Mezcal wird seit Jahren immer mal als “Das nächste große Ding” verschrien, in Bar-Gesprächen weit jenseits der 23:00 sogar auch mal als “die unweigerliche Folge des Tequila-Booms”. Jetzt ist das mit dem Tequila-Boom so eine Sache: klar, in der Bar- und Homebartender-Welt ist der Agavenschnaps lange kein reiner Wirkungsalkohol mehr – aber in der Welt da draußen wird man für den Satz “Ich hätte einen guten Tequila da – willst du eine Buttermilch Margarita?” manchmal immer noch so angeschaut, als hätte man sich gerade eine Line Koks vom großen Zeh reingeschnieft.
Und da jetzt mit Mezcal etwas nachlegen, das den Tequila im Wesentlichen um die Fortgeschrittenen-Geschmacks-Richtungen “Stark verbranntes Gemüse” und “Teer” erweitert? In einer Welt, die eigentlich auch 2020 auf noch mehr fruchtige Gins wartet, eher schwierig. Vor allem, weil Mezcal eben auch sehr schnell schweineteuer wird, was den oft seltenen Rohstoffen und der aufwendigen Produktion geschuldet ist. Eine Marke, die das Produkt trotz all dem und wegen seiner unbestreitbaren Geilheit zugänglicher machen will: Topanito – hochwertige, aromatische Agaven-Power zum Preis einer guten Flasche Gin? Schauen wir uns an.
Die Story hinter Topanito Mezcal
Während Topanito Mezcal erst seit einigen Monaten zu haben ist, gibt es den Topanito Tequila schon einige Jahre. Das Ziel der Eigenmarke des deutschen Importeurs Perola von Beginn an: Einen hochwertigen 100-Prozent-Agave-Tequila in die Regale und Backbars stellen, der Barmanagern bei der Kalkulation der Getränkepreise nicht die Tränen in die Augen treibt. Dafür verzichtet man auf großangelegte Marketing-Aktionen und Schnickschnack. Einfache Flasche, gut sichtbares aber ebenfalls einfaches Etikett, guter Stoff. Ende. Mit dem Mezcal geht man nun ähnliche Wege.
Zwei Varianten, beide aus Espadín-Agaven (der am weitesten verbreiteten Agaven-Sorte abgesehen von der ausschließlich für Tequila verwendeten Blauen Weber-Agave), beide aus der Destillerie Amantes de lo Ajeno im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca, einer mit 40 Volumenprozent, einer mit 52. Für beide Mezcals müssen die Agaven mindestens sieben Jahre alt werden, bevor ihre Piñas – so nennt man die Agavenherzen, weil sie wie Ananasse aussehen – mindestens fünf Tage lang in Erdgruben geröstet werden. Auch der Rest der Herstellung passiert handwerklich: In einer Esel-betriebenen(!) Mühle werden die Piñas zunächst zerkleinert und in offenen Bottichen mit wilden Hefen eingemaischt. Dann wird doppelt destilliert und abgefüllt.
Der einzige Unterschied zwischen den beiden Topanitos: die Menge an Trinkwasser, die dazukommt, bevor das fertige Produkt abgefüllt wird. Aber macht das geschmacklich wirklich so viel aus? Probieren wir gleich. Viel wichtiger aber: Du hast gerade gegoogelt, ob Ananasse der richtige Plural ist, oder? Na komm, gib’s zu.
So schmeckt Topanito Mezcal 40%
Die Variante mit dem grünen Label fliegt federleicht durch’s Glas, zieht aber trotzdem einige dicke Tropfen an der Glaswand. Der Duft: Mild, aber vielschichtig, mit Noten von Rauch, Teer, vergorener Agave und grüner Paprika. Mit ein bisschen Luft zum Atmen gesellen sich Zitronenzesten und weißer Pfirsich dazu, gemeinsam mit einer gewissen mineralischen Note und etwas Pfeffer.
Nase: Rauch, Teer, vergorene Agave, grüne Paprika, Zitronenzesten, weißer Pfirsich, Pfeffer
Mund: Teer, Heu, Orange, grüner Apfel, Paprika, frischgemahlener Pfeffer
Am Gaumen ist dieser Topanito etwas weniger üppig – vor allem Teer und ein paar grasige Noten von Heu machen sich breit, zusammen mit einer angenehmen aber unerwarteten Bitternote. Dazu kommt etwas Orange, ein wenig grüner Apfel und wieder etwas Vegetales von Paprika und im Nachklang intensiver (aber nicht scharfer) frischgemahlener schwarzer Pfeffer.
So schmeckt Topanito Mezcal 52%
Ölig flackt der lila Topanito im Glas – nach dem Schwenken dauert es einige Sekunden, bis die Flüssigkeitslinie anfängt, in fetten Tropfen langsam zu zerfließen. Der Duft ist zunächst zurückhaltender als bei der leichteren Variante: etwas estriger Klebstoff liegt in der Luft, dazu ein sanfter Hauch von Agave und ein wenig geräuchertes Paprikapulver. Dann lange nichts. Wir müssen das Glas wirklich ein paar Minuten atmen lassen, bevor es Noten von Rosmarin, Eukalyptus und Ingwer offenlegt, zusammen mit einer fruchtigen Melonen-Note.
Nase: Ester, Agave, geräucherter Paprika, Rosmarin, Eukalyptus, Ingwer, Melone
Mund: grüner Apfel, Melone, Zitrusschalen, Eukalypthus, Agave, Pfeffer, geräucherter Paprika, Chili, Rosmarin
Auf der Zunge dagegen zeigt dieser Mezcal seine brachiale Urgewalt: Intensive Noten von angegorenem Obst, grünem Apfel, Melone, Zitrusschalen, dazu wieder Eukalyptus und viel Agave. Auf der Zunge ein angenehmes Pfefferbrennen mit der dazu passenden Geschmacksnote und spätestens im Abgang wieder das geräucherte Paprikapulver. Der Nachklang hält Minuten und bringt Noten von Chili und wieder Rosmarin.
Der Mezcal in Cocktails
Beide Mezcals sind für sich irre gut, die Spannweite zwischen beiden ist aber tatsächlich ansehnlich – die 12 Volumenprozent Unterschied merkt man deutlich. Während der 40-prozentige sich eher für leichte, süffige Cocktails und pur für Mezcal-Einsteiger eignet, zielt Captain 52 Prozent auf eine eher erfahrene Gruppe von Mezcal-Genießern. Das Mehr an Kraft und Komplexität am Gaumen ist pur genossen für den Agaven-Anfänger eventuell pure Überforderung, aber auch in Drinks macht sich diese schiere Kraft noch bemerkbar.
Granny Herrera | Cocktail-Rezept mit Mezcal & Rye Whiskey
Der Granny Herrera kombiniert die rauchigen, erdigen Aromen des Topanito Mezcal mit süßen und würzigen Elementen, die an einen klassischen Apfelkuchen erinnern. Diese einzigartige Mischung schafft einen warmen, komplexen Cocktail,…
Jetzt mixenGut so – dadurch lassen sich mit dem einen hervorragende, angenehm süffige Margaritas mixen, die man trotz merklicher Rauchnote beinahe beiläufig genießen kann und mit dem anderen schüttelt man sich Mezcal Last Words, dass einem die Geschmacksknopsen in panischer Wollust in Ohnmacht fallen. Die mexikanische Paloma, sprich ein Longdrink mit Grapefruitlimo, einem Hauch Salz und Limettensaft funktioniert mit beiden ziemlich gut – der 40%ige geht allerdings fast ein bisschen unter. Spannenderweise gilt das im deutlich komplexeren Mezcal Mule (Rezept unten) nicht. Und bevor ihr gleich fragt: Ja, der Granny Herrera ist im Prinzip ein geschüttelter Old Fashioned. Verpfeift uns bitte nicht bei der Cocktail-Polizei.
Mezcal Mule | Cocktail-Rezept mit Ginger Beer
Der Mezcal Mule ist eine spannende Variation des klassischen Mule-Cocktails, der Mezcal, Limettensaft, Passionsfruchtpüree, Agavendicksaft und Ginger Beer verwendet. Die Zutaten werden mit Eis im Shaker gemixt und in ein…
Jetzt mixenGurkenscheiben mit Limettensaft und Gurkenstücken muddeln, restliche Zutaten (ja, auch das Ginger Beer) und Eis hinzugeben und kräftigen shaken. In ein Highball-Glas oder einen Tumbler mit frischem Eis abseihen, mit Gurke und einem Stück kandiertem Ingwer garnieren. Falls ihr den nicht habt – Chiliflakes auf die Gurke, sieht auch stark aus und gibt dem Drink in der Nase noch eine etwas andere Richtung.
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Fazit: Irre schöner Mezcal, der das Einsteiger-Segment nicht nur mit dem fairen Preis aufmischt. Beide funktionieren pur genauso wie in spannenden Mezcal-Drinks, fortgeschrittene Agaven-Fans zieht es aber klar zur extrem kraftvollen und komplexen 52-Prozent-Variante, die die 10 Öcken mehr absolut wert ist.
Daten 40%-Variante: 40 Prozent, um 30 Euro für 0,7 Liter, Mexico
Daten 52%-Variante: 52 Prozent, um 40 Euro für 0,7 Liter, Mexico