Berliner Brandstifter Gelagerter Kornbrand und der Brooklin Cocktail

Berliner Brandstifter Gelagerter Kornbrand mit Thomas Henry Coffee Tonic.
Berliner Brandstifter Gelagerter Kornbrand mit Thomas Henry Coffee Tonic.

Berliner Brandstifter kennt man: unaufgeregte Flasche, weißes Etikett, kommt aus Berlin, hat Waldmeister mit drin. Einer der Gins, der schon in den Hype einstieg, als der noch ein winzigkleines Hypeli war. Was aber gar nicht so viele wissen: Angefangen haben die Berliner nicht mit ihrem Gin und auch nicht mit ihrem Berliner Brandstifter Wodka, sondern mit ihrem Korn. Zu einer Zeit, als selbst Gin noch nicht den allerbesten Ruf hatte, brannte Brandstifter-Gründer Vincent Honrodt etwas, dass sich laut der Meinung der Masse nur alte Leute zum Bier in den Hals kippen.

Die Flasche für dieses Tasting wurden uns für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, Bedingungen gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.

Gut, zugegeben: War damals halt praktisch auch so – und da Korn anders als Gin niemals einen richtig ansehnlichen Aufschwung erlebt hat, hat sich das auch nur ein ganz kleines bisschen verändert in den letzten Jahren. Was sich verändert hat: Mehr und mehr Hersteller entdecken, genau wie Berliner Brandstifter vor 10 Jahren, dass man diese Spirituosenkategorie auch ernst nehmen und richtig anspruchsvollen Stoff innerhalb der engen Grenze des Getreidebrands machen kann. Wohl auch deshalb feiern die Berliner ihren runden Geburtstag mit einer ganz speziellen Variante ihres Korns:

Die Story hinter Berliner Brandstifter Gelagerter Kornbrand

Honrodt gründete seine Marke 2009, um dem Urgroßvater nachzueifern. Der hatte Anfang der 1900er mit seinem Selbstgebrannten Familienfeiern und für Firmenfeste auch gerne mal seine Angestellten versorgt. Der Doppelkorn des Hauses ist damit vielleicht das authentischste, weil Startschuss gebende Produkt von Berliner Brandstifter, auch wenn die anderen Brände des Hauses, allen voran der Gin inklusive seiner gelegentlichen Sondereditionen, wohl deutlich absatzstärker sind. Was nicht heißt, dass in den Korn nicht dieselbe Sorgfalt fließt:

Berliner Brandstifter Gelagerter Kornbrand im Old Fashioned.
Berliner Brandstifter Gelagerter Kornbrand im Old Fashioned.

Ausschließlich deutscher Weizen findet den Weg in die Flasche, 15.000 Körner pro Flasche laut offiziellen Angaben. Auf dem Gutshof Alt Kaulsdord mitten in Berlin wird der Kornbrand mehrfach destilliert und siebenfach gefiltert. Dadurch sind wir hier eher auf der milden, nuancierten Seite der Getreidebrände denn bei den Produkten, die ihre Getreideherkunft klar auf die Zunge tragen. Für das anstehende Jubiläum schnappte sich das Berliner Spirituosen-Team nun den Kornbrand und packten ihn für ein ganzes Jahr in ein Ex-Cognac-Fass.

Könnte man jetzt natürlich einfach so rausstellen: “Guckt mal, jetzt mit Nuancen von Cognac, cooles, besonderes Label und so.” Doch wer in Berlin Geburtstag feiert, der feiert nicht nur sich selbst, sondern auch die Stadt, die Lebensart, das Mondäne. Deswegen holte Vincent Honrodt seine Mutter Christiane vor die Kamera und ließ sie vom bekannten Fotografen Anatol Kotte mit dem Gelagerten Kornbrand in Szene setzen. Und hach, diese tolle Frau erstrahlt in derart Dietrichscher Eleganz, dass man gar nicht anders kann, als den Korn Old Fashioned in ihrer Hand nachzumixen, um sich wenigstens ein bisschen so zu fühlen, als wäre man auf derselben Cocktailparty wie sie. Aber vorher wird pur probiert:

Berliner Brandstifter Gelagerter Kornbrand im Manhattan.
Berliner Brandstifter Gelagerter Kornbrand im Manhattan.

So schmeckt der Gelagerte Kornbrand

Ein sehr hellgelber Weißweinton und ein fast schön öliger Schwenk erwarten uns im Glas. Der Duft ist zaghaft-mild: Frisch, mit Noten von Zitronenschalen und roten Beeren, aber sehr leicht. Dahinter zeigen sich Vanille und ein noch sanfterer, blumiger Lavendel-Einschlag. Lässt man ihn eine Weile stehen, gesellen sich noch Holunder und Orangenschalen dazu.

Nase: Zitronenzesten, rote Beeren, Vanille, Lavendel, Holunder, Orange

Mund: Holunder, Birne, Champagner, Trauben, Orangen

im Mund zeigt sich der Kornbrand noch immer sehr mild, aber insgesamt auch deutlich offener. Noten von Holunder, Birne und Champagner springen uns als erstes an, dazu kommen vollreife Trauben und spätestens am Gaumen gesellen sich auch die Orangen wieder dazu. Spannenderweise besitzt er auf der Zunge eine gewisse Ingwer-Schärfe, gleitet aber butterweich die Kehle hinunter.

Der fassgereifte Brandstifter-Korn pur und in Cocktails

Pur eine schöne Sache, die allerdings einen aufmerksamen Gaumen erfordert. Das macht uns zwecks des Einsatzes in Cocktails zugegeben zunächst skeptisch. Gut – der angeteaserte Old Fashioned gelingt glamourös, aber die Kombo aus zwei Tropfen Zuckersirup und zwei Spritzern Angostura Bitters ist auch noch kein richtiger Gegner. Anders sieht es aus im Manhattan, mit einer ordentlichen Portion süßem Wermut. Gut – da kommt er jetzt nicht unbedingt dergestalt durch, dass wir ihn in einer Blindverkostung wiedererkennen würden. Aber: das Gesamtergebnis gefällt. Sehr.

Unserem Paket mit dem Gelagerten Kornbrand lag eine Flasche Thomas Henry Coffee Tonic bei, was uns zunächst zwar etwas stutzen ließ, aber wir haben der Sache einfach mal vertraut. Hier die Überraschung: Spannende Kombination, die zusammen ein merkliches, unerwartetes Frucht-Aroma in die Coldbrew-Korn-Mische spült. Als hätten Craft und Vodka Bull ein leckeres Kind. Wir mixen uns obendrein einen Mister Lang, ein Drink aus dem Waldorf Astoria von Daniel Scherr mit jeder Menge Peychaud’s Bitter, Absinth und einem Barlöffel Zuckersirup – irre intensiv, wie eine sehr kräutrige Variante eines Old Fashioned. Und zum Abschluss mixen wir uns noch eine kornige Variante eines klassischen Brooklyn:

Brooklin

  • 6 cl Gelagerter Kornbrand
  • 2 cl Trockener Wermut
  • 1 cl Amaro Montenegro
  • 1 Teelöffel Maraschino

Alle Zutaten zusammen auf Eis rühren, in einen Tumbler mit frischem Eis abseihen und mit einer Scheibe Pfirsich garnieren. Trinken.

Berliner Brandstifter Gelagerter Kornbrand im Brooklin Cocktail.
Berliner Brandstifter Gelagerter Kornbrand im Brooklin Cocktail.

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Fazit: Ein filigranes Produkt, das man geschmacklich aufmerksam erforschen muss, um alle Qualitäten zu entdecken. Eine liquide Forschungsreise aber, die sich lohnt – und die ihr schnell hinter euch bringen solltet, angesichts der Limitierung auf 1799 Flaschen.

Daten: 40,3 Prozent, um 40 Euro für 0,7 Liter, Deutschland

Die Flasche, die hier zum Einsatz kam, wurde uns für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, dabei wurde aber weder auf eventuelle Artikel noch auf das Tasting Einfluss genommen. Wir danken für die freundliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit. 

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

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