MoCo Kaffeelikör hat ein zwinkerndes Affen-Alien-Viech mit Ohren aus Kaffeebohnen als Logo. Und wenn wir sonst nichts über den Kahlúa-Konkurrenten aus Rheinland-Pfalz wüssten, wir würden ihm zur nächsten Party folgen. Die Apothekerflasche passt perfekt zu den aktuellen Spirituosen-Trends, das eher knuffige Design und die Schnaps-Sorte – Kaffeelikör – dagegen so gar nicht. Und das ist auch gut so – wir lieben Gin, aber davon schießen jeden Monat zehn neue aus dem Boden – Liköre mit Trend-Potenzial von hippen, hungrigen Studenten dagegen sind (noch) Mangelware.
Die Flasche für dieses Tasting wurde uns vom Hersteller auf unsere Anfrage zur Verfügung gestellt, Bedingungen an den Artikel gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.
Die Story hinter MoCo Kaffeelikör
MoCo stammt aus Pirmasens, einer Stadt in Rheinland-Pfalz, die Wikipedia “bewirbt” mit der Aussage “Pirmasens erlangte wirtschaftliche Blüte als die deutsche Schuhmetropole”. Ja. Nein. Mit knapp 40.000 Einwohnern geht der Punk dort wahrscheinlich höchstens durch statt ab. Und weil die jungen Leute in Pirmases wahrscheinlich nichts zu tun haben, machen sie halt Likör (wir dürfen so reden, wir kommen aus noch viel kleineren Käffern).
Jens Fischer und die Zwillinge Denis und Philipp Hach stellen den MoCo in Handarbeit her, laut ihrer Webseite schon deutlich länger, als sie ihn verkaufen. Nur von einigen Rezept-Anpassungen ist auf der Webseite die Rede – wir nehmen einfach mal an, die Hausmischung war halt deutlich stärker. Kennen wir. Macht aber nix – mit 26 Prozent ist MoCo für einen Likör immer noch ganz okay dabei. Und das, obwohl er doch so niedlich aussieht.
“Ach, das sind Kaffeebohnen? Komm, hör auf! Ach ne, sind’s ja echt.” Der MoCo-Affe (falls es ein Affe ist?!) auf der bereits erwähnten Apothekerflasche, zusammen mit der 50er-Jahre-Süßigkeiten-Optik fällt auf und bricht mit den auf simple Coolness gestylten Flaschen anderer Spirit-Startups. Mit Recht: Das Design passt zum Produkt, Likör ist eben kein Hipster-Getränk wie Gin und keine so übertrieben ernste Angelegenheit wie Whisky. Likör muss aber eben auch kein Alte-Leute-Gesöff sein – deshalb wünschen wir uns mehr Likör-Startups wie MoCo! So, und wie schmeckt der jetzt?
Wie schmeckt MoCo Kaffeelikör?
MoCo ist deutlich heller als andere Kaffeliköre – vom puren angucken und schwenken könnte man ihn für einen sehr dunklen, sehr schweren Cognac halten. Rein von der Optik her würde niemand wirklich einen Kaffeelikör dahinter vermuten. Dafür spricht auch die Konsistenz, er fällt im Vergleich zu anderen Likören etwas dünn aus, trotzdem benetzt er unser Nosingglas so wie er soll und zieht ansehnlichen Beine.
MoCo in der Nase
Vom Geruch dagegen stellt der MoCo sofort klar, dass er aus Kaffee gemacht ist. Wir riechen keinerlei Alkoholnoten und nach einigen Sekunden dringen durch den Kaffee dann die anderen Aromen, die von da ab den Ton angeben: Vollmilchschokolade und Karamell in einer Intensität, dass man meinen könnte, man hätte einen Schokolikör mit leichter Kaffeenote vor sich – dabei riecht er zu keinem Zeitpunkt aufdringlich, eher schüchtern-natürlich, vor allem aber lecker. Wer dieses Geruchserlebnis nachempfinden will, darf den MoCo nicht auf Eis legen – dadurch verliert er jede Menge Geruch.
MoCo im Mund
Im Mund fällt sofort auf, dass der MoCo tatsächlich relativ dünn ist für einen Likör – klar ist er deutlich geschmeider und öliger als ein Brand, im Vergleich zu einem Cremelikör aber wirkt er wässrig. Beim ersten Schluck kommt vor allem Karamell im Mund an, unglaublich leckeres Karamell mit einer kaum wahrnehmbaren gerösteten Bitternote. MoCo wirkt fast schon wie Milchkaffee vom Aroma her, erschlägt einen nicht mit Kaffee-Noten. Im Abgang macht der MoCo nochmal klar, dass er ein waschechter Kaffeelikör ist und die Schokolade wandelt sich hier ein wenig Richtung Vanille.
MoCo Kaffeelikör in Cocktails
MoCo ist weniger pappig als andere Kaffeeliköre und schmeckt und riecht nicht so intensiv nach tiefschwarzem Kaffee. Das und die eher helle Farbe sorgen dafür, dass er in Milch- und Sahnecocktails wie einem White Russian oder dem Falling Rain (Tipp aus dem MoCo-Cocktailbooklet, danke dafür) für einen deutlich milderen Cocktail sorgt, der nicht ganz so intensiv Kaffee-lastig daherkommt (Tipp: Zimtstange im White Russian, macht sich mit MoCo ziemlich gut). Das könnte einige bisherige White Russian-Verweiger ins Bott holen, aber eingefleischten Fans wird etwas fehlen.
Im Black Russian dagegen geht er zusammen mit dem Wodka gut auf, ergibt ein deutlich Wodka-lastigeres und damit gefühlt stärkeres Getränk als andere Kaffeeliköre. Also probieren wir im Test auch mal Sachen aus, die wir uns sonst nicht trauen: Kaffeelikör und Tonic zum Beispiel: Zuerst als Mind Eraser (im Prinzip ein White Russian mit Tonic statt Sahne) – und sind angenehm davon überrascht, wie das Bitter-Aroma, der Kaffee und das Karamell zusammenspielen. Anschließend geht der Versuch mit dem MoCo-Tonic weiter: Tonic Water, MoCo, Limetten. Kaffeelikör und Limetten klingt eigentlich einfach nur eklig – und ist mit intensiveren Kaffeelikören auch eher was zum Kaffeemaschine entkalken. Aber MocO und Limette – das geht. Und zwar so absurd gut, dass wir uns an einen MoCo Sour wagen.
MoCo Kaffeelikör + Zitronensaft + Eiweiß + Zuckersirup. Die Vorstellung, das noch einmal mit Kahlúa trinken zu müssen, treibt uns die Schweißperlen der Angst ins Gesicht. Aber genau hier liegt die Power des MoCo, seine Superkraft: Zitronensäure und Zucker- und Karamellsüße ergänzen sich perfekt, Schokoladen-Noten halten sich in diesem Drink angenehm zurück, der MoCo Sour schmeckt frisch und nach Kaffee, wie Frühstück im Sommer. Und für das Abendessen zum Sonnenuntergang schütten wir uns einen Brave Bull hinterher: Die Kombi aus Tequila und Kaffeelikör funktioniert hervorragend, die kräutrig-herzhafte Agave hebt das Karamell im MoCo hervor, trotzdem spielt in dem Drink Tequila die erste Geige, er ist erdig, ehrlich, geil.
Zu kaufen gibt’s den MoCo aktuell in der Gegend rund um Pirmasens und bei den MoCos selbst. Weil die meisten von euch da aber eher nicht hinkommen, gibt’s den MoCo unter myspirits.eu natürlich auch im Netz.
Fazit: Heller, karamelliger Kaffeelikör, der einigen zu wenig nach Kaffee schmecken wird – genau das macht ihn jedoch zur Geheimwaffe in fruchtigen Cocktail-Rezepten mit Zitrussäften. Wer mit Kaffeelikör schon immer mehr ausprobieren wollte als Sahnepampe, ist bei MoCo absolut richtig.
Daten: 26%, 0,7 Liter, um 16 Euro, aus Deutschland.
Die MoCo-Jungs haben uns auf Nachfrage für diesen Artikel eine Flasche Ihres leckeren Kaffeelikörs geschickt, dafür an dieser Stelle ein dickes Danke. Danach haben sie aber weder eine Gegenleistung verlangt, noch versucht auf den Artikel oder das Tasting Einfluss zu nehmen. Außer man betrachtet unglaublich unkomplizierte und freundliche Zusammenarbeit als Bestechung. Dann sitzt hier aber mal jemand richtig in der Tinte.
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