Gefährliche Cocktail-Zutaten: Von Allergien und Unverträglichkeiten

Die Mutter aller saugefährlichen Cocktail-Ideen: Trockeneis. Lasst es einfach, wenn ihr keine Verbrennungen riskieren wollt. Auch auf der Harry Potter-Party.
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Cocktails sind gefährlich. Alkohol, so spaßig er ist, ist nichts mit dem man leichtfertig umgehen oder dass man zu oft zu ausschweifend konsumieren sollte. Das muss man sich bei aller Freude an guten Drinks ab und zu einfach ins Gedächtnis rufen, wenn man beruflich, semiberuflich oder als Hobby-Bartender regelmäßig mit Spirituosen zu tun hat. Dank vieler guter Kampagnen in dem Bereich, sowohl von staatlicher Seite als auch aus der Industrie selbst, ist der bewusste Umgang mit Alkohol heute glücklicherweise ein allgegenwärtiges Thema.

Aber wie sieht die Sache eigentlich mit den ganzen anderen gefährlichen Substanzen in euren Drinks aus? Sind manche Säfte, Sirups und Früchte gar nicht so harmlos wie sie scheinen? Lässt sich aus der falschen Zutatenkombo – Grapefruitsaft, Celery Bitters, Chartreuse? – eventuell versehentlich Sprengstoff macgyvern? Ja, nein, so schlimm ist die Nummer nicht. Aber gerade wir als Homebartender sollten hier aufpassen – anders als echte Bartender und Gastronomen sind wir normalerweise nicht ganz so geschult im Umgang mit und vor allem der Wirkung von Lebensmitteln. Das fängt schon damit an, dass wir nur seltenst Cocktail-Karten für unsere Gäste rumliegen haben.

Können Cocktail-Zutaten Allergien auslösen?

Wir alle kennen das: Freunde kommen zum Grillen vorbei, nach dem Essen geht’s zur Hausbar, es fällt der Satz “Du, überrasch mich einfach, ich kenn mich da nicht so aus”. Macht man dann auch, natürlich – aber trotzdem sollte man vor dem ersten Schluck die Zutatenliste durchgeben. Im Normalfall gehen nämlich selbst beste Freunde nicht mit ihren Lebensmittel-Allergien hausieren. Nüsse, etwa in selbstgemachtem Orgeat, Sulfite aus Weinhaltigen Spirituosen wie Wermut oder der Sellerie in den eingangs erwähnten Celery Bitters – all das kann bei Allergikern gefährliche Reaktionen hervorrufen.

Es ist allerdings nicht mal eine Allergie notwendig, um auf eine Cocktail-Zutat mit diversesten Autschis, Aufstoßen und Unwohlsein zu reagieren – da tut’s auch eine handelsübliche Lebensmittelunverträglichkeit. Gut, jetzt ist die Sahne im White Russian für jeden mit Laktose-Unverträglichkeit zum Glück weithin sichtbar, beim Honig im Bee’s Knees sieht die Sache anders aus. Der führt bei einer Fructose-Unverträglichkeit zwar nicht zu so etwas dramatischem wie einem anaphylaktischem Schock, aber auf der Liste von Sachen, die Samstagabend Spaß machen ist aufgebläht die Gästetoilette vollpupsen halt auch eher im unteren Drittel.

Wenn ihr euch da jetzt übrigens selbst wiedererkennt – “Boah, ich weiß echt nicht, was in diesem zweiten Drink war, aber Schatz, wir müssen heim.” – dann kann es sein, dass ihr selbst an einer Lebensmittelunverträglichkeit leidet. Die bleiben leider oft über Jahre hinweg unentdeckt, lassen sich zum Glück aber sehr leicht aufspüren, entweder einfach beim Hausarzt oder über einen simplen Selbsttest für Lebensmittelunverträglichkeiten. Nach den letzten beiden Jahren seid ihr in sowas ja inzwischen bestens geschult.

Aktivkohle und Grapefruitsaft – die Medikamentenkiller

Noch ein wenig grusliger sind allerdings versteckte Gefahren in Lebensmitteln, die weder Allergien noch Lebensmittelunverträglichkeiten auslösen, sondern einfach in Kombination mit anderen Substanzen in eurem Körper in Wechselwirkung treten. Die bekannteste davon ist wahrscheinlich die oft zitierte Aktivkohle, die häufig verwendet wird, um Drinks tiefschwarz zu färben. In der Medizin nimmt man das Zeug aber eigentlich zum entgiften, weil es Stoffe im Körper an sich bindet und wieder rausspült, bevor sie verstoffwechselt werden. Doof nur: das macht die Aktivkohle auch mit Medikamenten. Serviert ihr also jemandem einen Aktivkohledrink, der auf ein eingenommenes Medikament angewiesen ist, kann das gefährlich enden.

Sieht unschuldig aus, trachtet euch aber nach dem Leben: die Grapefruit.
Sieht unschuldig aus, trachtet euch aber nach dem Leben: die Grapefruit.

Ein weniger bekanntes Beispiel: Grapefruitsaft. Der greift bestimmte Enzyme an, durch die die Wirkung diverser Medikamente erheblich beeinflusst werden kann. Jetzt kann man freilich nicht immer wissen, welche Zutat genau mit was noch reagieren könnte – aber man kann zumindest auf Nummer sicher gehen. Schritt 1: Immer dem Gast erklären, was im Drink ist. Und wer sich bei größeren Festivitäten nicht den Mund fusslig quatschen will, schreibt vielleicht doch mal eine schicke Homebar-Karte samt Zutaten.

Schritt 2: Vorsichtshalber mal gegengoogeln, wenn ihr euch unsicher seid. Auf cocktailsafe.org gibt’s zum Beispiel eine tolle Übersicht zu diversen häufig auftauchenden Problemen und Fragestellungen. Die Seite richtet sich zwar nach der amerikanischen Gesundheitsbehörde, da aber immer transparent erklärt wird, woher welche Gesundheits-Info stammt, könnt ihr dort bedenkenlos mit der Recherche starten. Am besten auf der Seite über selbstgemachte Tonic-Sirups – dann müssen wir das nächste Mal auch nicht mehr erklären, warum wir vorsichtshalber doch lieber das aus der Flasche nehmen.

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

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