Longdrink und Highball: Welches Glas für welchen Cocktail?
Das Longdrinkglas ist aus der Mode. Gin Tonics trinkt man inzwischen aus Goldfischgläsern, pure Spirituosen nicht aus einen 12 cm hohem Glaskamin und Craft-Cocktails sehen in Old Fashioned-Gläsern und Coupettes dann doch irgendwie geiler aus. Und die klassischen Longdrinks, die Cuba Libres und Wodka-Os, die trinkt man heutzutage eh noch höchstens an der Tanke aus der Pappdose, oder? Warum also einen Artikel über diese Glasform schreiben? Nun, weil …
- Longdrink nicht gleich Longdrink ist – und das gilt auch für Longdrinkgläser.
- Cuba Libre und sogar ein Screwdriver (so nennt man Wodka-O, wenn man besonders fancy unterwegs ist) gut gemacht ordentliche Drinks sind, die auch ein schönes Glas verdient haben.
- Longdrinkgläser gar nicht wirklich aus der Mode sind, außer vielleicht bei den borniertesten aller Snobhipster. Wir brauchten nur irgendwas als Aufreißer.
Was ist das eigentlich, ein Longdrink?
Ein Longdrink-Glas ist in seiner Form im Prinzip einfach nur ein aufgedoppelter Tumbler, und das hat auch einen guten Grund: Schaut man sich einen durchschnittlichen Cocktail dieser Kategorie an, fußt er zunächst aus einer Basis aus Spirituose, kombiniert mit Cocktail Bitters und/oder frischen Zutaten wie Limetten- oder Zitronensaft. Im Prinzip also ein klassischer Sour oder Julep, je nach Grundzutaten. Und auf diesen Drink schüttet man jetzt eine nicht unerhebliche Menge kohlensäurehaltigen Fillers.
Gut, zugegeben, der tatsächlich Mix-Vorgang ist vollkommen anders; Longdrinks werden praktisch nie geschüttelt und niemand macht sich erst mal einen Whiskey Sour, um dann Cola drüberzuschütten. Eis, Whiskey, Cola, Zitronensaft eventuell, einmal umrühren, fertig ist die Laube. “Im Glas bauen” nennt man das dann. Das Grundprinzip der Rezepturen baut allerdings tatsächlichen in der beschriebenen Weise aufeinander auf – ein Longdrink ist dementsprechend einfach gesagt ein verlängerter, klassischer Cocktail. Damit hätten wir dann auch die Definition der beiden größten Untergruppen dieser Cocktail-Kategorien: Collins und Fizz – beides sind aufgespritzte Sours. Wobei Letzterer dann doch wieder geschüttelt wird, aber egal.
Was zeichnet ein Longdrinkglas aus?
Beginnen wir mit der Collins-Variante. Die entspricht einem “normalen” Longdrinkglas und fasst um die 400 ml. Damit bietet sie viel Platz für Eiswürfel, Spirituose und Filler. Diese Gläser sind im Normalfall breit genug, um 4x4cm-Eiswürfel problemlos zu fassen – wer besonders viel wert auf intensiven Sprudel legt, wählt aber schmalere Gläser. Durch die niedrigere Oberfläche entweicht die Kohlensäure aus Whisky Soda oder Cuba Libre deutlich langsamer. Einer der Gründe, warum klassische Bars den Gin Tonic eben meist nicht im Copa Balloon servieren.
Die 400 ml eignen sich normalerweise perfekt für eine Mischung aus Eis, 5 cl Spirituose, dem Saft einer Limette und ausreichend Filler. Wobei die perfekte Mischung nun wirklich von derart vielen Faktoren abhängt, dass wir euch auf keinen Fall ein Patentrezept für einen Longdrink mitgeben können. Vor allem, weil es unter uns erwachsenen Genießern ganz sicher nicht darum gehen soll, eine minderwertige Spirituose mit Zuckerplörre zu übertünchen, um sich gnadenlos abzuschießen. Lieber einen kräftigen, guten Drink, als dreimal Wasser mit Schuss.
Highball und Fizz-Gläser
Wer gerne mehrere, starke Drinks hätte, sich aber auch nicht die Kante geben will, dem bleibt nur eine Option: kleinere Gläser. Auftritt: Fizz. Denn während ein Collins meist mit reichlich Soda übergossen wird, wird ein Fizz nur mit einem kohlensäurehaltigen Filler sanft getoppt. Da die Grund-Rezepturen von Collins- und Fizz-Varianten trotzdem im Wesentlichen ähnlich sind und sich höchstens um 1 bis maximal 2 cl Spirituosen unterscheiden, werden Fizzes meist in deutlich kleineren Gläsern und oft auch in Weinkelchen oder Tumblern serviert, meistens ohne Eis.
Und um das Ganze jetzt noch komplizierter zu machen, gibt es noch eine dritte Variante an Longdrinks, die sogenannten Highballs. Kurz gesagt handelt es sich dabei um kleine Collins-Cocktails: Viel Spirituose, Eis, wenig Filler, in Gläsern etwa halb so groß wie Longdrinkgläser, zwischen 200 und 250 ml. Vielerorts wird der Begriff Highball einfach synonym zu Longdrink verwendet – das sich die Kategorien zuletzt wieder stärker abgrenzen, ist zumindest in unseren Breitengraden vor allem dem Hamburger Bartender Jörg Meyer und seinen Teams aus den dortigen zwei Boilerman-Bars zu verdanken.
In beiden dreht sich alles um genau diese Highballs. Dabei hat man sich die genaue Definition wohlgemerkt nicht aus den Fingern gesaugt, sondern recherchiert. Könnt ihr auch, etwa in der Online-Bibliothek für alte Cocktail-Bücher der EUVS Library. Im dort zu findenden Buch “Bottoms Up Guide to Pleasant Drinking” von 1949 entdeckt man dann zum Beispiel, dass das Highball-Glas mit 8 oz. angegeben wird – etwa 240 ml. Und weil das tatsächlich eine tolle Glas-Größe ist, um sich über den Abend verteilt durch diverse interessante Drinks zu probieren, empfehlen wir euch, zu den Longdrink-Gläsern in der Hausbar auch ein paar in Highball-Größe zu stellen. Lohnt sich.
Wo finde ich das Glas aus dem Bild oben?
Im mittleren Bild seht ihr das Sculpture Kristallglas (links) und das Perfect Small Longdrinks Glass aus der Perfect Serve-Kollektion von Stephan Hinz, ganz oben das Spiegelau und Nachtmann Prestige Glas. Die Marke hat generell viele tolle Glasvarianten im Angebot, selbstverständlich gibt es aber auch andere hervorragende Anbieter von Highball- und Longdrinkgläsern.
- Spiegelau & Nachtmann Prestige Longdrinkgläser* (wie im Aufmacher)
- Spiegelau Perfect Serve Small Longdrink Glass*
- Nachtmann Sculpture Longdrink Glass*
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