Hoos Reserve Gin und Hoos Pink Grapefruit Gin im Pur-Tasting und Cocktail-Test

Hoos Pink Gin im Gin & Tonic und der Hoos Reserve Gin im Martini.
Hoos Pink Gin im Gin & Tonic und der Hoos Reserve Gin im Martini.

Heiko Hoos macht Gin, weil er mal an der Bar damit geprahlt hat, das zu können und es dann quasi zufällig  auch funktioniert hat. Nach mehreren Jahren im Gin-Business würde er sich das laut einem Interview mit Eyeforspirits.com aber nicht nochmal antun – zu viel Arbeit. So ehrlich wie der Mann ist auch sein Produkt: Der Hoos London Gin ist ein klassischer London Dry Gin, wacholderbetont, ohne ausgefallene Botanicals, die Flasche ohne Schnickschnack, 0,5 Liter für 25 Euro. 10 Euro günstiger als die meisten deutschen Konkurrenten, weil Heiko trotz stetigem Markenwachstum möglichst viel selbst macht – Brennen, Marketing, Tastings, was auch immer anfällt.

Die Flaschen für dieses Tasting wurde uns vom Hersteller auf unsere Anfrage zur Verfügung gestellt, Bedingungen an den Artikel gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.  

Generell findet der Mann, dass ein Produkt nicht mehr kosten sollte, weil jemand sich dafür eine wahnsinnig tolle Marketing-Kampagne ausgedacht hat – wahnsinnig sympathische Einstellung. Deshalb nutzen auch die Special Editions dieselbe Flasche wie das Original, nur erweitert um einen simplen Aufkleber am Flaschenhals. Das kann man langweilig finden – aber weil wir die Flasche des Hoos Gin eh schon mögen, freunden wir uns mit diesem Mut zur Einfachheit sofort an. Was zählt, ist drin.

Die Story hinter Hoos Reserve Gin und Hoos Pink Grapefruit Gin

Weil er aber dann wohl doch ganz gerne experimentiert, hat Heiko auch zwei ganz spezielle Gins im Angebot: der Reserve Gin lagert 4 Wochen im frischen Eichenfass, im Pink Grapefruit Gin mazerieren Grapefruit-Saft und -Schale sowie Zitronenmelisse – allerdings ist er mit seinen 30,5 Prozent Alkohol un dem Zucker aus dem Saft schon auf halbem Weg zum Likör und offiziell gar kein Gin mehr – innovativ und spannend. Fassgelagerte Gi ns dagegen, die gibt’s schon, aber sie spielen nicht die allzu große Rolle.

Hoos nimmt für beide Varianten den normalen Hoos London Gin als Ausgangspunkt. 120 Flaschen brennt er pro Vorgang, die dann entweder mit Grapefruit getränkt, mit Lapsang Souchong versetzt, im Fass gelagert oder als ganz normalen Hoos Gin verkauft werden. Als solcher reift er auch, aber eben nicht im Holz. Wir machen den Test und schauen: Was kann man mit den beiden Gins wirklich anstellen? Kann man sie auch pur trinken? Rentiert sich der Mehrpreis von knapp 10 Euro pro Flasche beim Reserve Gin? Finden wir raus.

Wie schmeckt Hoos Reserve Gin?

Als alte Whisky– und Rum-Fans freuen wir uns auf den Reserve Gin tatsächlich mehr als auf den Pink Grapefruit Gin, deswegen testen wir den ungeduldig zuerst. Im Glas hat er einen beinahe unmerklichen Gelbstich, wiegt sich leicht ölig im Glas. Der Geruch ist intensiver als beim normalen Hoos Gin, direkt schlägt einem die Eiche entgegen, mit starken Noten von Zitronenschale, begleitet von Wacholder. Dahinter merken wir ein wenig Salbei und etwas Leder. Hintenraus riechen wir noch etwas würziges, erdiges.

Nase: Eiche, Zitronenschale, Wacholder, Salbei, Leder

Zunge: Zitrone, Wacholder, Holz, Melisse

Im Mund schlägt der Hoos Reserve Gin zunächst mit einer intensiven Frische auf. Zitrone und Wacholder dominieren, das Holz kommt erst ein paar Sekunden danach. Genau umgekehrt wie in der Nase also. Im Abgang und Nachgeschmack halten sich vor allem holzige Kräuternoten, die sich aber bis auf Melisse schlecht aufschlüsseln lassen. Generell haben wir den Eindruck, dass der Gin im Mund nicht ganz das halten kann, was die tolle Nase verspricht. Trotzdem: Wer auf die Kombination aus klassischem Gin und Holz steht, bekommt hier ein gutes Produkt.

Der Hoos Reserve Gin funktioniert im Gin Tonic, aber auch in diversen anderen Cocktails.
Der Hoos Reserve Gin funktioniert im Gin Tonic, aber auch in diversen anderen Cocktails.

Hoos Reserve Gin in Cocktails und Gin Tonic

Die Holznoten sind nicht ganz so intensiv, als dass sie beispielsweise in einem Gin Basil Smash viel ausmachen würden. Gegen Frucht und frische Kräuter hat der Gin daher nicht viel zu melden. Das bedeutet aber nicht, dass wir’s hier mit einem reinen Sipping-Gin zu tun haben (auch wenn er als solcher gut funktioniert): In Shortdrinks wie dem trockenen Martini haben die Eichen-Noten durchaus genug Platz, ergeben einen erwachsenen, vielschichtigen Drink, der zum Erforschen einlädt.

Hoos Reserve Gin mit dem Freimeisterkollektiv Very Dry Vermouth im Gibson Martini.
Hoos Reserve Gin mit dem Freimeisterkollektiv Very Dry Vermouth im Gibson Martini.

Im Gin Tonic würden wir kein allzu trockenes Tonic Water einsetzen – der Hoos Reserve Gin selbst ist schon sehr herb, schüttet man da jetzt ein Schweppes Dry drauf, bekommt man einen irre bitteren Drink, der wohl nur britischen Imperialisten ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Mit einem milden und unauffälligen Fever Tree Mediterranean lässt man den Holz-Aromen Platz und wer noch einen Schritt weitergehen will, nimmt einfach Mineralwasser, Zuckersirup und Zitrone und mixt sich einen Gin Fizz – damit haben zumindest wir im Test den meisten Spaß.

Hoos Reserve Gin im Martinez Cocktail mit Tartuffo.
Hoos Reserve Gin im Martinez Cocktail mit Tartuffo.

Wie schmeckt Hoos Pink Grapefruit Gin?

Wir geben’s ja zu: ein bisschen haben wir damit gerechnet, dass der Hoos Pink Grapefruit Gin eher ein bisschen schwach auf der Brust wird. Das da jetzt so eine süße Plörre bei rumkommt. Und so richtige Grapefruit-Fans gibt’s bei uns halt eigentlich auch nicht. Im Glas wirkt der Gin dann auch etwas flüssiger als seine Geschwister – aber eher gelblich-rot als pink. Die erste Nase aber ist dann ganz anders als erwartet: Statt pappsüßer Pinkheit riechen wir vollendete Bitterorange. Echte Grapefruitschale, als würde man an der Frucht selbst riechen, gefolgt von einem starken Sahnebonbon-Aroma, dahinter dann Zitrusfrucht und Wacholder. Nicht unbedingt breit, aber irre tief.

Nase: Grapefruitschale, Sahnebonbons, Zitrusfrüchte, Wacholder

Zunge: Grapefruit, Orange, Wacholder, Honig

Im Mund überträgt sich der Frucht-Bombast sofort auf die Zunge: Eine milde Süße, klare Grapefruit, dazu Orange und Wacholder, etwas Honig. Im Abgang nochmal die fruchtig-bittere Grapefruit, die sich auch noch lange im Mund hält. Ja, das ist Grapefruit, ja das ist fruchtig – aber keine Spur von pseudofemininen Blödeleien, sondern ein ehrliches, ernstgemeintes und vor allem irre spannendes Produkt im Stil eines Sloe Gins – nur halt mit Grapefruit.

Hoos London Gin im Gin Tonic, garniert mit einer Grapefruit-Zeste.
Hoos London Gin im Gin Tonic, garniert mit einer Grapefruit-Zeste.

Hoos Pink Grapefruit Gin in Cocktails

Auch hier: Im Gin Tonic kein zu trockenes Tonic Water verwenden, sonst wird die Sache einfach krass zu herb. Anders als beim Reserve Gin muss man jedoch keine Angst haben, die sanften Aromen zu überdenken – hier ist Dampf dahinter. Deswegen fällt unsere Wahl auf die gängigen Standard-Tonics: Thomas Henry, AQ Monaco, Fever Tree – passt alles, ergibt einen sehr fruchtigen Gin Tonic, der aber noch ganz klar als Gin Tonic erkennbar ist. Wir garnieren mit Grapefruit-Schale, aber Achtung: Mit zu viel davon wird die Nummer bitter und sie reißt außerdem leicht.

Hoos Pink Grapefruit in einem Gin & Tonic.
Hoos Pink Grapefruit in einem Gin & Tonic.

In Cocktails sind die Einsatzmöglichkeiten für den Hoos Pink Grapefruit Gin endlos. Auch hier haben wir viel Spaß mit dem trockenen Martini, im Aviation ist der Gin zumindest verflucht aufregend – die Mischung aus Veilchen, Grapefruit und marzipanigem Maraschino liegt irgendwo zwischen Weihnachten und Frühling. Wenn man Champagner draufschüttet, hat das Cocktail-Rezept das Zeug zum Silvester-Star. Muss man probiert und erlebt haben, aber wäre jetzt nichts, was wir uns jedes Wochenende bestellen würden. Aber der Drink zeigt, was man mit diesem Gin alles noch so anstellen kann. Und dass es außer Sloe Gin noch andere fruchtige Gin-Varianten geben kann, die nicht einfach nur beerig sind. Mit denen lässt sich dann zum Beispiel auch so etwas abgefahrenes realisieren:

Pink Merengue

  • 4 cl Hoos Pink grapefruit
  • 4 cl Rosé Portwein
  • 2 cl Doktorenhof Ananas-Essig

Alle Zutaten zusammen auf Eis rühren und mit geflämmter Merengue servieren. Trinken.

Hoos Reserve  Gin und Hoos Pink Gin direkt beim Anbieter kaufen!

Fazit: Ein spannender Fasslager-Gin, der aber eher was für Liebhaber ist und ein überraschend gradliniger Grapefruit-Gin mit Wucht, von dem wir hoffentlich noch viel hören. Für beide gilt wie schon beim Hoos London Gin: wahnsinnig gutes Preis-/Leistungs-Verhältnis, toll in vielen gängigen Gin-Cocktails.

Daten Hoos Reserve Gin: 44,4 Prozent, Deutschland, um die 35 Euro für 0,5 Liter

Daten Hoos Pink Grapefruit Gin: 30,5 Prozent, Deutschland, um die 25 Euro für 0,5 Liter

Heiko Hoos hat uns für dieses Tasting zwei Tasting-Proben der Gins und zusätzliche Infos zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus hat er aber weder auf das Tasting, noch den Artikel an sich Einfluss zu nehmen versucht. Vielen lieben Dank für die tolle Zusammenarbeit! 

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"