Revolte Dry Curaçao in einem klassischen Pegu Club Cocktail.

Revolte Dry Curaçao im Cocktail-Test

Dry Curaçao ist in der Bar genau wie in der Homebar ein riesengroßes Thema – schließlich gibt es kaum einen Likör, der so häufig in klassischen Cocktails zum Einsatz kommt. Egal ob man ihn jetzt Triple Sec, Orangenlikör oder eben Curaçao nennt. Auf der anderen Seite spricht kaum ein Schwein drüber, gute Artikel zum Thema sind rar. So mancher greift Zeit seines liquiden Lebens zum immer gleichen großen Klassiker, ein anderer fischt für 4 Öcken die bekannten Billig-Marken aus dem untersten Supermarkt-Regal. “Ist ja eh nirgendwo mehr als 2 cl drin.”

Die Flasche für dieses Tasting wurde uns von Revolte Rum zur Verfügung gestellt, Bedingungen gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.  

Letzteres ist in den allermeisten Fällen wahr. Dry Curaçao ist Süße-Quelle und Modifier, er gibt ein wenig Frucht und Basis und fertig. Das Problem: wer einen unglaublich guten Drink mixen will, der braucht auch unglaublich gute Modifier. Man bezieht schließlich auch keine Ferrari-Sitze mit PVC. Deshalb zog Revolte Rum-Mastermind Felix Georg Kaltenthaler mit den Jungs der Tin Tin Bar zu Stuttgart los, um einen Dry Curaçao zu entwickeln, der einen ganz eigenen Charakter besitzt – und trotzdem als Teamplayer vor allem andere Zutaten zur Geltung bringt.

Die Story hinter Revolte Dry Curaçao

Ganz ehrlich: Wir haben vom klassischen Revolte Rum über den als Aprilscherz gestarteten Spiced Rum bis hin zum abgefahrenen Swedish Punch bisher (fast) jedes Revolte-Produkt auf Cocktailbart geradezu frenetisch vorgestellt – wir haben also echt keine Lust mehr, Felix einzuführen. Also irgendwie schon, aber … äh …ja, ne, lassen wir das. Jedenfalls: cooler Typ, cooler Stoff. Und weil er gern mit anderen coolen Typen herumhängt, die seine Leidenschaft teilen, hat er den Dry Curaçao zusammen mit Jonas Hald und dem Team der Tin Tin Bar entwickelt, mit denen zusammen er schon diverse andere Projekte und auch Produkte außerhalb der Revolte-Linie gestemmt hat. Laut Kaltenthaler selbst hat Hald sogar den Großteil der Entwicklungsarbeit übernommen: “Der hat halt ne Bomben-Sensorik. Ich musste nur noch ein bisschen mazerieren und Weinbrand dranblenden.”

Revolte Dry Curaçao in einem Mai Tai mit Rum aus unserer hauseigenen Living Bottle.
Revolte Dry Curaçao in einem Mai Tai mit Rum aus unserer hauseigenen Living Bottle.

Für ihren gemeinsamen Orangen-Likör gehen Sie keine vollkommen neuen Wege – aber mit dem Revolte Overproof Rum als Basis sind wir auch recht weit weg von ausgetretenen Pfaden. Darin werden frische, sizilianische Bitterorangen mazeriert. Anschließend kommt wie erwähnt, nach guter Triple Sec-Tradition, Weinbrand dazu. Als Winzersohn produziert Felix auch den selbst, zugekauft wird nix. Jetzt stellt sich nur die Frage: kann der Revolte Dry Curaçao diesem überbevölkerten Schnaps-Genre auch geschmacklich neues hinzufügen oder hätten wir erst probieren und dann die ganzen Vorschusslorbeeren in die Tastatur hämmern sollen?

So schmeckt der Dry Curaçao

Hellgelb schwenkt sich der Likör im Glas und deutlich dünnflüssiger als man es erwarten würde. Nichtsdestotrotz bilden sich ansehnliche Schlieren am Glasrand. Der Duft ist erstaunlich frisch und irre angenehm: Orange durch und durch, dazu der säuerlich-erfrischende Geruch von Limetten, mit einem Hauch von Rauch. Dazu kommen sehr fruchtige Noten, etwas Aprikose und obendrauf ein Hauch von Trauben und Trester. Zum Abschluss schieben sich noch sanft Anklänge von roten Früchten dazwischen.

Nase: Orange, Limette, Rauch, Aprikose, Trauben, Trester, rote Früchte

Zunge: Bitterorangen, Rum, Rauch, Holunder

Die Ankunft auf der Zunge ist Bitterorange pur. Klar mit einer leichten Süße, wir haben hier einen Likör im Glas. Aber keine Sekunde ist das Ding “zu süß”. Leichte Säure, gute Bitternoten und der erkennbare Anklang des Revolte Overproof, der eine Rum-Note und wieder diesen Hauch von Rauch mitbringt. Im Nachklang leicht florale Noten, etwas Holunder. Insgesamt bleibt er aber im Mund etwas weniger komplex als noch in der Nase.

Das neue Revolte-Baby in Cocktails

Natürlich ist der Revolte Dry Curaçao zu 100% als Cocktail-Zutat gedacht, vor allem für klassische Cocktails. Jonas Hald, Headbartender und Miteigentümer der TinTin Bar hat sich entsprechend einen ganz großen Cocktail-Klassiker als Signature Drink auserwählt: den Pegu Club. Die Kombo aus Gin, Dry Curaçao, Lime Juice, Orange- und Angostura Bitters ist ein kräftiger Shortdrink, dem der Revolte durchaus seine Rum-Power verleiht, ohne dabei aber auch nur ansatzweise den Star geben zu wollen. Er heben den Gin und die Bitters hervor, hält sich zurück, aber schiebt aromatisch doch an.

Revolte Dry Curaçao in einem klassischen Brandy Crusta mit Cognac.
Revolte Dry Curaçao in einem klassischen Brandy Crusta mit Cognac.

Ähnlich sieht die Sache in einer Brandy Crusta und in der klassischen Margarita aus: Beide Drinks geraten hervorragend, in einer Blindverkostung könnten wir aber nicht im Ansatz sagen, was den jeweiligen Drink jetzt so besonders macht. Ein Wingman wie man ihn sich wünscht quasi: Unauffällig, aber spielentscheidend. Im Mai Tai geht er natürlich besonders hervorragend auf, die Rum-Basis schreit quasi danach, ihn hier zu verarbeiten. Und weil das so ist, weil der Revolte Dry Curaçao Tiki im Blut hat und wir sofort nach dem Lesen des Rezepts auf der Rückseite eine saublöde Idee für einen neuen Cocktail-Namen hatten und weil der entsprechende Versuch dann zufällig auch noch geil war, präsentieren wir euch den …

Fazit: “Braucht die Welt wirklich noch einen Dry Curaçao?” könnte man zurecht fragen. “Schon.” würden wir antworten. Ein eigenständiges, besonderes und trotzdem klassisches Produkt mit voller Orangennote und jeder Menge Kraft drüberhinaus.

Daten: 37 Prozent, ca. 19 Euro für 0,5 Liter, Deutschland

Felix hat uns eine Flasche des neuen Revolte Dry Curaçao zur Verfügung gestellt, aber weder auf eventuelle Artikel noch auf das Tasting Einfluss genommen. Wir sagen wie immer vielen, lieben Dank.


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