Zuckersirup selber machen | Rezept für die Cocktail-Geheimwaffe

Nicht alle guten Bars machen ihren Zuckersirup selbst - aber es bleibt ein gutes Signal für hochwertige Zutaten.
Nicht alle guten Bars machen ihren Zuckersirup selbst - aber es bleibt ein gutes Signal für hochwertige Zutaten.

Cocktails mixen ist wie Magie, oder? Mit ein paar Handgriffen und den richtigen Zutaten verwandelt ihr eure Hausbar in eine wunderbare Bühne, auf der ihr eure kreativen Ideen zum Leben erweckt. Ihr kombiniert Süßes, Säures, Bitteres und Alkoholisches, experimentiert mit Aromen und Texturen, bis alles harmonisch zusammenspielt. Und wer hätte gedacht, dass dabei einer der unauffälligsten, aber wichtigsten Zaubertricks oft genug der gute alte Zuckersirup ist?

Egal, ob ihr gerade einen Daiquiri mixt oder einen Old Fashioned – der Zuckersirup spielten in eurem Drink eine gewaltige Rolle für  die perfekte Süße und Balance. Sicher, ihr könntet ihn einfach im Laden kaufen, aber mal ehrlich: Was schreibt lauter “Perfektionist” als die Entscheidung, die so simple Kombination von Zucker und Wasser in die eigenen Hände zu nehmen? Und das Beste daran: Er ist einfacher herzustellen, als ihr vielleicht denkt und dabei auch noch vielseitig einsetzbar.

In diesem Artikel nehmen wir euch mit auf eine süße Reise und zeigen euch, warum und wie ihr euren eigenen Zuckersirup herstellen könnt. Und an alle eingefleischten Cocktailbart: Ja, so einen Artikel haben wir in bald 8 Jahren wirklich noch nie gemacht. Warum? Wenn wir ehrlich sind, zum einen aus Faulheit – wir greifen selbst meistens zum gekauften Sirup. Warum? Vor allem wegen der Haltbarkeit. Weil wir viel mit Ahornsirup (Rum- und Whiskey-Drinks) und Agavensirup (everything Agave) süßen, bleibt der Zuckersirup oft monatelang im Schrank. Da kann selbst Sirup mit hohem Zuckergehalt mal schlecht werden – die gekaufte Ware dagegen ist unkaputtbar wie ein Mackes-Burger. Was zugegeben aber auch Rückschlüsse über die Zusatzstoffe zulässt. Wer mehr mit Zuckersirup arbeitet, sollte also auf jeden Fall über einen eigenen Sirup nachdenken. Aber genug der Vorworte, schnappt euch eure Zauberstäbe – äh, Barlöffel – und los geht’s!

Vorteile von DIY-Zuckersirup

Nun, fragt ihr euch vielleicht, warum ihr euch die Mühe machen solltet, euren eigenen Zuckersirup herzustellen, wenn wir das selbst gar nicht so häufig machen? Ist der aus dem Laden nicht gut genug für? Nun, lasst es uns so sagen: Die Macht ist mit euch! Und hier sind die drei wichtigsten Schlagworte, die uns in den Sinn kommen, wenn wir ans Zuckersirup selber machen denken: Kontrolle, Kosteneffizienz und Kreativität.

Zunächst einmal: Kontrolle. Im Gegensatz zu industriell hergestelltem Zuckersirup der meist auf ein Verhältnis von 2 Teile Zucker zu einem Teil Wasser setzt, könnt ihr die Süße und Konsistenz eures Sirups nach Belieben anpassen. Wollt ihr ihn etwas weniger süß? Kein Problem! Bevorzugt ihr einen dickeren, sirupartigen Körper, der euren Cocktail nicht so stark verdünnt? Ihr habt es in der Hand!

Werdet zum Zuckersirup-Paten mit eurer eigenen, süßen Kreation.
Werdet zum Zuckersirup-Paten mit eurer eigenen, süßen Kreation.

Dann: Kosteneffizienz. Ihr werdet erstaunt sein, wie weit ein Beutel Zucker und ein bisschen Wasser euch bringen können. Mit nur wenigen Zutaten und ein wenig Zeit könnt ihr eine Menge Sirup herstellen, die eure Hausbar für viele Cocktails bereit hält. Und das Beste daran? Es kostet euch nur einen Bruchteil dessen, was ihr für die gleiche Menge im Laden zahlen würdet – statt 12 Euro für 700ml zahlt ihr für den Liter Zuckersirup den Preis von einem Päckchen Zucker und einem halben Liter Wasser aus dem Hahn.

Last but not least: Kreativität. DIY-Sirup ist eine wahre Spielwiese für Experimente. Ihr könnt verschiedene Zuckersorten ausprobieren, Aromaten in Form von Kräutern oder Früchten hinzufügen oder sogar ein wenig Zitruszeste für ein zusätzliches Geschmackserlebnis hinzugeben. Mit selbstgemachtem Zuckersirup seid ihr nicht mehr an das gebunden, was der nächstbeste Online-Shop anbietet. Stattdessen könnt ihr einzigartige Geschmacksprofile kreieren, die eure Cocktails auf die nächste Ebene heben.

Zucker im Sirup? Klar, aber welcher?

Der spannendste Part für derlei Experimente ist der Zucker selbst. Die Art des Zuckers, den ihr wählt, ist so wichtig, wie die Wahl der besten Spirituose für euren Cocktail, denn er kann den Geschmack, das Aussehen und sogar das Mundgefühl des Sirups und damit des gesamten Cocktails beeinflussen. Bleiben wir zunächst bei den klassischen Kristallzuckersorten. Da wäre der gute alte weiße Zucker, oft auch als raffinierter Zucker bekannt. Der Sirup, den ihr daraus herstellt, ist klar, rein süß und neutral im Geschmack – ein wahrer Tausendsassa, der in keine spezifische Geschmacksrichtung abdriftet und euren Cocktails nicht seine Farbe aufdrängt. Perfekt, wenn ihr den wahren Charakter eurer anderen Zutaten zur Geltung bringen wollt.

Dann kommen wir zu Braunem Zucker oder Rohrzucker. Diese Sorten bringen mehr als nur Süße ins Spiel. Sie verleihen dem Sirup eine tiefe, goldene Farbe und einen vollmundigeren, fast karamellisierten Geschmack. Sie sind ideal, um euren Cocktails eine gewisse Tiefe und Komplexität zu verleihen, und sorgen für einen warmen, verführerischen Unterton, der besonders gut zu Spirituosen wie Rum und Whiskey passt.

Welche Zuckersorte ihr verwendet, hat gewaltigen Einfluss auf den fertigen Sirup.
Welche Zuckersorte ihr verwendet, hat gewaltigen Einfluss auf den fertigen Sirup.

Aber vielleicht seid ihr auf der Suche nach etwas noch Extravaganterem? Dann könntet ihr mit Muscovado-Zucker experimentieren. Dieser unraffinierte Zucker ist reich an Melasse und bringt eine intensive, fast likörähnliche Süße mit sich und eine merkliche Malzigkeit. Der daraus resultierende Sirup hat einen kräftigen, robusten Geschmack, der sich hervorragend für kraftvolle Cocktails mit gereiften Spirituosen eignet. Ihr seht also, Zucker ist nicht gleich Zucker. Jede Sorte bringt ihren eigenen Charakter in euren Sirup ein und verleiht euren Cocktails ein einzigartiges Profil. Probieren geht über Studieren.

Simple Syrup vs. Rich Simple Syrup

Über eine Sache müssen wir noch reden, bevor ihr loslegen könnt: Das richtige Mischverhältnis von Zucker zu Wasser. Die beiden weitverbreitesten Varianten, die euch vor allem in englischsprachen Rezepten begegnen werden sind Simple Syrup (1 Teil Zucker, 1 Teil Wasser) und Rich Simple Syrup (2 Teile Zucker, 1 Teil Wasser). Beginnen wir mit dem Simple Syrup: Was ihr hier bekommt, ist ein leichter, vielseitiger Sirup, der jedem Cocktail eine schöne Süße verleiht, ohne ihn zu überwältigen. Ob Margarita, Mojito oder Daiquiri – der Simple Syrup ist immer ein willkommener Gast.

Aber manchmal braucht ihr vielleicht etwas mehr Power. Vielleicht einen Sirup, der euren Cocktails eine zusätzliche Portion Süße verpasst und dabei weniger Flüssigkeit mit reinbringt? Hier kommt der Rich Simple Syrup ins Spiel. Mit einem Zucker-zu-Wasser-Verhältnis von 2:1 ist dieser Sirup der Hulk unter den Sirups. Er ist schwerer, süßer und hat mehr Körper. Das macht ihn perfekt für Cocktails, die mehr Süße brauchen, wie zum Beispiel einen Old Fashioned. Wie oben bereits erwähnt, basieren die meisten Sirups aus dem Handel auf diesem Verhältnis. Weil die meisten von euch, die diesen Artikel bis hierhin lesen, bisher diesen verwendet haben sollten, setzen wir für unser Rezept auch auf diesen. Verlangt ein Rezept nach Simple Syrup und ihr wollt diesen nicht extra anrühren, nehmt einfach nur die Hälfte, um dieselbe Zuckermenge in den Drink zu kriegen. Die fehlende Flüssigkeit ist meisten vernachlässigbar.

Zuckersirup für Cocktails selber machen.

Zuckersirup

5 aus 4 Bewertungen
Vorbereitungszeit: 1 minute
Zubereitungszeit: 5 Minuten
Gesamtzeit: 6 Minuten
Cocktail-Kategorie: Sirup#
Geschmack: Süß

Glas & Barwerkzeuge

  • Topf
  • Schneebesen
  • Saubere Flasche zum Abfüllen

Zutaten

  • 435 Gramm Zucker
  • 225 Gramm Wasser

Zubereitung

  • Wasser und Zucker zusammen in einen Topf geben.
  • Unter ständigem Rühren ganz langsam erhitzen (nicht kochen), bis sich der ganze Zucker aufgelöst hat.
  • Noch heiß in eine saubere Flasche mit Verschluss abfüllen, abkühlen lassen und im Kühlschrank lagern.
Euer eigener Basis-Zuckersirup für alle Gelegenheiten.

Nicht dein Drink? Probier einen anderen:

Warum die krummen Zahlen? Weil die angegebenen Mengen ein Gesamtvolumen von 500ml ergeben – Zuckersirup hat nämlich logischerweise eine höhere Dichte als reines Wasser. Wer dieselbe Menge Simple Syrup herstellen will, vermixt je 310 Gramm Wasser und Zucker und kommt so ebenfalls auf den halben Liter.

Aufbewahrung und Haltbarkeit von selbstgemachtem Zuckersirup

Jetzt seid ihr stolze Besitzer eines Zuckersirups aus eigener Produktion. Aber wie hält man den jetzt frisch und lecker? Ganz einfach: Luftdicht verschlossen im Kühlschrank, am besten in einer sauberen Flasche mit Verschluss. Die kühle Temperatur verlangsamt den Wachstum von Mikroorganismen, die euren Sirup ruinieren könnten.

Simple Syrup hält sich im Kühlschrank in der Regel etwa einen Monat. Ja, richtig gelesen, einen ganzen Monat! Das ist genug Zeit, um eure Barkeeper-Fähigkeiten auf die Probe zu stellen und jede Menge toller Cocktails zu mixen. Rich Simple Syrup dagegen ist wie der Duracell-Hase unter den Sirups – er hält und hält und hält… bis zu sechs Monate lang, um genau zu sein. Das ist genial, wenn ihr gerne vorbereitet seid oder einfach gerne eine größere Menge auf Vorrat habt.

Aber Vorsicht ist besser als Nachsicht – selbst der beste Sirup kann schlecht werden. Also haltet eure Nasen bereit und werft einen prüfenden Blick auf euren Sirup, bevor ihr ihn benutzt. Wenn er trüb wird, sich sichtbar Schimmel bildet oder komisch riecht, ist es an der Zeit, ihn wegzuwerfen. Ist zwar schade, aber eure Gesundheit und der Geschmack eurer Cocktails sind wichtiger.

Und der wichtigste Tipp überhaupt: Beschriftet eure Sirup-Flaschen mit dem Herstellungsdatum. So wisst ihr immer genau, wie alt euer Sirup ist und wann es Zeit wird, eine neue Ladung zu brauen. Prost!

Die Bilder für diesen Artikel wurden teilweise mit Hilfe von KI erstellt, Rezept-Foto von Aurélien Lemasson-Théobald auf Unsplash.

Zuletzt überarbeitet am

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

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  • > Beschriftet eure Sirup-Flaschen mit dem Herstellungsdatum.

    Das ist auch für viele andere offene Flaschen ein richtig guter Tipp! Wermut, Likör, Sahnelikör (gut, da lohnt sich das fast nicht, der flockt meistens eh nach wenigen Tagen aus), sogar die eine oder andere Flasche Schnaps (gerade im Sommer kann sich so eine Flasche Agricole blanc schon mal recht stark verändern) … ich sollte wahrscheinlich sogar anfangen, bei meiner offenen Tüte H-Milch im Kühlschrank das Datum draufzuschreiben.