Old Fashioned: das Rezept für den Urvater aller Cocktails

Ein Old Fashioned Cocktail mit Bourbon Whiskey, Bitters, Zuckersirup und Orangenzeste.
Ein Old Fashioned Cocktail mit Bourbon Whiskey, Bitters, Zuckersirup und Orangenzeste.
Rezept für den Old Fashioned

Rezept für den Old Fashioned:

  • 6 cl Bourbon/Scotch/Rye Whisky
  • 0,5 cl Zuckersirup
  • 3 Spritzer Angostura Bitters
  • 1 Orangenzeste

Alle Zutaten außer der Orangenzeste auf Eiswürfeln rühren. In einen Tumbler mit frischem Eis abseihen. Orangenzeste über dem Drink knicken, in den Cocktail werfen. Trinken!

Die Einkaufsliste
Die Amazon.de-Einkaufsliste für den Old Fashioned

(Mit einem * markierte Links sind Affiliate-Links aus dem Amazon-Partnerprogramm. Benutzt ihr diese für euren Einkauf, erhalten wir dafür eine kleine Provision, am Preis selbst ändert sich für euch nichts.)

Das Rezept für einen Old Fashioned ist simpel: Whisky, Zucker, Bitters, Orangenschale, Eis. Kurz ein bisschen umrühren, fertig. Sollte man zumindest meinen. Tatsächlich streiten aber selbst Profi-Barkeeper darüber, wie man den Urvater aller Cocktails ordentlich zubereitet, ob man ihn noch extra mit einer Orangenscheibe und einer Kirsche garnieren muss/soll/darf und welcher Whisky hineingehört. Wir haben die gängigsten Rezepte getestet.

Die Geschichte des Old Fashioned

Den folgenden oder einen ähnlichen Absatz werdet ihr wohl immer lesen, wenn ihr einen Artikel zum Old Fashioned aufschlagt, darum halten wir uns kurz: Der Old Fashioned gilt als einer der ältesten, wenn nicht sogar als DER älteste Cocktail überhaupt. Er stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde seitdem Dutzende und Hunderte Male immer wieder abgewandelt. Was stets gleich blieb: die Kombination aus Zucker, Wasser, Spirituose und Bitters. Zu seiner Entstehung hieß der Old Fashioned noch schlicht und ergreifend Whisky Cocktail.

Gegen 1862 hielt der Barkeeper Jerry Thomas das Rezept für einen Old Fashioned zum ersten Mal schriftlich fest und verwendete damals anders als heute üblich eine Zitronenzeste für Aroma und Garnitur. Ursprünglich diente die Mixerei wohl nur dazu, eher grässliche Whiskys halbwegs genießbar zu machen. Deswegen hatte der Drink in der Prohibition seine Hochzeit, als man auf selbstgebrannte Widerwärtigkeiten angewiesen war. Ursprünglich verwendete man im Old Fashioned auch Rye Whiskey – den damaligen amerikanischen Standard-Whisky. Erst nach der Prohibition stieg man großflächig auf Bourbon um. Allerdings blieb es dabei nicht – und vor allem im Zuge der Cocktail-Renaissance der letzten Jahre machen auch andere Old Fashioneds wie der Don Lockwood oder der Oaxaca Old Fashioned von sich reden. Aber am bekanntesten ist nach wie vor die Original-Whisky-Variante.

Ein Old Fashioned Cocktail mit Bourbon Whiskey, Bitters, Zuckersirup und Orangenzeste.

Old Fashioned Cocktail-Rezept

4.5 aus 9 Bewertungen
Vorbereitungszeit: 1 minute
Zubereitungszeit: 2 Minuten
Gesamtzeit: 3 Minuten
Cocktail-Kategorie: Shortdrink
Epoche: 19. Jahrhundert
Geschmack: Kräftig
Spirituosen: Whisky

Zutaten

Zubereitung

  • Ein Rührglas mit Eis füllen.
  • Whisky, Sirup und Angostura Bitters eingießen und etwa 1 Minute umrühren.
  • In einen Tumbler mit frischem Eis abseihen.
  • Mit einer Orangenzeste abspritzen und garnieren.
  • Trinken.
Kalorien: 184kcal
Der Urvater aller Cocktails.

Nicht dein Drink? Probier einen anderen:

Old Fashioneds mit Wodka, Tequila, Rum, Brandy

Der Old Fashioned ist nicht einfach nur ein Cocktail, sondern beschreibt durch die Zubereitungsart (Zucker, Schnaps, Bitters) eine ganze Reihe von Cocktails, die teilweise einfach die benutzte Spirituose als Präfix tragen, beispielsweise Tequila Old Fashioned. Kann man alles machen – am besten funktioniert der Old Fashioned durch die warmen Aromen aber tatsächlich mit fassgelagerten Spirituosen wie alten Rum-Sorten oder gutem Cognac. Auch Kombinationen, sogenannte Split Bases sind möglich, so ist etwa der genannte Oaxaca Old Fashioned von Phil Ward eine Kombination von Mezcal und Tequila.

Die Liebe, die Cocktail-Enthusiasten und Bartender gegenüber diesem Drink empfinden, geht so weit, dass er seit 2015 seine eigene Event-Woche hat, die Old Fashioned Week. Entstanden aufdem Rhum Fest Paris, wird dem Drink in der Zweit vom 1. bis 10. November des Jahres mit Hunderten von Varianten in Bars und in den sozialen Medien gehuldigt. Dabei spielt vielerorts aber auch wieder vor allem guter Whiskey eine entscheidende Rolle:

Rye Whisky, Bourbon oder Scotch?

Welcher Whisky ist der beste für einen Old Fashioned? Gute Frage – und sie ist voll und ganz von euch abhängig. Das Schöne an diesem Drink ist, dass er der Spirituose, mit der er hergestellt wird, absoluten Freiraum lässt. Man schmeckt den Whisky stark heraus, erlebt die alkoholischen Noten und die Aromen, reichert sie nur mit einer warmen Note und etwas Süße an. Das kann man nicht mit einem Whisky machen, den man nicht mag. Das Ergebnis unserer Experimente:

  • Old Fashioned mit Bourbon: Die Standard-Variante schmeckt genau so, wie man sie aus den meisten Bars kennt. Nach Bourbon eben. Wer’s ein wenig feiner mag, aber nicht gleich Unsummen investieren will, der greift zu Buffalo Trace. Den gibt’s für um die 20 Euro und er macht einen ausnehmend runden Drink.
  • Old Fashioned mit Scotch: Gerade für einen Old Fashioned lohnt sich der Einsatz eines guten Scotch Whiskys, auch wenn das Aromenspiel mit den Angostura Bitters dann etwas schwierig wird. Chocolate Bitters sind hier meistens die schönere Variante. Allerdings sollten Sie einen eher warmen schottischen Whisky wählen.
  • Old Fashioned mit rauchigen Whiskys: Cocktails mit Peated Malts sind etwas, das man mögen muss – wie die rauchigen Whiskys selbst eben. Während dieses Experiment zum Beispiel beim Whisky Sour sehr oft nach hinten losgeht, funktioniert es  beim Old Fashioned hervorragend, zumindest wenn man nicht die wuchtigsten Rauchbomben benutzt: Durch die geringe Menge an weiteren Zutaten übertönen zu starke Rauchnoten alles, die Bitters schmeckt man kaum heraus. Außerdem beißt sich das Eis mit stark rauchigen Malts wie dem 10jährigen Laphroaig oder einem Lagavulin 16. Der Drink riecht dadurch ein wenig nach kaltem Aschenbecher. Sanftrauchige Malts wie die gängigen Qualitäten von Bowmore oder Talisker funktionieren, brauchen aber auch wieder die Chocolate Bitters, um die warmen Töne zu unterstützen. .
  • Old Fashioned mit Rye Whisky: Unser Highlight im Test. Der Rye verträgt sich nicht nur großartig mit den Bitters, sondern schafft durch seine eigene Würzigkeit eine tolle Verbindung zu den Orangen-Aromen. Während ein Scotch den Old Fashioned stark verändert, bleibt der Rye dem Bourbon-Original, dass die meisten kennen, treu, verleiht ihm aber ein spannenderes Geschmacksdesign.

Zucker oder Zuckersirup in den Old Fashioned?

Es macht geschmacklich gar keinen Unterschied, ob ihr nun Zucker oder Zuckersirup in euren Drink kippt. Wer Zucker nimmt – meist aus Authentizitätsgründen -, muss länger rühren, wer einen Zuckerwürfel benutzt, muss erst stampfen, dann rühren. Der Zuckersirup mischt sich besser, lediglich eine Überdosierung könnte zum Problem werden – ein süßer Old Fashioned geht so gar nicht. Gerade als Einsteiger vermeidet man mit Sirup aber fiesen Zuckercrunch.

Für Mezcal- und Tequila-Old Fashioneds eignet sich Agavendicksaft übrigens hervorragend, American Whiskeys profitieren oft enorm von Ahornsirup. Auch Runny Honey, sprich ein Honigsirup, kann so manchem Destillat eine sehr spannende, würzigere Note verleihen.

Wasser oder kein Wasser?

Muss jetzt Soda da rein oder nicht? Im Ur-Rezept aus dem Cocktail-Barock ist zwar Wasser drin, im Rezept aus der Cocktail-Romantik (50 Jahre später) fehlt es aber. Klar, ab dann hat man mit dem plötzlich besser verfügbaren Eis gearbeitet, das den Drink verdünnt. Geschmacklich macht es keinen Unterschied, ob man jetzt Wasser im Rezept benutzt hat oder nicht – es kommt ja eh noch jede Menge Schmelzwasser dazu. Tatsache aber: Wer mit normalem Zucker statt Zuckersirup arbeitet, erleichtert sich das Vermengen und Rühren, da sich der Zucker mit Wasser schneller auflöst, als wenn man nur den Angostura und Schmelzwasser nimmt. So oder so: selbst wer Wasser nutzt, der gibt nur wenige Tropfen auf den Zucker ins Glas.

Orangen- oder Zitronenzeste?

Auch wenn das klassische Rezept eine Zitronenzeste im Old Fashioned vorsieht, gehört eine Orangenzeste rein. Die harmoniert vor allem mit Rye Whiskeys und Scotch besser und verleiht dem Drink eine fast weihnachtliche, warme Note. Zitronenzesten passen jedoch gut zu pfeffrigen oder eher maritimen Whiskys, beispielsweise dem Talisker Skye – der hat anders als andere Taliskers auch nur wenige Rauchnoten.

Die Orangenzeste kann man etwa zusammen mit dem Zucker und Angostura ein wenig anpressen, um die Öle freizusetzen und den weiteren Drink auf ihr drauf bauen oder man legt sie zum Schluss hinein. Dann knickt man die Schale einmal mit der orangen Seite zum Cocktail und spritzt so die ätherischen Öle über die Oberfläche. Das sorgt für einen angenehmen Geruch, der den geschmack maßgeblich mitbeinflusst. Das Einreiben des Glasrands mit der Zeste ist einigen dann aber olfaktorisch schon wieder zu viel. Bleibt nur: Selber ausprobieren!

Kommt eine Kirsche in den Old Fashioned?

Mit dieser Frage kann man auf Barkeeper-Treffen wahrscheinlich recht problemlos eine Schlägerei auslösen. Die meisten lassen die Cocktail-Kirsche im Jahr 2021 weg, genau wie jede andere Obst-Verzierung. Vor allem wenn ihr billige Cocktailkirschen aus dem Supermarkt nehmt, tut ihr euch und eurem Getränk keinen Gefallen. Mit echten Maraschino-Kirschen oder gar selbstgemachten sieht das anders aus, wir finden persönlich aber nicht, dass der Drink das braucht. Diesem Cocktail-Rezept fehlen keine Frucht-Aromen. Außer ihr mixt ihn mit einem Whisky, den ihr gerne mal mit Kirschlikör und etwas Marmelade trinken würdet (was keinesfalls verwerflich ist im Gegenteil – es hat nur nichts mit Old Fashioneds zu tun).

Ich habe keine Bitters im Haus – kann ich die ersetzen?

Nö. Wer keine Bitters in der Bar hat, kann sich keinen Old Fashioned mixen. Ohne ist der Drink einfach nur Whisky mit Zucker und Orange, was geschmacklich einfach nicht dasselbe ist und Bitters zu ersetzen ist gelinde gesagt schwierig. Am ehesten tut es hier ein Kräuterlikör oder ein besonders gschmackiger Hustensaft – die Ergebnisse sind aber fragwürdig Mist.

Old Fashioned: Built in glass oder im Rührglas mixen?

Beides ist möglich, das Rührglas bedeutet am Ende allerdings noch ein Glas mehr, das ihr spülen müsst. Wer Zucker nimmt, vermeidet mit dem Rührglas aber, dass nicht aufgelöster Zucker im Drink landet. Wir würden’s von der Wahl des Eises abhängig machen: Ein Old Fashioned wirkt am besten mit ein oder zwei richtig großen Eiswürfeln. Die geben aber nur langsam Schmelzwasser ab. Bedeutet: Ihr habt die ersten paar Minuten einen sehr kräftigen Drink vor euch, der kaum verdünnt ist. Wer mit Monster-Eiswürfeln arbeitet, mixt also besser mit kleinerem Eis im Rührglas.

In welches Glas kommt ein Old Fashioned?

In ein Old Fashioned-Glas. Das entspricht im Wesentlichen einem Whiskybecher, also einem Tumbler. Ein kurzes, breites Glas, das gut in der Hand liegt und aus dem man oft auch puren Whisky trinkt, vor allem, wenn man ihn on the rocks genießt.

Die Amazon.de-Einkaufsliste für den Old Fashioned

(Mit einem * markierte Links sind Affiliate-Links aus dem Amazon-Partnerprogramm. Benutzt ihr diese für euren Einkauf, erhalten wir dafür eine kleine Provision, am Preis selbst ändert sich für euch nichts.)

Zuletzt überarbeitet am

Anzeige für Cocktailbarts Merch-Shop.
Anzeige für Cocktailbarts Merch-Shop.

Jetzt für den Newsletter anmelden und nie wieder einen Cocktailbart-Artikel verpassen

Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

9 Kommentare

Klicke hier um einen Kommentar hinzuzufügen
    • Moin Timo,

      tatsächlich noch nie ernsthaft versucht, für einen Shortdrink, der dem Gin ähnlich viel Freiheit lässt wie der Old Fashioned dem Whisky zieht’s mich dann eher zum Martini. Old Genever gibt aber oft richtig gute Old Fashioneds, weil er geschmacklich so sehr zwischen Wacholder und Malt Whisky hängt.

  • Wie immer sehr lecker zum genießen.
    Ich hab letzten einen Tip bekommen einen Chockolate-infused Rye zu testen.
    Dafür hab ich 1/2 Flasche Bulleit Rye mit zwei Esslöffen Kakoa Nibs versetzt und 1 Woche in einer Verschließbaren Flasche stehen lassen.
    Dass in Kombination mit den Bitter Truth Chocolate Bitters gibt dem ganzen nochmal einen netten Kick.

  • Ich frage für ein Freund der verzweifelt förmlich dran und kann Tagelang nicht schlafen. Aber was sind bitters? Orange, Zucker ok kennt man aber Bitters? PS: Frage nicht für Ahmed

  • Hey,

    Toller Artikel, hat Spass gemacht die älteren Versionen zu probieren (Wasser anstatt Eis, Zitrone anstatt Orange, etc.).

    Wobei es tatsächlich auch ohne Bitters geht: anstelle der Bitters und des Zuckers einfach Jägermeister nehmen, denn da ist Zucker drin und eben auch viele Kräuter… das meint auf jedenfall damals ein Kollege aus dem Studium… Resultat: schmeckte grausig und war schade um den Whiskey ?

    Mit freundlichen Grüßen

    • Ahoi,

      danke dir für dein Feedback, freut uns, wenn du Spaß hattest 😀

      Was den Jägermeister angeht – der ist auch nur ein Amaro und richtig eingesetzt auch ein guter, deswegen ist die Denkweise dahinter gar nicht mal falsch. Aber es ist natürlich am Ende rein wegen der nötigen Dosierung durchaus anders – und wenn man dann noch die Standard-Assoziationen aus der Jugend mit dem Jägermeister-Geschmack hat sicher auch … sagen wir: schwierig 🙂

      So oder so: Ein Experiment mit Erkenntnisgewinn ist immer erfolgreich, auch wenn’s grausig schmeckt 😀

      Beste Grüße
      Johann

  • Die Idee mit dem Einreiben des Glases ist wirklich gut, danke dafür. Ich mags als Weintrinker gern auch was zu riechen und ja das hat was weihnachtliches (australische Weihnacht bei 30 Grad Sommer ?).