Die Flaschen für dieses Tasting haben wir im Rahmen einer Competition des deutschen Distributeurs von High West gewonnen. Bedingungen oder Absprachen, ob es nach der Competition zu einer Berichterstattung kommt, gab es nicht.
Vor geraumer Zeit hat der Autor dieser Zeilen an einem Cocktail-Wettbewerb für Hobby-Mixologen teilgenommen. Veranstaltet hat den Spirit of Rum, Veranstalter des German Rum Festivals und vor allem Importeur diverser hochwertiger Rums – sowie noch diverserer anderer Spirituosen. Eine der Marken aus dem Portfolio hört auf den Namen High West und produziert – passend zum Namen – High-End-American-Whiskeys. Der Cocktail-Wettbewerb jedenfalls drehte sich um einen möglichst einfach nachzumixenden, aber spannenden Drink – und irgendwie haben wir’s dann mit unserer flüssigen Interpretation eines Banana Smore’s in die Top 3 geschafft.
Doof nur: grad zum Finale bricht sich Corona bei uns in der Familie Bahn. Weil sich auf die Schnelle kein Ersatzmann finden lässt, nehme ich “digital” teil, erkläre meinen Drink, während ihn der fantastische Bartender der Final-Location viel besser zusammenschüttelt, als ich es je könnte, und fülle komplett außer Konkurrenz automatisch den dritten Platz aus. Superschade, vor allem angesichts einer verpassten anschließenden Nacht voller fantastischer Bourbon-Drinks und lecker BBQ-Food à la Pulled Pork. Beschweren will ich mich aber gar nicht – vor allem weil mich nach ein paar Tagen auch der Preis für den Drittplatzierten erreicht: die komplette in Deutschland verfügbare Whiskey-Range der High West Distillery. Die habe ich in den letzten Monaten dann ausführlich verkostet, vermixt und gelegentlich auch euphorisch Gästen in den Hals geschüttet, garniert mit Erzählungen von meiner grandios legendären Treppchen-Platzierung in einer Cocktail-Competition.
Bevor die Flaschen jetzt endgültig leer sind wird es Zeit, diese vier wunderbaren Tropfen hier einmal vorzustellen – so ein bisschen redaktionelle Sorgfalt wäre bei all der unbedarften Lebensfreude, die diese American Whiskeys uns gebracht haben, dann nämlich irgendwie doch angebracht. Zumindest ein bisschen. Haben wir euch übrigens schon erzählt, dass wir bei dem dazugehörigen Cocktail-Wettbewe… ach, haben wir? Na gut.
Die Story hinter der High West Distillery
Die High West Distillery ist eine vergleichsweise junge American Whiskey-Destillerie, gegründet 2006. Bio-Chemiker David Perkins und seine Frau Jane erarbeiten sich aus ihren eigentlichen Jobs heraus die Feinheiten der Destillation und werkeln ab 2005 in Park City in Utah an der Verwirklichung ihres Traums. 2007 wird der erste High West Whiskey destilliert. Übrigens der erste Utah Whiskey seit 1870 und damit auch heute noch ein absolutes Unikum zwischen Kentucky und Tennessee Bourbons. Die knapp 1000 Liter fassende erste Pot Still mussten die Perkins’ schon 2015 gegen eine 6000-Liter-Variante tauschen, nachdem die Nachfrage explodierte.
Herr wurde man dem, indem man Whiskey zukaufte und von da an im Wesentlichen Blends aus den eigenen und möglichst hochwertigen externen Spirituosen vermählte. Nach und nach gelangen die Rye Whiskeys, die seit 2015 in der größeren Anlage produziert wurden zur Reife, sodass die High West Whiskeys einen immer größeren Anteil an den verkauften Spirits beinhalten. Gute Sache – vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass schon die aktuellen Blends sich auf einem ziemlich hohen Level bewegen.
So schmeckt der High West Prairie Bourbon
Dieser Blended Bourbon besteht aus einem Whiskey aus Indiana mit einer Mash Bill von 75% Mais, 21% Roggen und 4% Gerstenmalz sowie einem geheimen Whiskey aus 84% Mais, 8% Roggen, 8% Gerstenmalz. Alle enthaltenen Bourbons sind zwischen 3 und 13 Jahren alt. Er schwenkt sich für seine 46% angemessen schwer, duftet nach würzigem Honig, Karamell und Vanille. Ein Hauch von Butterkeks kommt durch, wenn man ihn eine Weile atmen lässt. Am Gaumen ist er herrlichen weich, mit Nougataromen und noch mehr Karamell, spätestens im Finish kommt auch wieder der Butterkeks durch. Im Nachklang bleibt ein Hauch von würzigem Ahornsirup.
So schmeckt der High West Double Rye Whiskey
Dieser American Whiskey ist im Prinzip die Rye-Variante des Prairie Bourbon. Der High West Double Rye besteht aus zwei Rye-Whiskey-Varianten mit einer Reifezeit von 3 bis 7 Jahren. Die eine Variante davon stammt erneut aus Indiana und setzt auf 95% Roggen, 5% Gerstenmalz, die andere stammt von der High West Distillery selbst und setzt auf 80% Roggen und 20 gemälztem Roggen. Insgesamt also eine heftige Roggenlastigkeit, die man in dem kernigen Duft sofort erkennt. Würzig, mit klaren Roggennoten, Waldhonig und Milchschokolade. Ein kräutriger Hauch von Anis schiebt sich nach, der dem Rye noch mehr Komplexität verleiht. Am Gaumen kommt er unerwartet soft aber nicht langweilig an, mit Zartbitterschokolade, Vanille, wieder Waldhonig und erst langsam zeigen sich die getreidigen Noten. Im Nachklang ist da wieder der Anis mit einem Hauch von Eukalypthus. Schöner, vielschichtiger Rye.
So schmeckt High West Rendezvous Rye Whiskey
Der Rendezvous Rye ist die höherklassige Variante des Double Rye, kostet deutlich mehr, besteht aber aus zwei Rye Whiskeys mit denselben Mashbills, die allerdings zwischen 4 und 7 Jahren gereift wurden. Der Unterschied ab vom etwas höheren Alter? Im Rendezvous Rye Whiskey hat High West einen deutlich höheren Anteil des eigenen Whiskeys in diesen Blend gebracht. In der Nase macht sich das mit einer deutlich größeren Aromenbandbreite bemerkbar, neben dem klaren Roggen ist da teigiges Brot, Karamell, Vanille, Butterplätzchen, Nougat, Kakaobutter. Am Gaumen gerät er dagegen kräutriger, auch deutlich kräftiger als der Double Rye, mit dunkler Schokolade, Zitrone, leicht bitteren Aromen, die an Champagner erinnern, einem Hauch Wermut und wieder Vanille und Karamell. Das Wunderbare ist, dass er sich mit jedem Schluck leicht ändert, mal schokoladiger, mal kräutriger wird – unbedingt pur verkosten, selbst als Old Fashioned – oder auch als selbsterklärter Manhattan-Ultra!
So schmeckt High West Campfire Whiskey
Der Campfire klingt im ersten Moment nach etwas, das wirklich jemand spätnachts am Lagerfeuer zusammengeschüttet hat. Was drin ist? Rye Whiskey, Bourbon Whiskey und, jap, Scotch. Der Straight Rye und der Straight Bourbon setzen gemessen an den Mash Bills auf dieselben Spezifikation wie der High Prairie Bourbon und der Rendezvous Rye, die Quelle für den Blended Malt aus Schottland ist geheim. Alle Whisk(e)ys sind zwischen 4 und 8 Jahren gereift, der Scotch in Ex-Bourbon-Casks, der amerikanische Part wie üblich in frischen Fässern aus amerikanischer Weißeiche (wie auch alle anderen hier vorgestellten Tropfen). Mild mit leicht süßen Noten dringt der Campfire an die Nase, Toffee ist da und Vanille, aber auch eine entfernte medizinische Note, die ganz leicht an Torfrauch erinnert. Holz und Mate-Tee zeigen sich, gemeinsam mit einem Hauch von Leder. Am Gaumen scheint der Scotch durch, der Rauch – auch wenn nicht dominant – fällt sofort auf. Dazu kommen Schokolade, Bienenwachs, ein nussig-fruchtiger Einschlag der an Tawny Portwein erinnert und im Abgang ein Hauch von Karamell. Ein spannender und vor allem außergewöhnlicher Blend.
Die High West Whiskeys pur in Cocktails
Rendezvous Rye und Campfire Whiskey sind in Sachen Mixability ein wenig außen vor – nicht, weil sie nicht wunderbare Cocktail-Möglichkeiten bieten würden, aber in der Preisklasse über 70 Euro vermixen einfach die wenigsten ihre Whisky-Einkäufe. Ist auch nicht nötig – beide Spirits sind herausragend schöne Sipping-Kandidaten, komplex, kantig und ohne störende Alkoholnoten. Wir vermixen vor allem den Rendezvous Rye auch und gerade wegen seiner kräutrigen Anleihen sehr gerne in eher schlichten Drinks, die ihm viel Raum lassen, wie einem Suburban. Und freilich: Sowohl der Campfire als auch der Rendezvous Rye mixen wunderbare Manhattans und Old Fashioned Cocktails.
Banana S’mores Sour | Cocktail-Rezept mit Bourbon Whiskey
Der Banana S'mores Sour kombiniert den robusten, rauchigen Charakter des High West Whiskeys mit süßen, cremigen Bananen- und Schokoladennoten, die an S'mores erinnern. Die Zugabe von frischem Zitronensaft sorgt für…
Jetzt mixenZu High West Double Rye und High West Prairie Bourbon greift man aber wohl deutlich eher im Angesicht des Shakers – vor allem der Double Rye ist dabei wunderbar vielseitig in Drinks wie einem El Camino oder dem Twelve Mile Limit, in dem er zwar nuanciert, aber dem Drink im Vergleich doch merklich Charakter verleiht. Der High West Prairie Bourbon ist ein hervorragender Pur- und Mixing Bourbon für alle gediegeneren Gelegenheiten – und vor allem ein fantastischer Einstieg in die Welt der High West Whiskeys. Was ihr damit mixen solltet? Na vor allem erstmal unseren fantastischen Gewinner-Cocktail: