Ron Barceló Imperial: der dominikanische Rum im Test

Ron Barceló Imperial im Glencairn-Glas.
Ron Barceló Imperial im Glencairn-Glas.

Ron Barceló Imperial ist eine dieser Spirituosen, die man schon mal irgendwo gesehen und gehört hat – ein Rum, den man kennt. Die Flaschenform, dieses zweidimensionale (zur Seite bauchig, nach hinten flach), das hat sonst kaum jemand. Anders als bei einigen anderen Rums kann man diesen hier wenigstens grob aussprechen und vor allem dieses “Imperial” lässt sich auch und gerade angetrunken noch wundervoll ekstatisch betonen. “Imperi-AL!”. Außerdem hat der Ron Barceló Imperial kistenweise Preise abgeräumt – galt Anfang der 2000er wohl sogar einigen als bester Rum der Welt.

Das alles bei einer Lagerungszeit von mindestens 10 Jahren für jeden einzelnen Rum, der im Ron Barceló Imperial zur Verwendung kommt – und bei einem Preis unter 30 Euro. Klingt nach einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer noch nie ein Gläschchen von diesem Rum getrunken haben, muss sich fast schon fragen: Stimmt da vielleicht was am Geschmack nicht? Sonst wäre das ja alles zu gut, um wahr zu sein. Sollten wir herausfinden – aber erstmal möchten wir wissen, was wir da überhaupt trinken.

Die Story hinter Ron Barceló Imperial

Lange und bewegende Familiengeschichten zu einer Spirituose zu erzählen scheint eine europäische Tradition zu sein – bei karibischen Rum-Sorten ist man da deutlich geradlinigier: 1930 gründete Julian Barceló in Santa Domingo das Unternehmen Barceló und Co., weil er unbedingt einen sauguten dominikanischen Rum machen wollte. Jahrelang gab man sich damit zufrieden, einen gereiften und einen weißen Rum zu verkaufen, 1970 kam der Ron Barceló Gran Añejo dazu (aus mindestens 6 Jahre alten Rum-Sorten), 1980 Ron Barceló Imperial, aus mindestens 10 Jahre alten Rum-Sorten.

1994, da flogen für den Imperial schon die ersten Preise durch die Wohnung, entschied man sich bei Ron Barceló, zu expandieren und nach und nach die Welt zu erobert. Davon wurden die Preise für den Ron Barceló Imperial nicht unbedingt weniger. Heuer feiert er seinen 30. Geburtstag, weswegen man sich entschieden hat, eine Jubiläumsedition zu veröffentlichen – die wird zusätzlich in Bordeaux-Fässern gelagert und besteht aus noch älteren Rum-Sorten – aber heute geht’s erstmal nur um den Imperial. Der steht im Verdacht, nicht so ganz frei von Zusätzen zu sein und wird leicht gezuckert – aber sorgt das auch für einen Geschmack?

So schmeckt Ron Barceló Imperial

Im Glas strahlt der Ron Barceló Imperial in dunkelrotem Bernstein, ist für einen 10 Jahre alten Rum nicht allzu schwer und dickflüssig, trotzdem weit von “dünnflüssig” entfernt. Die Beinchen, die nach dem Schwenken ins Glas zurückfließen, sind wenige an der Zahl, dafür aber erstaunlich langsam und behäbig. Ihnen zuzusehen hat ein bisschen was Hypnotisches. In der Nase kommt als erstes eine warme Karamell-Note an, gefolgt von einem recht ausgeprägten Leder-Ton. Erst danach schieben sich holzige Eiche und ein wenig Tabak ein. Ein bisschen wie destillierter Neuwagengeruch, sehr maskulin.

Nase: Karamell, Leder, Holz, Tabak

Zunge: Karamell, Apfel, Leder, Pfeffer, Tabak, Eiche

Im Mund ist der Ron Barceló Imperial von mildsüßen Butterkaramellnoten geprägt. Im Vergleich mit Zuckerbomben wie dem Don Papa ist die süße Note jedoch fast schon auf Whisky-Niveau, so zart ist sie. Es folgt etwas Frucht, in Kombination mit dem Karamellsüße ein Hauch von Bratapfel, unmerklicher Zimt. Dann schlagen Leder und Tabak zu, eine pfeffrige Schärfe erfüllt den Mund zum Abschluss. Im Nachgeschmack bleibt ein bisschen was von der Eiche und die feine Süße von braunem Zucker. Schmeckt, als würde er zu einer Zigarre passen.

Ron Barceló Imperial in Cocktails

Wir sind sonst große Fans davon, auch mit hochwertigen Spirituosen zu mixen und mit knapp 30 Öcken für den Ron Barceló Imperial müssen wir auch sagen: Wir haben uns schon teurere Späßchen in den Cuba Libre gekippt. Aber die Geschmacksnoten dieses Rums sind verflucht fein, sehr nuanciert – so schmackhaft er ist, so wenig kann er gegen die erdrückende Süße von Cola anstinken oder gegen eine Ladung Ananas in der Pina Colada. Vor allem gibt es wenige Gründe, genau DIESEN Rum für einen Cocktail zu nehmen.

Mit dem Ron Barceló Dorado Añejo und dem Ron Barceló Gran Añejo gibt es zwei sehr gute dunkle Rums aus derselben Baureihe für weniger Geld, die sehr ähnliche Kopfnoten mit in ein Cocktail-Rezept bringen können und dabei auch ziemlich lecker sind. Damit bleibt der Ron Barceló Imperial – zumindest für uns – ein Rum für den puren Genuss. Und auch, wenn selbst die offizielle Homepage dafür nicht ausschließt, ihn “auf Eis zu genießen”: tut’s nicht. Damit bringt ihr euch um jede Menge Aroma. Lieber ein paar Tropfen Wasser ins Glas – das öffnet die Aromen, macht vor allem die Frucht-Noten und den Tabak greifbarer, erlebbarer – und damit noch besser als eh schon.

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Fazit: Ein spannender, vielschichtiger, maskuliner Rum mit viel Bandbreite aber nicht allzu viel Tiefe: in Rum-Cocktails geht er unter. Für puren Genuss ein Preis-Leistungs-Kracher.

Daten: 38%, 0,7 Liter, Dominikanische Republik, ca. 27 Euro

Zuletzt überarbeitet am

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

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