Root to Fruit – Cocktails mixen mit Kalyx, Ricordino & Camela

Die Root to Fruit-Reihe interpretiert klassische Likör-Konzepte sehr eigen (und erfolgreich) neu.
Die Root to Fruit-Reihe interpretiert klassische Likör-Konzepte sehr eigen (und erfolgreich) neu.

Die Flasche für dieses Tasting wurden uns für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, Bedingungen an einen eventuellen Artikel gab es nicht.

Stephan Hinz kennt man als Bartender und Betreiber der Kölner Bar Little Link, aber auch als Autor des Buches “Cocktailkunst – Die Zukunft der Bar” und – sofern man aus der Branche ist – auch als Consultant in Sachen Bar, Spirituosen, Gastronomie. Mit Root to Fruit bringt er jetzt seine erste eigene Spirituosen-Reihe auf den Markt. Entgegen aller aktuell so laufenden Trends findet sich darunter kein Kaffee-Likör, nichts alkoholfreies und kein Gin. Stattdessen erreichen uns drei sehr eigenständige Flaschen, die sich auf den ersten Blick nur schwer in eine Kategorie pressen lassen. Auf den zweiten Blick übrigens auch.

Ricordino in einem Fizz mit Zitrone und Rosmarinstrauch.
Ricordino in einem Fizz mit Zitrone und Rosmarinstrauch.

Was ist Root to Fruit?

Root to Fruit war für den Autor dieser Zeilen längst nicht nur aber auch aus Marketing-Sicht eine superspannende Produktreihe. Denn einerseits ist das prinzipielle Spirituosen-Konzept erstmal sehr gewagt: Stephan Hinz erschafft mit allen drei Root to Fruit-Spirits – Kalyx, Ricordino, Camela – etwas eigenständiges, lediglich der Camela lässt sich noch den Stempel eines Amaro aufdrücken. Was aber auch nicht viel mehr heißt, als dass er etwas bitterer ist. Alle drei bieten einen fein auskomponierten Mix aus thematisch durchaus zusammenpassenden Aromaten, die so auch auf der Botanical-Liste des nächsten neuen Gins stehen könnten – nur eben in Form eines “Spirit Drinks”. Das ist die Bezeichnung für eine Spirituose, die sich nicht in die klassischen Kategorien der EU-Spirituosenverordnung pressen lässt. Das bedeutet explizit nicht, dass diese sehr allgemeine Kategorie schlecht wäre (im Gegenteil, da lauern wahre Schätze). Aber es macht erfahrungsgemäß das Bewerben dieser Spirituosen etwas komplizierter. Die Antwort auf die Frage: “Und was ist das jetzt?” ist dann nämlich nicht in einem einzigen Wort zu beantworten.

Camela in einem irre guten, orientalisch angehauchtem Negroni.
Camela in einem irre guten, orientalisch angehauchtem Negroni.

Auf der anderen Seite sind Design und Marketing für alle drei Root to Fruit-Produkte sehr stromlinienförmig: auffälliges, detailreiches – und zugegeben: irre schickes! – Design, klare Farbgebung. Wenig Craft-Pauke, mehr so Gute-Laune-Trompete mit Verweis auf die ausschließlich natürlichen Zutaten und die große Bandbreite an Signature Drinks auf den jeweils eigenen Webseiten von Kalyx, Ricordino, Camela. Die dort gezeigten Cocktails kann in ihrer brillanten Schlichtheit jeder nachmixen, der eine Flasche Schaumwein heben oder eine Dose Ginger Beer aufmachen kann. Wir halten fest: Hinz will also allem Anschein nach mit einem einzigen Streich Spritz-Fetischisten und Partypeople ansprechen und gleichzeitig bei allen Bartendern und Homebarnerds die Lücken in der Backbar füllen. Ambitioniert. Um rauszufinden, ob das aus unserer Sicht was geworden ist, müssen wir an der Stelle aber dann doch mal deutlich genauer hinschauen.

Das ist Root to Fruit: Ricordino

Ricordino – L’Essenza Della Dolce Vita ist von allen drei Root to Fruits der greifbarste. Eine sonnengelbe Spirituose, deren Name übersetzt “kleines Andenken” bedeutet, ein wenig italienisch hier und da, ganz viel Mediterranes in der Optik. Das alles erschafft eine Erwartungshaltung an den Ricordino, als würden wir gleich den besten Limoncello der Welt probieren. Aber das hier ist kein Limoncello und will auch keiner sein. Neben saftigen Zitronen landen hier nämlich auch Limetten, Orangenblüten, Angelikawurzel sowie Basilikum, Rosmarin und Thymian in der Flasche.

In der Nase sind es dann tatsächlich auch die Kräuter, die den Ton angeben: Rosmarin und Thymian sind ganz klar erkennbar, untermalt von Zitruszesten und gefühlt auch mit einem Hauch von Salbei. Auf der Zunge wirkt all das viel frischer als erwartet. Hier ist die Zitrone vordergründig, die Orange kommt direkt danach. Eine feine Honigsüße hat der Ricordino und nur eine Winzigkeit angenehmer Bitternoten. Das Mundgefühl ist voluminös, aber – genau wie die Süße – nicht likörig. Am Gaumen bleibt noch lange danach viel Rosmarin, etwas Basilikum und die Zitronenzesten.

Der Ricordino macht im Check viel Spaß in frischen, spritzigen Drinks wie einem Collins oder – freilich – als Spritz. In einer Variante als Mule mit Ginger Beer geht er uns allerdings ein wenig unter. So schön die mediterrane Aromatik, so sehr bleibt fehlt es im gegen die Ingwerschärfe ein wenig an Durchsetzungkraft. Für einen eigenen Drink hatten wir gerade Lust auf einen Sour – und weil die gute, alte White Lady mit Ricordino deutlich sonniger wird, nennen wir diese Variante hier:

Die Bright Lady - ein White Lady-Twist mit Ricordino.

Bright Lady

4.7 aus 3 Bewertungen
Vorbereitungszeit: 2 Minuten
Zubereitungszeit: 2 Minuten
Gesamtzeit: 4 Minuten
Cocktail-Kategorie: Sour
Epoche: Modern
Geschmack: Kräftig, Sauer
Spirituosen: Gin

Glas & Barwerkzeuge

Zutaten

Zubereitung

  • Alle Zutaten zusammen zunächst ohne Eis kräftig shaken.
  • Mit Eis ein weiteres Mal shaken und in eine gefrostete Coupette abseihen.
  • Trinken.
Kalorien: 244kcal
Ein zitrusfrischer, mediterraner Sour.

Nicht dein Drink? Probier einen anderen:

Das ist Root to Fruit: Camela

Der Camela sollte durch den kleinen Aufdruck “Aperitivo Amaro” auf dem Etikett eigentlich noch am leichtesten einzuschätzen sein. Aber Fehlanzeige. Die Spirituose ist den Aromen der legendären Seidenstraße gewidmet, auf der unter anderem Kamele (daher der Name) vor Jahrhunderten Gewürze aus dem Orient bis nach Europa transportierten. Die mystisch-orientalische Optik mit den goldenen Akzenten auf der Flasche ist allerdings ziemlich weit weg von klassisch-italienischer Amaro-Romantik. Die Zutaten dagegen nicht, dazu gehören Granatäpfel und Bitterorangen, Safran, Wermut, Ingwerknollen, Kardamom, Chili und Pfeffer.

Von diesem Mix erschnuppern wir zunächst vor allem Safran und Pfeffer, erst danach schieben sich die fruchtigen Granatäpfel durch. Dazu gesellen sich in der Nase dann aber Räucherstäbchen, Weihrauch und Sandelholz, die wir so nicht erwartet hatten. Auch der Camela gerät am Gaumen dann zunächst fruchtiger als vom Duft her erwartet, schlägt aber dann schnell mit einer wunderbar bitteren Wermut-Breitseite und einer angenehm warmen Chili-Schärfe zu. Wenn man ihn länger im Mund behält, hat er ein schönes Pfefferprickeln und tolle, aber eher sanfte Orangen-Aromen.

Der Camela MUSS in einen Negroni, denn darin funktioniert er hervorragend. Die Mischung auf Frucht und orientalischer Würze lässt auch ein klassisches 1:1:1-Rezept des italienischen Klassikers in einem wunderschönen neuen Licht erstrahlen, während man gleichzeitig den Negroni als solches einwandfrei erkennt. Weil uns für ein eigenes Experiment aber gerade eher nach Tiki war, haben wir einen großen Tropical Amaro-Klassiker neu interpretiert. Statt eines Jungle Bird mixen wir deshalb einen …

Root to Fruit Camela im Sandbird Cocktail.

Sandbird

5 aus 1 Bewertungen
Vorbereitungszeit: 2 Minuten
Zubereitungszeit: 3 Minuten
Gesamtzeit: 5 Minuten
Cocktail-Kategorie: Tiki-Cocktail
Epoche: Modern
Geschmack: Fruchtig, Kräftig
Spirituosen: Rum

Glas & Barwerkzeuge

Zutaten

Zubereitung

  • Alle Zutaten zusammen auf Crushed Ice shaken.
  • Ohne abzuseihen in einen Tumbler gießen.
  • Bei Bedarf mit frischem Crushed Ice toppen und mit allem, was Freude bringt, garnieren.
  • Trinken.
Kalorien: 252kcal
Amaro trifft Orient trifft Tiki.

Nicht dein Drink? Probier einen anderen:

Das ist Root to Fruit: Kalyx

Von Kalyx hatten wir uns in der Root to Fruit-Reihe vorab am wenigsten erwartet. Die Flasche ist rosa, da ist ein Schmetterling drauf und da sind Rosen drin (neben Hibiskus, Himbeeren, Grapefruits, Orangen, Zitronenverbene, Wermutkraut und Veilchenwurzel). Alle Jungs-Mädchen-Klischees außen vor, wir sind eigentlich so gut wie nie die Zielgruppe für Spirituosen in einer solchen Aufmachung.

Aber zum einen ist Kalyx schon pur gar nicht so klischeehaft, wie man meinen könnte. Klar, er ist im Duft floral, Rosen und Hibiskus sind die vordringlichen Aromen, die wir wahrnehmen. Erst langsam schieben sich danach die Himbeeren und die Grapefruit nach. Am Gaumen ist er fruchtig, aber nicht überladen süß, fast schon trockener als seine beiden Brüder, Hibiskus und warme Orangen-Noten spielen hier die Hauptrolle. Im Abgang ist da vor allem die Himbeere, ein wenig Kirsche und eine sanftbittere Note. Fast meinen wir auch, er hätte etwas leicht salziges, mineralisches. Jedenfalls: unerwartet komplex dieser Kalyx.

In Sachen Drinks begeistert er uns dann vor allem in unkomplizierten Highballs mit Tonic oder Ginger Beer, in denen jeweils vor allem seine fruchtigen Noten und der Hibiskus noch stärker hervorkommen. Genau der ist es dann auch, der uns auf die Idee bringt, den Kalyx mit Tequila zu kombinieren – in einem knallrosa Drink, der mindestens so viel Geschmack wie Liebe versprüht.

Eine Kalyx Margarita mit Tequila und Agavendicksaft.

Kalyx Margarita

4 aus 2 Bewertungen
Vorbereitungszeit: 2 Minuten
Zubereitungszeit: 2 Minuten
Gesamtzeit: 4 Minuten
Cocktail-Kategorie: Sour
Epoche: Modern
Geschmack: Floral, Kräftig, Sauer
Spirituosen: Tequila

Glas & Barwerkzeuge

Zutaten

Zubereitung

  • Alle Zutaten zusammen auf Eis kräftig shaken.
  • In eine gefrostete Coupette abseihen.
  • Mit einer getrockneten Limette garnieren.
  • Trinken.
Kalorien: 279kcal
Die fruchtig-florale Version einer Margarita.

Nicht dein Drink? Probier einen anderen:

Root to Fruit Spirits – unser Fazit

Die Root to Fruit-Liköre sind gefällig, butterweich und ganz eindeutig der Stoff, aus dem die Spritz-Träume sind. Trotzdem hat Hinz es geschafft, dass keiner der drei zur langweiligen Kenn-ich-schon-Nummer verkommt. Die Kombination aus Individualität und natürlicher Aromatik und der Mut dazu, Kalyx, Ricordino und Camela nicht einfach nur als süße Liköre auf den Markt zu schmeißen, macht die Root to Fruit-Reihe zu einer durchaus spannenden Nummer. Zum einen für alle, die tatsächlich gerne mal unkompliziert mit einem Schuss Ginger Beer oder Tonic aus dem Handgelenk etwas vollkommen neues für ihre Gin-Tonic-und-Moscow-Mule-müden Freunde ausmixen wollen. Zum anderen für jeden, der gerne mit neuen Spirituosen und Aromakombinationen herumschüttelt und -rührt. Praktischerweise zählen wir zu beidem.

Root to Fruit Spirituosen direkt beim Hersteller kaufen

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

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