links sind Affiliate-Links aus dem Amazon-Partnerprogramm. Benutzt ihr diese für euren Einkauf, erhalten wir dafür eine kleine Provision, am Preis selbst ändert sich für euch nichts.)