Barlöffel: Wieso braucht man sie für Cocktails?

Beim Rühren kühlt euer Drink langsamer, bekommt aber weniger Schmelzwasser ab,, Quelle: Fotolia.com © fesenko
Beim Rühren kühlt euer Drink langsamer, bekommt aber weniger Schmelzwasser ab,, Quelle: Fotolia.com © fesenko

Wozu braucht man einen Barlöffel? Klar, jeder versteht, warum man sich als Hobby-Bartender einen Cocktail-Shaker zulegt. Oder fünf. Spätestens, wenn man mal die große Freude hat, jemandem dabei zuschauen zu dürfen, der denkt, er könnte einen Shaker aus normalen Gläsern “bauen”. Kein Gesicht sagt so sehr “Ich hätte die 20 Euro ausgeben sollen.” wie ein Gesicht voller Batida de Coco. Aber warum bitte soll man sich für bis zu 70 Euro einen gezwirbelten Löffel gönnen? Tun’s da nicht auch die Latte Macchiato-Dinger von der Frau/Freundin/Mama? Durch die könnte man ja wenigstens trinken.

Wir sind ehrlich: 70 Euro für einen einzigen Löffel, das geben wir auch nicht aus. Trotzdem ist ein Barlöffel Pflicht – wer sich seine Hausbar einrichtet, sollte neben Shaker, Jigger und Barsieb auf jeden Fall auch einen richtigen Barlöffel einpacken. Mit den Dingern rührt es sich einfach leichter. Sie sind gleichzeitig ein ziemlich zuverlässiges Barmaß. Und vor allem sieht es einfach lässig aus, damit einen Drink umzurühren. Zumindest lässiger als mit den Strohhalmlöffeln aus Mamas Küchenschublade.

Was macht den Barlöffel so besonders?

Barlöffel sind zwischen 25 und 50 cm lang, ihr Stiel ist spiralförmig gedreht. Vor allem die Spirale ist es, die ihn dann auch von einem langen Eislöffel unterscheidet – sie gibt der Hand den nötigen Grip, um den Löffel in sehr schnellen, kreisenden Bewegungen durch’s Glas zu schwingen. Die Länge des Löffels erleichtert das zusätzlich. Das ist wichtig, weil es dafür sorgt, dass ihre den Drink richtig umrührt. “Wie kann man denn bitte was falsch umrühren?!” werdet ihr jetzt vielleicht fragen.

Die Sache ist die: Das Rühren des Drinks löst denselben Effekt aus wie das Shaken, durch die Bewegung beschleunigt sich der Energie-Austausch zwischen Flüssigkeiten und Eis. Der Drink wird kalt, zusätzlich kommt Schmelzwasser rein, was vor allem bei Shortdrinks wichtig ist, die praktisch nur aus Alkohol bestehen. Rührt man zu langsam, kommt zu viel Schmelzwasser in den Drink, bevor er kalt ist. Rührt man nicht fließend, sondern wie ein betrunkener Oger, kloppt man das Eis kaputt und hat kleine Splitter im Cocktail – da könnte man auch shaken. Zusammenfassung: Ein Barlöffel macht es einfacher, einen “fehlerfreien” Drink zu mixen – der Löffel macht die Rührerei schlicht ein bisschen effizienter.

Außerdem praktisch: Die Löffel passen problemlos in hohe Cocktailgläser, vor allem aber in Rührgläser. Die größten Varianten solcher Gläser, in denen man schon mal 5 bis 8 Shortdrinks gleichzeitig mixen kann, können durchaus 20 bis 25 cm hoch sein, die kleinen bringen’s immerhin bereits auf wenigstens 15. Da stoßen die meisten Standard-Löffel dann durchaus schon an ihre Grenzen, wenn man nicht gerade mit der Hand im Getränk hängen will.

Drinks schichten mit dem Barlöffel

Manche Cocktails bestehen aus Schichten, vor allem in Sachen Shots gibt es da einige wie den B52. Leichter Schnaps liegt auf schwerem Likör. Damit sich die Zutaten nicht vermischen, sondern wirklich geschichtet werden, muss man sie langsam in den Drink geben – dafür kann man sie entweder über den Rücken des Löffels laufen lassen oder direkt den Spiral-Stiel des Löffels hinunter. Selbiges gilt übrigens, wenn ihr einen Drink mit einer Zutat floaten möchtet. Beides Techniken funktionieren für uns in etwa gleich gut, weswegen man dafür rein technisch gesehen eigentlich jeden Löffel nehmen kann. Aber: Die Nummer mit dem Stiel sieht halt wieder deutlich cooler aus – und wie wir alle wissen ist Cocktails mixen auch immer ein bisschen Performance-Kunst.

Wie das floaten/schichten genau funktioniert und was man dabei alles falsch machen kann, erklären wir an anderer Stelle mal in einem Artikel über Techniken. Wer – zu Recht – nicht so lange warten will, findet aber diverse gute Videos dazu im Netz.

Der Barlöffel als Barmaß

Nicht zuletzt sind Barlöffel auch ein Barmaß – in Cocktail-Rezepten und vor allem in Büchern liest man häufig die Zutaten-Angabe “1 BL”, sprich 1 Barlöffel. Das entspricht fast immer 5 ml oder eben 0,5 cl – die Menge ist mit dem durchschnittlichen Teelöffel vergleichbar und kommt meist bei Zutaten zum Einsatz, die dem Drink nur einen leichten geschmacklichen Schubs in die richtige Richtung geben oder ihn leicht einfärben. Entsprechend fällt es nur selten ins Gewicht, dass mancher Barlöffel vielleicht 4 ml fasst, ein anderer eventuell schon 6. Übrigens: Das Teil am Löffel,  in das man etwas reinfüllen kann, heißt “Laffe”. Ja, so wie in Lackaffe. Wussten wir auch nicht.

Welche Barlöffel-Varianten gibt es?

Barlöffel unterscheiden sich in Material, Länge und im hinteren Ende – dort finden sich meistens flache, runde Stößel, manchmal aber auch metallene Tropfen, Gabeln, Schmuck-Aufsätze oder sehr selten auch bewegliche Elemente wie Schwungräder. Dieses hintere Ende ist der größte Unterschied zwischen den Produkten. Wer sich die Frage stellt: “Was für einen Barlöffel will ich?” beantwortet diese meist über das, was hintendran hängt. Der Stößel ist am gebräuchlichsten und am sinnigsten, wenn ihr häufig kleinere oder weichere Zutaten zerdrückt, aber dafür nicht gleich den Holzklöppel auspacken möchtet. Auch hier gibt es schon den Unterschied zwischen der simplen runden Platte, Disc genannt, und dem schickeren und massiveren echten Stößel-Aufsatz, der etwas knubbeliger daherkommt.

Barlöffel mit einem Dreizack am Ende dienen dazu, Früchte und Deko aufzuspießen. Praktisch ist das vor allem dann, wenn ihr viel Deko aus fummeligen Gläschen fischen müsst – Oliven, Silberzwiebeln, Essiggürkchen für den Wodka-Exzess. Hängt am Ende des Löffels nichts außer einem Metalltropfen, spricht man von einem Teardrop Bar Spoon. Das Metallteilchen soll den Löffel besser ausbalancieren und ein noch besseres Rühr-Erlebnis bieten. Falls ihr jetzt “Aha?” sagt: Ja, wir auch. Manche Löffel bieten auch die Option, den Aufsatz zu tauschen – meistens  die hochwertigen, teuren. In der Praxis ist es aber günstiger und im Einsatz schneller, sich zwei verschiedene Barlöffel zuzulegen.

Besonders lange Barlöffel stammen meistens aus Japan und auch wenn man sie eigentlich nicht braucht - schick sehen sie ja schon aus. Quelle: Fotolia.com © fesenko
Besonders lange Barlöffel stammen meistens aus Japan und auch wenn man sie eigentlich nicht braucht – schick sehen sie ja schon aus. Quelle: Fotolia.com © fesenko

Bei der Länge der Barlöffel raten wir zu irgendwas ab 30 cm aufwärts – zu lang gibt’s nicht, außer ihr habt einen 50cm-Löffel, aber eine zu kurze Spülmaschine. Apropos Spülmaschine: Während die meisten Edelstahl-Löffel problemlos mit in die Maschine können, müssen gold- und kupferfarbene oder beschichtete Löffel oft per Hand gewaschen werden – nervig. Bleibt die Frage: Warum kostet mancher Löffel 4 bis 6 Euro und manch anderer pralle 70?

Was dürfen die kosten?

Gute Barlöffel sind aus einem Stück gefertigt, dadurch vermeidet ihr schon mal, dass euch die angelöteten Laffen nach dem nächsten Waschgang entgegenkommen. Produktionsfehler passieren beim aufeinanderstöpseln halt leider. Seht ihr in der Beschreibung eines Löffels nirgendwo einen Hinweis auf Edelstahl ist das Teil wahrscheinlich aus Plastik und nur mit einer silbernen Schicht überzogen – Finger weg. Und dann gibt’s noch japanische Varianten – die sind oft länger, immer aus Japan und meistens recht teuer, ab 30 Euro aufwärts. Die eigentliche Frage ist aber doch: Was muss ich für einen Löffel ausgeben, dass ich auch lange Spaß daran habe? Robuste rostfreie Edelstahllöffel mit Stößel oder Teardrop gibt’s schon ab 10 Euro und damit macht ihr selten was falsch.

Brauchbare Dreizack-Varianten erhaltet ihr ab etwa 15 Euro. Wer – wie wir – Glück hat, kann auch mal für 3 Euro was robustes rausziehen.  Von da an ist der Rest eine Stilfrage: Wer einen 50 cm-Löffel will, gibt auch mal 30 Euro aus und wenn Wadasuke draufstehen soll, kommt man je nach Länge auch nicht unter 30 Euro aus dem Laden. (“Ja, der ist aus Japan. Den hat ein alter Mann mit langem Bart in einem Bergdorf geschmiedet. Zumindest bilde ich mir das ein, deswegen bin ich cooler als du!”) Japanische, lange Barlöffel mit austauschbaren Enden – die kosten dann über 50 Euro. Wer so ein Teil aus Lust an der Freude will, dem sei’s natürlich gegönnt. Brauchen tut man’s definitiv nicht.

Welche Drinks werden gerührt?

Zum Abschluss noch ein bisschen Praxis: Wann mixe ich einen Cocktail im Shaker – wann rühre ich ihn einfach um? Der Unterschied ist im Wesentlichen der, dass sich die Zutaten im Shaker besser verbinden. Wichtig ist das, wann immer Säfte, Kräuter oder Liköre im Spiel sind. Gerührt wird, wenn ein Drink lediglich aus alkoholischen Zutaten besteht. Drinks, durch die man am Ende durchgucken will also, und die meist in der Coupette oder im Martini-Glas serviert werden. Schüttelt man die, werden sie so ganz nebenbei auch trüb und damit unansehnlich.

Entsprechende Drinks sind etwa der Manhattan, der Old Fashioned, der Martini, ein Sidecar oder der Gimlet. Sprich: Wer sich’s gerne besonders hart gibt, der kommt jetzt wirklich gar nicht mehr um einen Barlöffel herum. Zu kaufen gibt’s die im Fachhandel oder ihr bestellt euren Barlöffel einfach direkt auf Amazon.de.*

Oder ihr holt euch gleich ein luxuriöses All-in-one-Cocktail-Komplettset* – in diesem findet sich neben einem klassischen Barlöffel auch ein guter Hawthorne Strainer, ein Cocktail-Shaker, ein Barmesser, eine Eiszange, ein Jigger, und, und, und …

(Mit einem * markierte Links sind Affiliate-Links aus dem Amazon-Partnerprogramm. Benutzt ihr diese für euren Einkauf, erhalten wir dafür eine kleine Provision.)

Bildquelle Aufmacher: Fotolia.com © fesenko

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"