Laphroaig 10 Jahre Islay Single Malt Scotch – der wo nach verbrannten Autoreifen stinkt

Laphroaig 10 Jahre Islay Single Malt Scotch
Laphroaig 10 Jahre Islay Single Malt Scotch

Wer in die Welt der rauchigen Whiskys einsteigt und endlich mal dieses “Islay” schmecken will, von dem immer alle reden, der kauft sich entweder einen 10 Jahre alten Laphroaig oder einen 16 Jahre alten Lagavulin. Der Laphroaig ist mit knapp 30 Euro deutlich günstiger und genießt einen Ruf als rauchige Wildsau für harte Kerle – weswegen sich die meisten für ihn entscheiden. Aber ist er sein Geld wert oder kann das Zeug in Wahrheit gar nix außer stinken?

Tatsache ist: Der zehnjährige Laphroaig hat einen kräftigen charismatischen Rauchgeschmack und wer den nicht mag, dem wird schon in der Nähe des eingeschenkten Glases schlecht. Aber das gehört dazu, wenn man auf Islay-Whiskys steht – der eingangs erwähnte Lagavulin ist sogar noch rauchiger und intensiver. Zugegeben ist er feiner, sein Rauch hat Aromen von Schinken, der Rauch des Laphroaig kommt phenolig daher, erdiger. Aber wie kommt der Rauch eigentlich in den Whisky?

Laphroaig von der schottischen Insel Islay

Der Rauch im Whisky kommt aus der Gerste, genauer: dem Gerstenmalz. Bevor daraus Whisky gebrannt wird, trocknet man es in großer Hitze unter dem Rauch von schottischem Torf. Dazu wird das Malz dünn über einem Holzboden ausgebreitet und mit dem Rechen bearbeitet, während eine Etage tiefer der Torf vor sich hinraucht. Die Hochburg dieses Verfahrens ist die Insel Islay, auf der auch die Brennerei von Laphroaig liegt.

Das Portfolio der über 200 Jahre alten Brennerei umfasst diverse niedrig- bis mittelpreisige Scotches und ein paar recht teure Highlights, von denen sich keiner auf seiner Rauchfahne ausruht – stattdessen experimentiert man viel mit der Fasslagerung des Whiskys: So ruht der Laphroaig Triple Wood etwa in drei verschiedenen Fässern, bevor er letztendlich abgefüllt wird. Der Signature Malt der Distille, der mit knapp 30 Euro bezahlbar ist und dazu noch in fast allen Supermärkten steht, ist der 10jährige von Laphroaig. Und der ist lecker. Wenn man’s mag. Was wir tun. Andere nicht.

Wie schmeckt der 10jährige Laphroaig?

Der Geruch des Whiskys wird beherrscht von phenoligem Rauch, aus dem man klar den Torf herausriecht. Wer jetzt einfach trinkt, bringt sich um jede Menge Aromen. Nehmt euch Zeit, riecht weiter, bis die Nase sich an den Rauch gewöhnt hat. Erwärmt den Laphroaig ein wenig in der Hand. Er dankt es mit fruchtigen Vanille-Noten, die sich einen Weg durch den phenolig-medizinischen Wartezimmergeruch bahnen, mit einer riechbaren Süße und einem sanften Hauch von Salz.

Im Glas liegt er schwer und kräftig und strahlt in einem hellen Bernstein-Ton. Im Mund herrscht zunächst unerwartet die Süße auf der Zunge und anders als man es von der Nase erwartet, bringt der Laphroaig praktisch kein Schärfe mit. Er ist weich und vollmundig, man schmeckt das Eichenfass. Erst am Gaumen greift der Rauch wieder an und so gut dieser Whisky auch schmeckt, sobald man sich an ihn gewöhnt hat: Wenn man den Rauch zum ersten Mal in der hinteren Mundregion schmeckt, fühlt sich der medizinisch wirkende Geschmack an, als hätte man den Erste-Hilfe-Koffer ausgeleckt. Das zu genießen, das muss man lernen.

Nase: Phenolischer Rauch, Salz, Vanille, Honig, Algen

Zunge: Süße, Rauch, Vanille, florale Noten

Glücklicherweise legt sich der Eindruck nach dem zweiten oder dritten Schluck, die Zunge gewöhnt sich an den Torfrauch, lässt anderen Aromen Platz. Die Vanille kehrt wieder zurück und hat florale Aromen im Schlepptau. Das vielzitierte Salz des Laphroaigs schmecken wir leider nicht (auch wenn wir es klar riechen).

Um die Aromen weiter zu öffnen, kommen an dieser Stelle ein paar Tropfen Wasser ins Glas – und das macht beim 10jährigen Laphroaig einen gewaltigen Unterschied: Die Süße überwiegt jetzt deutlich, an der Zungenspitze ist sie förmlich greifbar und der Rauch ist nach wie vor prägnant, aber nicht mehr dominant. Aus der Vanille wird ein warmes, schokoladiges Aroma, der Geruch geht jetzt Richtung Alge und Meeresfrische.

Laphroaig 10 Jahre im Cocktail

Wir mixen uns mit dem Laphroaig einen Whisky Sour und einen Old Fashioned. Während man über den Whisky Sour durchaus reden kann, ist der Old Fashioned eher schwierig, die Kälte des Eises auf die geringe Menge an Flüssigkeit vertragen sich nicht. Das Ganze schmeckt ein bisschen wie Aschenbecher im Winter, obwohl die Aromen der Orangenschalen durchaus mit der floralen Süße des Laphroaigs harmonieren.

Generell solltet ihr diesen Whisky aber pur genießen. Für rauchige Whisky-Cocktails empfehlen wir einen Talisker oder Bowmore mit einer merklichen, aber nicht aufdringlichen Rauchnote oder gleich einen Lagavulin. Der raucht dir zwar auch das Gesicht weg, das speckige Aroma dieses Whiskys bringt aber Geschmacksnoten ins Cocktail-Rezept, die nicht jeder mag, aber in die man sich verlieben kann.

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Fazit: Wahrscheinlich das beste Preis-Leistungs-Verhältnis aller Whiskys, super für Islay-Einsteiger, mies in Cocktails.

Daten: 40%, um 30 Euro, Schottland

Zuletzt überarbeitet am

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"