By the Dutch White Batavia Arrack und der Beach Breakfast Cocktail

By the Dutch Batavia Arrack White in einem Pink Funk - einem Hibiscus Silver Fizz.
By the Dutch Batavia Arrack White in einem Pink Funk - einem Hibiscus Silver Fizz.

Stellt euch ein Destillat vor, das irgendwo zwischen Funky Rum und Cachaça liegt, garniert mit einer Prise Rauch. Klingt exotisch? Ist es auch. Dabei war Arrack noch vor ein paar Jahrzehnten weit verbreitet hierzulande, war die gängige Grundlage für Bowlen und Punsch. Was genau drin war? Wusste keiner so genau, hat keinen interessiert – und auch heute ist der Rohstoff für Arrack oder Arrak, wie er auch geschrieben wird, nicht genau definiert.

Die Flasche für dieses Tasting wurde uns von By the Dutch zur Verfügung gestellt, Bedingungen an den Artikel gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.

Der Grund: das Wort stammt wohl ursprünglich aus dem Arabischen und wird für eine Vielzahl an sehr unterschiedlichen Spirituosen gebraucht, etwa für ein Destillat aus Palmwein, einen Anisschnaps und sogar einen Brand aus Kokosblüten. Hier und heute geht es aber ganz spezifisch um Batavia Arrack – ein Rum aus Indonesien, genauer gesagt von der Insel Java. Und der ist zwar in erster Linie ein Zuckerrohrdestillat – aber eben ein richtig abgefahrenes.

Die Story hinter By the Dutch White Batavia Arrack

“Mooooment!” mag der eine oder andere da jetzt skandieren. “Was hat den jetzt Indonesien mit Holland zu tun?” Gut aufgepasst: das Unternehmen By the Dutch, unter dessen Flagge der Batavia Arrack hier segelt hat sich vor allem der Verbreitung großer niederländischer Schnaps-Errungenschaften in den Bars dieser Welt verschrieben. Wie passt also ein derart exotisches Produkt ins Portfolio? Simple Nummer: Java war im 17. Jahrhundert der Dreh- und Angelpunkt des südostasiatischen Handel der Dutch East India Company und die Niederlande zu dieser Zeit eine gewaltige Kolonial- und Wirtschaftsmacht. Arrack war eine richtig große Nummer und praktisch der gesamte Handel damit lief über die Niederländer. Zumindest der europäische Teil der Arrack-Tradition ist damit sehr eng mit den Holländern verknüpft, bei denen die Rum-artige Spirituose auch heute noch einen anderen Stellenwert hat als bei uns.

By the Dutch Batavia Arrack White in einem schlichten aber leckeren Kalibrierungs-Daiquri.
By the Dutch Batavia Arrack White in einem schlichten aber leckeren Kalibrierungs-Daiquri.

 

So, aber jetzt zum spannenden Teil: Was ist Batavia Arrack denn nun eigentlich? Warum schreiben wir davon als “Rum-artige” Spirituose? Prinzipiell haben wir es hier mit einem vollkommen normalem Zuckerrohr-Schnaps zu tun. Der große Unterschied in der Herstellung passiert während des Einmaischens der Melasse – die wird mit wilden Hefen von rotem Reis versetzt und fermentiert offen an der frischen Luft. Die schon länger erhältliche fassgelagerte Variante des By the Dutch Arrack behält davon einen leicht hefigen, an Sake erinnernden Einschlag. Diese neue, weiße Variante hier dagegen hat den die volle Ladung Funk getankt.

Bevor die aber in die Flasche gekommt, wird die fermentierte Melasse doppelt destilliert, darf bis zu 12 Monate in Indonesien in Teak-Behältern reifen und wird dann in Schiedam, der Heimat von By the Dutch nach einem speziellen Rezept verblendet und mit 48 Volumenprozent abgefüllt. Wie bei allen Produkten des Unternehmens braucht ihr übrigens kein vorlautes Schnaps-Magazin um all das zu erfahren: steht alles auf den eng bedruckten Etiketten des Batavia Arracks. Und zwei Meter Seil, die an die Handelstradition der Niederlande und die großen Seefahrerzeiten erinnern sollen, gibt’s zu eimerweise Infos und dem guten Stoff gratis dazu. Aber halt, Stop! Ist der Stoff denn gut? Spoiler: Aber hallo! Trotzdem der Reihe nach:

By the Dutch Batavia Arrack White im absurd schmackhaften Ti Punch.
By the Dutch Batavia Arrack White im absurd schmackhaften Ti Punch.

 

So schmeckt der weiße Arrack von By the Dutch

Eine ganz leichte, gelbliche Färbung zeigt sich im Glas, die man aber leicht übersehen kann, wenn man es nicht vor ein weißes Blatt Papier hält. Die Nase ist für Freunde wilder Zuckerrohrdestillate der pure Traum: Kräftige, leicht Uhu-artige Ester, viel Banane und etwas Olive, dazu ein ganz Korb von vergorenen Früchten und sehr wilde, würzige Noten von Parmesan, ein ganz klein bisschen Anis und eine Messerspitze Rauch.  Klingt wild, ist es auch, insgesamt dominieren aber klar die Früchte.

Nase: Ester, Banane, Olive, vergorenes Obst, Parmesan, Anis, Rauch

Mund: Banane, Pfirsich, Ingwer, Papaya, Leder, Tabak

Der erste Schluck ist aromatisch und komplex – wieder ist da die Banane, wenn auch deutlich weniger offenkundig, diesmal mit etwas Pfirsich und wieder einer leichtes, estriges Uhu-Aroma, dazu eine gewisse Ingwer-Note und auch spürbare -Schärfe, die zusammen mit einem angenehmen Prickeln den Mundraum ausfüllt. Eine leichte Grundsüße verwandelt sich im Abgang in ein fruchtiges Papaya-Feuerwerk, der Nachgeschmack ist leicht ledrig und besitzt Anklänge von Tabak.

Der Batavia Arrack pur und in Cocktails

Pur ähnelt dieser Arrack tatsächlich noch am ehesten gutem brasilianischen Cachaça, auch haitianischer Clairin kommt ihm ziemlich nahe. Beide Spirituosenarten sind zugegeben eher was für Aromen-Masochisten, die unfiltrierte Kraft mitten ins Gesicht zu schätzen wissen – und wenn ihr wie wir zu denen gehört, dann ist der White Batavia Arrack eine ziemlich spannende Sache für ziemlich abgefahrene Drinks. Zum Kalibrieren unserer Geschmacksnerven ist unser erster gemixter Drink aber ein schmuckloser Daiquiri, der hervorragend mundet und auch 15 Minuten nach dem letzten Schluck noch absolut präsent im Mundraum liegt.

Für den Pink Funk jagen wir den By the Dutch White Batavia Arrack mit kleingehäkseltem Hibiskus durch den Dripster.
Für den Pink Funk jagen wir den By the Dutch White Batavia Arrack mit kleingehäkseltem Hibiskus durch den Dripster.

 

Weil wir die Nähe zu Zuckerrohrspirituosen aus frischem Saft wie eben Cachaça oder auch Rhum Agricole schmecken, mixen wir uns danach noch einen Ti Punch – im Prinzip die Agricole-Variante einer Caipirina. Und das war ungelogen einer der besten Ti Punches, die wir je probiert haben – die extreme Aromatik des White Batavia Arrack wird durch die leichte Süße und Säure hervorgehoben, die Ingwerschärfe verschwindet durch die nur ganz sanfte Kühlung und den Zucker komplett, es ist ein Traum. Trotzdem versuchen wir uns natürlich auch an eigenen Drinks, von denen uns zwei ganz besonders begeistert haben. Einer etwas aufwendiger (ihr werdet einen Cold Dripper brauchen). Einer simpel, aber komplex.

Beach Breakfast (nach dem Beach Bonfire von Alex Day)

  • 4 cl Bourbon
  • 2 cl By the Dutch White Batavia Arrack
  • 0,75 cl Kaffeelikör
  • 1 Dash Chocolate Bitters
  • 1 Dash Angostura

Alle Zutaten auf Eis rühren in einen Tumbler mit einem frischen Eisblock abseihen. Mit einem Stück Schokolade garnieren. Trinken.

Der Beach Breakfast ist ein Split Base Old Fashioned - und hat genau die richtige Mischung aus Funk und Sophistication. Funkification quasi.
Der Beach Breakfast ist ein Split Base Old Fashioned – und hat genau die richtige Mischung aus Funk und Sophistication. Funkification quasi.

 

Pink Funk (inspiriert vom Royal Hibisco Gin Fizz von Klaus St. Rainer)

  • 6 cl By the Dutch White Batavia Arrack Hibiscus Cold Drip
  • 3 cl Zuckersirup
  • 2 cl Limettensaft
  • 1 Eiweiß
  • ca. 5 cl Sodawasser

Alle Zutaten außer dem Wasser zusammen  auf Eis kräftig shaken, Eis abseihen und erneut ohne shaken. In ein Highballglas mit frischem Eis abseihen, mit Soda aufgießen und mit einem getrockneten Limettenrad garnieren.

By the Dutch White Batavia Arrack online bestellen!

Fazit: Richtig abgefahrene Nummer, die euch zu abgefahren sein wird, wenn ihr sonst eher in der Welt der Süßrums zu Hause seid. Wenn ihr Cachaça, Clairin und abgefahrenen High-Ester Rum mögt, dann, ja dann haben wir hier für den absoluten Geheimtipp 2020. Unbedingt als Ti Punch testen!

Daten: Indonesien , um 30 Euro, 0,7 Liter, 48 Prozent

By the Dutch hat uns eine Flasche des White Batavia Arrack für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, danach aber weder auf Art noch Umfang eventueller Artikel, noch das Tasting Einfluss zu nehmen versucht. Wir sagen Danke für die tolle und unkomplizierte Zusammenarbeit.

Zuletzt überarbeitet am

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"