Compagnie des Indes Caraibes Port Cask Finish: Perola-Jubiläumsrum II

Compagnie des Indes Caraibes Port Cask Finish im Rum & Chinato.
Compagnie des Indes Caraibes Port Cask Finish im Rum & Chinato.

In der immerwährenden Diskussion über unverhältnismäßig stark gesüßtem Rum und „trockenen“ Rum ohne zugesetztem Zucker wird gerne mal die bunte Zwischenwelt vergessen: Jene Rums, die sich um authentische Produktqualität bemühen und trotzdem ein paar wenige Gramm Zucker und/oder Karamell (und nichts, aber auch gar nichts sonst) mit in die Flasche geben.

Der Autor hat bis 2019 bei Perola gearbeitet, die Flasche für dieses Tasting wurde zur Verfügung gestellt. Bedingungen an eine eventuelle Veröffentlichung gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.

Ein Produzent, der das recht erfolgreich betreibt ist das französische Unternehmen Compagnie des Indes – und das, obwohl Chef Florent Beuchet sich sonst mit großer Leidenschaft zur Fraktion der überzeugten Genießer absolut unverfälschter Rums zählt. Zum zehnjährigen Jubiläum des deutschen Vertriebs Perola (mehr Infos dazu im Artikel zum ersten Jubiläumsrum) hat er allerdings ein eher ausgefallenes Fässchen abgefüllt.

Die Story hinter Compagnie des Indes

„Produzent“ war zugegeben etwas falsch ausgedrückt: Compagnie des Indes – kurz CDI – ist ein unabhängiger Abfüller. Statt selbst Rum zu brennen, kauft man Rum in allen Teilen der Welt ein und verkauft ihn dann unter eigener Flagge. Bei CDI setzt man hierbei vor allem auf Einzelfassabfüllungen – einzelne Fässer, aus denen meist nur wenige Hundert Flaschen abgefüllt werde. Mal auf Trinkstärke herabgesetzt, mal mit Fassstärke-Alkohol. Weil diese Single Casks oft eher kostspielig und teils extrem speziell sind, setzt Florent auch auf einige alltagstaugliche, einsteigerfreundliche Blends. Einer davon ist der Compagnie des Indes Caraibes – mild, fruchtig, spannend aber unkompliziert. Genau richtig also für Rum-Einsteiger, die weg von likörartigen Süßrums wollen, aber denen ein estriger Jamaikaner mit 59,8% wahrscheinlich für Stunden die Schleimhäute betäubt.

Compagnie des Indes Caraibes Port Cask im Kennedy Manhattan.
Compagnie des Indes Caraibes Port Cask im Kennedy Manhattan.

Den Basis-Caraibes mit drei- bis fünfjährigem Rum aus Trinidad, Guyana und Barbados ließ CDI nun für acht Monate in einem Ex-Portweinfass ruhen. In der Scotch-Welt durchaus üblich, beim Rum hat das noch eher Seltenheitswert und wird, wenn dann oft auch für deutlicher süßere Rums als den Caraibes mit seinen etwa 15g Zucker pro Liter eingesetzt. Dabei sollte man meinen, dass die nussig-fruchtigen Noten eines Port perfekt zu Rum passen und diese Fässer deswegen öfter zum Einsatz kommen sollten. Schmecken wir einfach mal rein:

So schmeckt der Compagnie des Indes Caraibes Port Cask Finish

Der Rum schwenkt sich leichtfüßig, zieht dafür aber ansehnliche Nasen an der Glaswand. Die Farbe erinnert an tiefroten Bernstein, das Port-Fass hinterlässt hier klare Spuren. In der Nase ist das nicht anders: Enorm fruchtig und leicht duftet der Caraibes Port Cask Finish, Pflaumen, etwas Kirsche und ein Hauch Zimt machen sich bemerkbar. Ein wenig Vanille und Hefe ziehen nach.

Nase: Pflaumen, Kirsche, Zimt, Vanille, Hefe

Mund: Pflaume, Vanille, Kirsche, Champagner, Karamell, Melasse, Malz

Auf der Zunge kommt er butterweich, aber zunächst etwas zurückhaltend an. Wieder sind da Pflaume und Vanille, Kirsche und ein leicht  spritziger Anklang von Champagner, dazu eine nicht überbordende Karamellsüße. Im Abgang dann Melasse und etwas leicht malziges. Spannende Beobachtung: Obwohl er aromatisch eher durch Breite als durch Power besticht, hallt er angenehm lange nach.

Der CDI Caraibes Port Cask pur und in Cocktails

Der Caraibes zählt zusammen mit dem Latino zu den Einsteiger-Rums von Compagnie des Indes und der Autor dieser Zeilen war und ist bisher eher ein Fan des Latino – der bringt etwas mehr Frucht und mehr Substanz. Bei vielen CDI-Fans wird das übrigens exakt umgekehrt wahrgenommen. Aber so oder so: Dieses Port Cask Finish holt aus dem Caraibes irre viel raus, die warme Frucht, die ihm der Portwein mitgibt, steht ihm schon pur ausgezeichnet. Selbstverständlich haben wir uns aber auch an den Rührlöffeln und Shakern ausgetobt.

Der Rum & Port mit dem Compagnie des Indes Caraibes Port Cask Finish war schon gut - die Chinato-Variante noch einen Ticken besser.
Der Rum & Port mit dem Compagnie des Indes Caraibes Port Cask Finish war schon gut – die Chinato-Variante noch einen Ticken besser.

Das Naheliegendste zuerst: ein Rum & Port. Normalerweise wird dieser Drink etwa Halb / Halb auf Eis gerührt, wir lassen uns aber zu einer Mischung mit drei Teilen Rum und einem Teil Ruby Port hinreißen. Das Ergebnis ist leichter als ein klassischer Rum & Port, dafür sehr beschwingt und mit den Qualitäten eines sehr wohligen Old Fashioneds. Noch besser: Wir mixen denselben Drink ein zweites Mal nur mit Chinato Vermouth von Mancino – die angenehme Bitternote macht das Ding deutlich komplexer, ohne dass es seine Crowdpleaser-Qualitäten verliert.

Ein Kennedy Manhattan schmeckt dann eher ungewöhnlich, aber trotzdem sehr angenehm. Hier werden wir beizeiten nochmal mit den Bitters spielen, die Kombi mit Boker`s Bitters aus dem Original-Drink scheint für diesen Rum nicht ganz passend. Für eine eigene Cocktail-Kreation haben wir uns kreativ bei einem Bourbon-Drink von Flo aus dem Perola-Team bedient:

Balthasar in Trinidad

  • 6 cl Rum
  • 2,5 cl Frangelico
  • 2 cl Limettensaft
  • 1 cl Zuckersirup

Alle Zutaten zusammen auf Eis shaken, in einen Tumbler mit frischem Eis abseihen und mit einem geflämmten, hausgemachten Ahornsirup-Marshmallow garnieren. Trinken.

Gute Drinks, flambierte hausgemachte Marshmallows und hässliche Hemden: Willkommen auf Cocktailbart.de.
Gute Drinks, flambierte hausgemachte Marshmallows und hässliche Hemden: Willkommen auf Cocktailbart.de.

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Fazit: Der Compagnie des Indes Caraibes Port Cask Finish schafft es, nicht einfach nur den Ausgangsrum etwas aufzuporten, sondern durch die Nachreifung ein sehr eigenständiges, spannendes Produkt zu erschaffen. Wenn ihr eine der nur 325 abgefüllten Flaschen haben wollt, solltet ihr euch allerdings ranhalten.

Daten: Trinidad, Guyana, Barbados, Frankreich, um 40 Euro, 0,7 Liter, 40%

Disclaimer: Der Autor dieser Zeilen arbeitete bis vor etwas weniger als einem Jahr beim deutschen Vertrieb dieses Rums und fühlt sich dem Unternehmen und dem grandiosen Team noch immer tief verbunden – trotzdem versuche ich natürlich, das Produkt objektiv zu bewerten. Der Rum wurde zur Verfügung gestellt, darüber hinaus ist aber weder eine anderweitige Vergütung geflossen, noch wurde ich beeinflusst.

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

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