Zwei Flaschen Graphit Cask Strength Rum.

GRAPHIT Cask Strength Rum: Deutschland kann Funk

Dass sich eine Buddel im Zuge einer Verkostung unnatürlich schnell leert, kommt schon mal vor. Wenn’s Spaß macht und man noch einen probiert und dann mal wen anders probieren lässt und dann mal ein, zwei, drei Cocktails ausmixt. Die Fälle, in denen wir eine Flasche vor lauter guter Laune quasi „versehentlich“ geleert haben, noch bevor das erste Wort getippt war, kann ich nach bald 10 Jahren Cocktailbart.de immer noch an einer Hand abzählen. Es ist also immer eine freudige Überraschung, wenn so etwas passiert. Dass es sich bei der genannten Flasche um Rum handelt, erstaunt dagegen wahrscheinlich keinen unserer regelmäßigen Leser.

Eine der Flaschen für diesen Verkostungsartikel wurde uns von Penninger zur Verfügung gestellt. Bedingungen gab es nicht.

Wo die Flasche herkommt, dann vielleicht doch wieder: Waldkirchen, Bayern, Deutschland. Gut, wenn man dann rein zufällig noch weiß, wer da brennt und den einen oder anderen Cocktailbart-Artikel gelesen hat, überrascht es einen dann vielleicht doch gar nicht mal so. Hach, was ein Rollercoaster of Emotions schon wieder. Da unten im bayerischen Wald brennt nämlich der Penninger, der diverse gute Tropfen in unserem Regal verantwortet. Moment mal, schreien da nun vielleicht die Eingeweihten. Der Penninger brennt seinen Rum doch gar nicht selbst. Aber Obacht: Während für den Graphit Dry Rum Zuckerrohrdestillate aus der Karibik geblendet werden, landet im Graphit Cask Strength Rum ausdrücklich Selbstgebranntes.

So wird Graphit Cask Strength Rum hergestellt

Während Destillateurmeister Stefan Penninger das Getreide für den Penninger Troad Whiskey noch aus der Region besorgen konnte, wird das beim Rum freilich schwierig. Die verwendete Zuckerrohrmelasse stammt daher aus der Karibik, alles andere am Herstellungsprozess bleibt bajuwarisch: Die Melasse wird vor Ort in Waldkirchen vergoren und destilliert und darf dann für volle drei Jahre in Eichenfässern reifen. Genauer: Stark getoastete Fässer aus amerikanischer Weißeiche ohne Vorbelegung. Die Sorte Fässer also, die auch für Bourbon Whiskey zum Einsatz kommt, entsprechend ist der Einfluss des Fasses auf den Rum wohl auch etwas größer, als wenn man ein Ex-Bourbon-Fass genommen hätte, wie es sonst bei vielen Rum-Sorten üblich ist.

Der Graphit Cask Strength Rum ist die erste Rum-Abfüllung von Penninger aus eigener Destillation und kommt zur Feier des 120-jährigen Penninger-Jubiläums in eben dieser Cask Strength Limited Edition heraus, die wir so freudig verkostet haben: 57 Volumenprozent, keine Farbstoffe, kein Zuckerzusatz. 2200 Flaschen gibt es davon, auf meiner Bar stehen zum Zeitpunkt, da ich diese Zeilen tippe, 2: Die Nummer 0105, die uns Penninger freundlicherweise zum Verkosten geschickt hat und die 0422, die wir dann regulär bestellt haben, weil die 0105 – Uppsi! – eben leer war. Wie das passieren konnte? Eventuell hatten wir da ja den Funk im Nacken.

So schmeckt der Graphit Cask Strength Rum

Die offiziellen Tasting Notes sprechen von Apfel, Honigmelone, Pflaume, Melone, Kokosnuss, Karamell und Räucheraromen. Das kommt schon so ungefähr hin, aber was uns an diesem deutschen Rum begeistert hat, waren nicht die olfaktorischen und gustatorischen Details. Es war diese obstige funky Ester-Aromatik, die man in der Form sonst fast nur bei Zuckerrohrdestillaten aus Jamaika, Guyana, Martinique oder Haiti findet. Der Graphit Cask Strength besitzt eine karibische Unbeschwertheit, die man so nicht bei einem deutschen Rum vermuten würde, aber durch den merklichen Fass-Einfluss bekommt er etwas eigenes, spezielles. Die Karamell- und Eichennoten rahmen den Funk zusammen mit der leichten Rauchnote gekonnt ein – man möchte nach den ersten zwei Probierschlückchen noch drüber meckern, dass das die Kanten vielleicht zu sehr abschleift, spätestens beim dritten ist aber klar: das muss so.

Graphit Cask Strength Rum im Tiki-Cocktail Driftwood.
Graphit Cask Strength Rum im Tiki-Cocktail Driftwood.

Die 57 Prozent sind handwerklich gefährlich gut eingearbeitet, das Ding hat viel Kraft, geht damit aber zärtlich um. Bei der Verkostung kann man durchaus mit ein paar Tropfen kaltem Wasser nachhelfen, um ihn noch ein wenig zu öffnen, muss man für unseren Geschmack aber nicht.

German Tiki anyone?

Jetzt ist so ein hochprozentiger Rum mit klaren High-Ester-Aromen aber natürlich – zumindest in unseren Griffeln – nicht nur ein Kandidat für die Pur-Verkostung sondern auch für den einen oder anderen tropischen Drink. Das Fazit fällt knapp aus: Wenn ein Drink nach Overproof Rum fragt, könnt ihr ihn guten Gewissens mit Graphit Cask Strength mixen – er funktioniert als Taktgeber im Hintergrund erstaunlich gut, auch wenn er mit 57% eigentlich „nur“ ein Navy Strength Rum ist, kein Overproof.

Als Hauptzutat in Mai Tai, Treacle oder einem Queens Park Swizzle ist er brandgefährlich: Im Tanz mit Säften und Zesten vergisst man allzu schnell, wie viel Alkohol man sich mit 6 cl gerade ins Gesicht donnert. Es bleibt also dabei: genießt verantwortungsvoll. Vor allem dann, wenn ihr gerade Spaß habt. So wie wir mit dieser Graphit Cask Strength Rum-Eigenkreation, in der wir versuchen, dem neuesten Penninger-Streich gerecht zu werden, indem wir Karibik und Heimat kombinieren:

Der Graphit Cask Strength Rum für diesen Artikel wurde uns von Penninger zur Verfügung gestellt, Bedingungen dafür gab es nicht. Ihr findet den Rum online im Penninger-Shop.


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