Timorous Beastie: der Blended Highland Whisky in Cocktails

Timorous Beastie Blended Highland Scotch im Catfish Cocktail.
Timorous Beastie Blended Highland Scotch im Catfish Cocktail.

Eine tiefschwarze Flasche, grauweiße Schrift, das verheißungsvolle Versprechen großartigen Highland Malts und der klangvolle Name “Timorous Beastie” auf der Flasche. Den muss man mit schottischem Akzent auszusprechen versuchen, um seine wahre, kantige Schönheit zu erahnen. Tja, und dann prangen auf der Flasche halt auch noch zwei Sachen, die dem uninformierten Whisky-Freund erstmal die linke Augenbraue hochgehen lassen: das Wort “Blended” und eine superputzige Maus.

Die Flasche für dieses Tasting wurde uns von der Conalco Spirituosen UG zur Verfügung gestellt. Bedingungen gab es nicht, ausgenommen der transparenten Nennung des Unternehmens im Fall einer Veröffentlichung. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.  

Zugegeben: Am Anfang unserer Homebar-Karriere waren auch wir von dieser allumfassenden Anfänger-Arroganz durchdrungen und hielten uns von Blends großteilig fern. Doof nur, dass einem mit steigender Erfahrung klar wird, dass ein Blended Malt zwar nur selten in die Komplexitäts-Regionen vieler Einzelfassabfüllungen vordringt, aber deswegen qualitativ nicht schlechter sein muss. Und, dass es einige, richtige gute Blends gibt. Und die superputzige Maus? Die ist schottischer als alle Highland-Malts in der Flasche zusammen – und auf jeden Fall schottischer als du!

Die Story hinter Timorous Beastie

Das Mäuslein und der Name entstammen dem Gedicht “To a mouse” des schottischen Nationaldichters Robert Burns. Den Namen habt ihr wahrscheinlich schon mal gehört, wenn ihr euch ein wenig mit schottischem Whisky auseinandergesetzt habt. Die Schotten huldigen ihm jährlich am 25.01. zu seinem Geburtstag mit dem Burns Supper oder der Burns Night bei ausschweifendem Essen, rezitierten Gedichten und ganz viel Whisky. Und in einem von Burns’ Gedichten geht es eben um jenes ängstliche Mäuslein, das “Timorous Beastie”.

Timorous Beastie Blended Highland Scotch im Old Fashioned Cocktail.
Timorous Beastie Blended Highland Scotch im Old Fashioned Cocktail.

 

Kommen wir zu dem, was sich in der Flasche befindet: Abgefüllt wird die von Douglas Laing, einem Unternehmen, das selbst keinen Whisky brennt, aber ihn im großen Stil abfüllt und verblendet. Der Beastie gehört zu einer Reihe von Whiskys, in denen jeweils Destillate einer einzigen schottischen Region verblendet sind, auch Scallywag, Big Peat oder Rock Oyster stehen stellvertretend für ihre Heimatregionen. Timorous Beastie nun ist die Highland-Variante, hier sind laut Rücken-Etikett etwa Destillate der Brennereien Blair Athol, Dalmore, Glen Garioch und Glengoyne verblendet. Muss euch zugegeben nicht viel sagen, als Whisky-Einsteiger.  Viel interessanter ist ja eh, wie er schmeckt:

So schmeckt das Timorous Beastie

Im Glas liegt er mit der Farbe von sehr hellem Stroh – ein Hinweis darauf, dass die verwendeten Destillate eventuell nicht besonders alt sind, aber auch ein Hinweis darauf, dass der Blend nicht gefärbt ist (und übrigens auch nicht kühlgefiltert). Der Duft: fruchtig und frisch, Birnen und Aprikosen, ein paar würzige Anklänge, die fast in Richtung Olive gehen könnten, aber schnell wieder verschwinden. Dahinter kommen Waldhonig und ein paar Zitrus-Noten.

Nase: Birnen, Aprikosen, Olive, Waldhonig, Zitrus

Zunge: Getrocknete Aprikosen, Honig, Holunder, Malzbonbon, Zitrus, grüne Äpfel, Eukalyptus

Der Geschmack hat eine feine Balance aus Süße und sanftbitteren Aromen, was wunderbar zu der spannenden Komposition aus getrockneten Aprikosen, Honig, floralen Holundernoten und etwas Malzbonbon passt. Am Gaumen kommen wieder die Zitrusnoten zutage, flankiert von grünen Äpfeln. Der Nachklang erinnert fast ein wenig an Eukalyptus, bleibt frisch. Das Mundgefühl ist vergleichsweise unaufgeregt, alkoholische Noten hatten wir keine.

Timorous Beastie Blended Highland Scotch im Whisky Soda.
Timorous Beastie Blended Highland Scotch im Whisky Soda.

 

Der Blended Highland Malt pur und in Cocktails

Das Beastie ist in der Nase zunächst wirklich etwas “Timorous”, sprich furchtsam, taut am Gaumen aber schnell auf. Hier wird er breiter und komplexer, spannender. Freilich: Kanten und Komplexität geraten etwas in den Hintergrund, dafür ist dieser Whisky top für Einsteiger und als Basis für Scotchtails, in denen die olfaktorische Komponente am Ende eine gar nicht mehr so große Rolle spielt. So funktioniert der Blended Malt etwa hervorragend in einem Old Fashioned, aber auch in einem Rob Roy, einer Manhattan-Variante mit Scotch Whisky.

Unter den Cocktail-Klassikern ist es am Ende der Whisky Soda, der uns besonders gut gefällt – optisch fällt der allerdings ein wenig ab. Selbst bei einer 2:1 Mischung Soda vs. Whisky (unsere Empfehlung) gerät das Endergebnis extrem transparent. Das Teil sieht eher aus wie ein Wodka Soda. Aber: lecker. Natürlich haben wir uns auch an eigene Drinks gewagt. Einen eher abgefahrenen und einen als Twist auf den Penicillin – hier kommen klassisch rauchiger und nicht-rauchiger Malt ins Glas, dabei geht der Beastie aber unter. Entsprechend mixen wir ihn ohne Peated Malt, dafür mit externem Rauch:

Timorous Beastie Blended Highland Scotch im Placebo, unserem Twist auf den Penicillin Cocktail.
Timorous Beastie Blended Highland Scotch im Placebo, unserem Twist auf den Penicillin Cocktail.

 

Placebo

  • 6 cl Timorous Beastie
  • 2 cl Runny Honey
  • 3 cl Zitronensaft
  • 1 cl Ingwerlikör

Alle Zutaten zusammen auf Eis shaken, in einen Tumbler mit frischem Eis abseihen, mit Zitronenzeste garnieren und unter der Glaskuppel mit Buchenholz räuchern. Trinken.

Catfish

Alle Zutaten zusammen auf Eis rühren und in eine gefrorene Coupette abseihen. Mit einem Fisch-Origami mit Katzendruck dekorieren. Trinken.

Timorous Beastie Blended Highland Scotch im Catfish, einem Whisky-Twist des Kennedy Manhattan.
Timorous Beastie Blended Highland Scotch im Catfish, einem Whisky-Twist des Kennedy Manhattan.

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Fazit: Toller Einsteiger-Malt, der zwar “Blended” ist, aber sich mit diversen Single Malts der Preisklasse messen kann, auch ohne Altersangabe. Dass er in der Nase im Vergleich zum Gaumen eher flach ausfällt, machte spätestens in den damit gemixten sehr gelungenen Scotchtails keinen Unterschied mehr.

Daten: 46,8 Prozent, um 36 Euro für 0,7 Liter, Schottland

Conalco hat uns eine Flasche des Produkts zur Verfügung gestellt, aber weder auf eventuelle Artikel noch auf das Tasting Einfluss genommen. Wir danken für die ausnehmend freundliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit. 

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

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