Pisco Lunas: Acholado aus Peru

Pisco Lunas in einem irre leckeren El Capitan.
Pisco Lunas in einem irre leckeren El Capitan.

Der Pisco Sour liegt im Trend – obwohl der deutsche Durchschnitts-Barbesucher immer noch Vorbehalte gegen Drinks mit Eiweiß hegt, findet man ihn auf immer mehr Barkarten. Das zugehörige Destillat, der Pisco dagegen der fristet leider immer noch ein Schattendasein. Zwar greifen findige Bartender  für neue Cocktail-Kreationen durchaus gern zum fruchtigen Traubenbrand aus Südamerika, setzen aber dann fast immer auf einen Pisco Puro – einen Brand aus einer einzigen Rebsorte. Pisco Lunas will das ändern – und kommt bisher ausschließlich als Acholado ins Regal.

Die Flasche für dieses Tasting wurden uns von Pisco Lunas zur Verfügung gestellt, Bedingungen gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.  

Im Unterschied zum Puro ist der Acholado ein Cuvée aus verschiedenen Rebsorten – solche Piscos sind oft komplexer und vielschichtiger als die Varianten aus nur einer Rebsorten, aber sie sind dafür meist auch weniger massentauglich. Ist den Herren bei Pisco Lunas aber anscheinend egal. Zum Glück, schließlich verträgt der aktuell noch sehr überschaubare deutsche Pisco-Markt ein wenig Abwechslung.  Bevor wir aber austesten, ob die auch ihren Weg ins Glas findet, kommen hier die Hintergrundinfos:

Die Story zum Pisco Lunas

Vielen südamerikanischen Spirituosen-Unternehmern (Rum-Brenner einmal ausgenommen) ist eine sehr charmante Sache gemein: Sie denken sich keine übertriebene Story aus, erschaffen keine Marketing-Luftschlösser, sondern arbeiten einfach an ihren Produkten, preisen sie in Bars und Messen an und arbeiten dann weiter. So ist das auch beim Pisco Lunas: Im Jahr 2012 treffen sich die peruanischen Herren Fausto Talledo und Miguel Sifuentes, stellen fest, dass sie eine Leidenschaft für Pisco teilen und legen los. Zusammen mit Casa Sotelo, einem peruanischen Pisco-Produzenten, entwickeln Sie ein Destillat, bei dem sie laut eigener Aussage höchstmögliche Qualitätsansprüche ansetzen.

Pisco Lunas im Pisco Sour.
Pisco Lunas im Pisco Sour.

Wie alle peruanischen Piscos wird auch der Lunas nach strengen gesetzlichen Vorgaben gebrannt, die etwa verbieten den Brand nach dem destillieren noch zu verändern – nicht mal verdünnen mit Trinkwasser ist erlaubt. Entsprechend muss man auf die 43 Volumenprozent Alkohol sehr präzise hinbrennen – und darf dabei natürlich auch den Geschmack nicht vernachlässigen. Für ihren Acholado mischen die Lunas-Hersteller nichtaromatische Quebranta-Trauben mit den aromatischen Reben Torontel, Italia, Moscatel und Albilla. “Nicht aromatisch” bedeutet in diesem Fall einfach, dass die Traube nicht ganz so intensiv ist – die Quebranta macht dann auch knapp die Hälfte des Destillats aus, Torontel um die 30 Prozent, Italia 10, Moscatel und Albilla je 5. Das sagt allerdings noch nicht besonders viel über den Geschmack aus, wenn man nicht gerade Pisco-Experte ist. Also springen wir zur Verkostung.

So schmeckt Pisco Lunas

Im Glas ist er klar und schwenkt sich recht schwer, zieht wenige, aber dafür recht prachtvolle Beinchen. In die Nase ziehen Trauben und Zitronen, mit einer starken Frischenote, in einer Blindverkostung würden wir den Pisco Lunas jetzt kurz für Weißwein halten. Mandarinen und Gras riechen wir und sanfte Noten von Birne. Ein bisschen was Florales schwingt mit, es geht in Richtung Pfirsichblüte, dazu ein Hauch feuchter Rinde.

Nase: Trauben, Zitronen, Mandarinen, Gras, Birne, Pfirsichblüte, feuchte Rinde

Mund: Pfirsich, Honig, Trester, Oliven Zitronen

Auf der Zunge kommt er zunächst mit einer sehr milden Süße an, wird erst nach hinten hinaus trockener. Pfirsich und Honig sind die primären Aromen, die wir im ersten Schluck wahrnehmen, Trauben erscheinen erst im Abgang. Im zweiten Schluck sind sie vordergründiger, bringen aber auch leicht erdige Trester-Noten mit rein (wohlgemerkt: das schmeckt nur so. Pisco wird aus frischem Traubenmost gebrannt) und etwas mediterranes, das wir nach kurzem Grübeln als Olive deklarieren. Eine leicht bittere Zitronennote kommt noch nach – aber insgesamt bleibt der Lunas im Mund etwas weniger vielschichtig als in der Nase, dafür kräftiger.

Pisco Lunas pur und in Cocktails

Acholados sind deutlich komplexer als die meisten Pisco Puros und das gilt auch für den Lunas – das Destillat ist außerdem handwerklich einwandfrei und sehr weich, dadurch eignet er sich auch sehr schön als pures Vergnügen. Nur bitte ohne Eis, das mildert die Aromen dann doch sehr deutlich. Allerdings funktioniert dieser Traubenbrand in Cocktails noch besser – die kitzeln seine wahre Komplexität auch auf der Zunge heraus. Das gilt besonders in Shortdrinks wie dem El Capitan – Pisco, roter Wermut, Bitters. Ein wahnsinnig schöner und runder Drink, dem man seine alkoholische Wucht nicht anmerkt.

Pisco Lunas im klassischen Chilcano.
Pisco Lunas im klassischen Chilcano.

Ein kleines Highlight ist der Chilcano – ein klassischer Pisco-Drink mit Ginger Ale und Limettensaft – eigentlich eine unspektakuläre Nummer, die sonst im Wesentlichen nach Ginger Ale schmeckt. Mit Pisco Lunas wird dieser Moscow Mule Perus dann allerdings doch etwas komplexer und spannender, ohne seinen Durstlöscher-Anstrich einzubüßen. Kräftig schmeckt er, mit einem Hauch von Trester – erwachsen fast. Gibt’s diesen Sommer jetzt öfter.#

Ein Pisco Sour mit dem Lunas ist nicht ganz so überbordend fruchtig, wie man das von diesem Drink kennt, sondern zeigt eine schöne Würze und Erdigkeit und in Kombination mit der Limettensäure auch eine irre Komplexität. Im Pisco Punch mit Ananas-Sirup (unbedingt selbstgemachten mit frischem Ananassaft verwenden!) dagegen schieben sich seine Pfirsich- und Honig-Noten nach vorne, die Würzigkeit bleibt dabei allerdings bestehen. Schönes Ding. Und eins, das uns auf Ideen bringt. Unter die Würze würde schließlich noch ein bisschen Umami passen und ein bisschen mehr Spritzigkeit stünde dem Ding auch gut zu Gesicht. Das Ergebnis ist:

Das Cocktail-Rezept für den Matcha Puncho

  • 4 cl Pisco Lunas
  • 1 cl Revolte Overproof Rum
  • 3 cl Homemade Ananassirup
  • 3 cl Limettensaft
  • 1 Barlöffel Matchapulver
  • Ginger Beer zum aufgießen

Alles außer dem Ginger Beer in den Shaker geben und auf Eis hart shaken. In ein Longdrink-Glas mit frischem Eis abseihen und mit dem Ginger Beer auffüllen. Mit einer Erdbeere garnieren. Trinken.

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Fazit: Schöner Acholado-Pisco für alle, die einen waschechten Peruaner suchen, der mehr kann als nur fruchtig, aber den Einsteiger trotzdem nicht überfordert.

Daten: 42 Prozent, Peru, 0,7 Liter, um 24 Euro

Pisco Lunas hat uns eine Flasche für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, danach aber weder auf Art noch Umfang eventueller Artikel, noch das Tasting Einfluss zu nehmen versucht. Wir sagen Danke für die tolle und unkomplizierte Zusammenarbeit.

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"