Niemand Dry Gin und der Fancy Hu-Ha Cocktail

Der Fancy Hu-Ha ist ein Longdrink aus Niemand Dry Gin, Tonic, Weißem Port und Lavendel Bitters - und er schmeckt auch ohne Schnickschnack.
Der Fancy Hu-Ha ist ein Longdrink aus Niemand Dry Gin, Tonic, Weißem Port und Lavendel Bitters - und er schmeckt auch ohne Schnickschnack.

Vor über zwei Jahren, ganz am Anfang von Cocktailbart.de haben wir uns des Niemand Dry Gin zum ersten Mal angenommen – und waren damals restlos begeistert, schrieben davon, ein Martini damit schmecke wie “Mit dem Moped über Feldwege fahren, nur stilvoller.” Reichlich schnörkelig, aber das hat unsere Gefühle zu dem Rosmarin-Sandelholz-Gin in der rosa Flasche erstaunlich gut zusammengefasst. Absurd viele verkostete Gin-Sorten und diverse sorglos-glücklich dahingetrunkene Niemand-Cocktails später war es für uns Zeit, uns noch einmal intensiv mit dem Produkt auseinanderzusetzen. Hält Niemand unseren inzwischen etwas verwöhnteren Gaumen stand?

Die Flasche für dieses Tasting wurde uns vom Hersteller zur Verfügung gestellt, Bedingungen an den Artikel gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.  

Die Story hinter Niemand Dry Gin

Die Ursprungsgeschichte freilich hat sich nicht verändert: Niemand entstand aus dem Unternehmen Gin Flight heraus. Hier vertreibt man Gin-Botanicals – sprich: Gewürze und Tee, mit denen man seinen Gin Tonic aufbrezeln kann. Während Gin & Tea & Tonic eine super Sache ist, sind wir auch heute noch nicht die größten Fans davon, uns lose Körner in den Cocktail zu kippen – aber über Geschmack lässt sich nicht streiten. Darüber auch nicht: Sebastian Otto und Torben Paradiek, die beiden Macher hinter Niemand, lieben Gin.

Weil einer von beiden sich hauptberuflich mit Vertrieb beschäftigt und der andere normalerweise Corporate Designs austüftelt, lag es 2015 wohl einfach unglaublich nahe, sich einen eigenen Gin zusammenbasteln, nachdem man sich schon ausgiebig mit Botanicals beschäftigt hat. Also hat man auf den roten Startup-Knopf gedrückt (davon steht in jeder mittelständischen Agentur mindestens einer) und sich so lange in eine Destille gestellt, bis Niemand fertig war. Und ja, das ist genau diese Story vom “Agentur-Gin”, die man allerorten liest und die so mancher Brenner und Gin-Enthusiast verflucht. Aber die zwei haben schon zum Start ein sehr spezielles Leidenschaftsprodukt auf den Markt gebracht – und sich anders als viele Mitbewerber nicht schon nach wenigen Monaten wieder verkrümelt, sondern ihr rosa Baby über Jahre gehegt und gepflegt, es erfolgreich in der Gin-Welt etabliert. Schmecken tut es dann zum Glück auch im Jahr 2018 noch. Und zwar so:

So schmeckt Niemand Dry Gin

Im Glas ist Niemand Dry Gin cremig und schwer, er zieht beim Schwenken eine Unzahl an Beinchen. Der erste Schnupperer ist frisch und holzig, das Sandelholz und der Rosmarin sind ausnehmen präsent, erst dahinter schiebt sich der Wacholder hindurch. Alles zusammen gibt einen sehr harzigen, kräutrigen Einschlag, der begleitet wird von etwas Muskat und einem Hauch Zimt. Eine gewisse Ingwer-Kante, die allerdings auch einen leichten Zitrus-Einschlag hat, nehmen wir wahr – die floralen Noten aus unserem ersten Tasting aber, die finden wir erst, wenn wir Niemand ein paar Minuten stehen lassen und neu ansetzen: Lavendel ist da und sogar ein wenig Kirschblüte.

Nase: Rosmarin, Sandelholz, Wacholder, Baumharz, Muskat, Zimt, Ingwer, Lavendel, Kirschblüte

Mund: Rosmarin, Wacholder, Sandelholz, Ingwer, Zitronenzesten, Zimt, feuchte Rinde, Lavendel

Im Mund kommt Niemand mit sehr viel Kräuterpower an: Rosmarin und Wacholder sind voll da, das Sandelholz bricht sich dahinter Bahn. Eine sanfte Ingwerfrische ist da, zusammen mit etwas Zitronenzeste. Das “verflucht intensive Pfefferbrennen” aus unserem ersten Tasting nehmen wir nicht wahr, der Gin ist angenehm mild, die 46% sind sauber eingearbeitet. Zimt finden wir im Abgang wieder, zusammen mit etwas feuchter Rinde und dem Lavendel. Niemand bleibt angenehm lange auf der Zunge.

Niemand Dry Gin pur und im Gin Tonic

Niemand schmeckt pur, auch wenn der Gin-Purist hier vielleicht meckern wird, dass der Wacholder nicht ganz so dominant ist wie Rosmarin und Sandelholz. Wen das nicht stört, der genießt den Brand bedenkenlos auch ohne Eis – eine leichte Kühlung (wir frosten das Glas) oder ein paar Tropfen Wasser verträgt er, einen ganzen Eiswürfel würden wir aber aus Aroma-Gründen nicht mit ins Glas geben.

Niemand Dry Gin, pur im Glas mit einer lecker Kirsche.
Niemand Dry Gin, pur im Glas mit einer lecker Kirsche garniert.

Anders sieht es da natürlich beim G&T aus, der traditionell jede Menge Eis braucht. Die offizielle Empfehlung lautet, Niemand im Gin Tonic mit Apfel und Rosmarin zu garnieren, was hervorragend funktioniert. Fever Tree Mediterranean ist auch nach zwei Jahren noch unsere bevorzugte Wahl für diesen Gin, es lässt ihm sehr viel Spiel, unterstützt die Kräuter-Aromen und betont genau das, was wir an Niemand gut finden. Allerdings würden wir den Rosmarin hier als Garnitur weglassen und uns mit der Apfelscheibe begnügen.

Eher mainstreamige Tonics wie das Standard-Schweppes, Thomas Henry Tonic Water oder Fentimans Tonic produzieren einen sehr guten G&T, der auch ausreichend Bitternoten mitbringt, die fehlen ihm in Kombi mit dem Mediterranean Tonic. Was wir im Nachtest nicht mehr so ganz nachvollziehen können: Unser damaliger Faible für die Kombi mit Elderflower Tonic und Fentimans 19:05 Herbal Tonic – zu floral, zu abstrus. Hier hat sich wahrscheinlich unser Geschmack einfach in eine andere Richtung entwickelt. Wir bleiben bei trockenen Tonic Waters ohne allzu ausgefallene Geschmacksnoten.

Niemand Dry Gin in anderen Cocktails

Haben wir uns im ersten Test 2016 noch sehr ausgiebig mit Gin Tonics beschäftigt und andere Gin-Drinks halt mal mitgemacht, ist das der Punkt, an dem wir dieser Tage doch deutlich mehr herumwerkeln. Unser negatives Feedback zu Gin Fizz und Gimlet unterschreiben wir so, diese Drinks funktionieren für uns nicht mit Niemand – dass der nicht mit Limette kann unterschreiben wir jedoch nicht. In einem Last Word macht er eine hervorragende Figur. Auch ein Aviation, mit dem wir die floralen Noten betonen, funktioniert ordentlich.

Niemand Dry Gin im Dirty Martini mit Olivenlake.
Niemand Dry Gin im Dirty Martini mit Olivenlake.

Martinis macht der Niemand ebenfalls hervorragende – auch, wenn diese durch die starke Rosmarin-Note alles andere als den gewohnten Geschmack bieten. Aber sowohl der trockene Martini, als auch der Wet Martini (Verhältnis Gin zu Wermut 1:1) oder ein Dirty Martini mit Oliven-Lake ergeben einen spannenden Cocktail. Auf der Rezept-Recherche entdecken wir dann aber noch eine andere Martini-Variante: den Hu-Ha mit Weißem Port statt Wermut. (Anm. der Redaktion: Das Ding heißt eigentlich Hi-Ho, aber wir sind leider Schnarchnasen.) Tatsächlich harmoniert Niemand hervorragend mit weißem Portwein – aber das bringt uns auf eine Idee zu einem spannenden Longdrink, dem …

Fancy Hu-Ha

  • 3,5 cl Niemand Dry Gin
  • 2 cl Weißer Portwein
  • Lavender Bitters (zum Beispiel von Ferdinand’s)
  • Tonic Water

Gin und Portwein zusammen auf Eis in ein Highballglas gießen, mit Tonic Water aufgießen und die Drink-Oberfläche mit Lavendelbitters besprühen und mit einer frisch geschnittenen Rose garnieren. Oder halt einfach einen Tropfen Bitters auf die Oberfläche tropfen – geht natürlich auch.

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Fazit: Auch im Nachtest ein Gin, der heraussticht, optisch wie geschmacklich und uns noch immer begeistert. Die kräutrig-waldigen Noten könnten durch den leicht harzigen Einschlag auch Gin-Fans gefallen, die mit New Western Dry Gins nichts anfangen können und sonst auf “Wacholder First!” setzen.

Daten: 46 Prozent, um 35 Euro für 0,5 Liter, Deutschland

Für dieses Tasting haben uns die Macher von Niemand Dry Gin freundlicherweise eine Flasche zur Verfügung gestellt. Danach haben Sie aber weder versucht auf das Tasting, noch auf diesen Artikel Einfluss zu nehmen, sondern haben ihren Gin für sich sprechen lassen. Wir sagen Danke für die tolle und unkomplizierte Zusammenarbeit. 

Niemand Dry Gin im Sommerwald - das Rezept dazu findet ihr neben diversen anderen auf der Niemand-Webseite.
Niemand Dry Gin im Sommerwald – das Rezept dazu findet ihr neben diversen anderen auf der Niemand-Webseite.

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

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