Plantation Rum Single Casks 2020: Barrel Swap Edition

Wir verkosten 5 der Plantation Single Casks 2020.
Wir verkosten 5 der Plantation Single Casks 2020.

Die Proben für dieses Tasting wurde uns vom Deutschen Vertrieb Ferrand Deutschland für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, Bedingungen an einen eventuellen Artikel gab es nicht.

Wer irgendwann schon mal eines unserer Plantation Rum-Tastings gelesen hat, weiß wofür die Rum-Tochter des französischen Cognac-Giganten Ferrand steht: guten, zugänglichen Rum, der zum einen den Charakter seines Ursprungslandes in sich trägt, zum anderen aber in den unzähligen Cognac-Fässern und Kellern des Hauses veredelt wurde. Freilich darf man drüber streiten, ob die meist herausragenden Basis-Rums dieses Cognac Cask Finish und die meist ebenfalls hinzugefügte Dosage in Form von Zucker (meistens deutlich weniger als 20 Gramm pro Liter) jetzt wirklich “brauchen”. Worüber man nicht streiten kann: Plantation bietet eine irre große Range aus hochwertigen und zugänglichen Einsteiger-Rums und ausgefallenen Produkten für fortgeschrittene Connaisseurs. Zu Letzteren zählen die Rums der Barrel Swap Program der Plantation Single Casks 2020.

Worum geht’s bei diesen speziellen Single Casks?

Single Casks stammen auch bei Plantation Rum natürlich immer ausschließlich aus einem Fass, das heißt, es findet innerhalb einer abgefüllten Flasche kein Vermählen mit anderen Rums aus anderen Fässern statt. Das ist nicht zu verwechseln mit einem Blend, bei dem Rums mehrerer Destillen vereint werden – das wäre eigentlich ein ganz normaler Prozess, der bei jedem Rum stattfindet, der eben nicht das Prädikat “Single Cask” trägt. Dass es bei Plantation allerdings immer erstaunlich viele Flaschen dieser Single Cask-Varianten gibt, liegt schlicht und ergreifend daran, dass Plantation immer mehrere Einzelfässer besonderer Varianten abfüllt. Dadurch kann es vorkommen, dass zwei Flaschen des “gleichen” Single Casks Rums sehr unterschiedlich schmecken (unterscheiden könnt ihr sie an der Fass-Nummer auf dem Etikett) – das ist der Reiz des Single Casks.

Im Fall des Barrel Swap Programs bedeutet es aber vor allem, dass mehr als nur wenige Hundert Flaschen einiger sehr abgefahrener Rums auf dem Markt landen und wir uns (erstmal) nicht mit Geldbündeln in den Boxhandschuhen auf ebay um einige wenige Flaschen prügeln müssen (ranhalten sollte man sich trotzdem). Für das Barrel Swap Program besorgt Ferrand-Chef Alexandre Gabriel auf seinen Reisen bei befreundeten Spirituosen-Produzenten abgefahrene Fässer im Tausch gegen besondere Plantation-Fässer. So kann Plantation ausgefallene Finishing-Experimente angehen und ermöglicht gleichzeitig Mezcal-, Wein- und Aquavit-Produzenten, ihre Produkte in mit Rum-Power vollgesogenen Plantation Casks nachzureifen.

Wir durften einige der ausgefallenen Finishing-Experimente probieren – und haben dabei einige spannende Highlights entdeckt:

Plantation Jamaica 1996 Rye Cask Finish im Tasting.
Plantation Jamaica 1996 Rye Cask Finish im Tasting.

Jamaica 1996 Rye Cask Finish

Der Rum, der uns von den fünf Samples am nachhaltigsten begeistert. Als hätte jemand entschieden, einen Split Base Old Fashioned mit Rye Whiskey und Jamaica Rum zu mixen, diesen Cocktail dann nochmal zu destillieren und ihn dann nochmal im Cognac-Fass nachreifen zu lassen. Der Long Pond Jamaica Rum aus der John Dore Double Retort Pot Still darf 21 Jahre in Ex-Bourbon Casks reifen (und das im heißen Klima Jamaicas) und reift dann weitere 2 Jahre im Cognac- und ein halbes im Rye Whiskey-Fass. Dieses halbe Jahr reicht scheinbar, um dem esterlastigen Jamaikaner mit seinen Noten von vergorenem Obst, irre viel Banane und Pecan-Nuss-Karamell noch einen würzigen Rye-Stempel aufzudrücken mit viel Würze, Vanille und Roggen. Die gerade mal 2 Gramm Zucker pro Liter lassen dem Rum allen Raum für Authentizität. Ein geiles Zeug und eine Inspiration für uns, auch mal die Whiskeys der New York Distilling Company auszuprobieren, die die Rye-Fässer für den Jamaica 1996 Rye Cask Finish zur Verfügung stellte.

Plantation Fiji Islands 2009 Kilchoman Peated Whisky Cask Finish im Tasting.
Plantation Fiji Islands 2009 Kilchoman Peated Whisky Cask Finish im Tasting.

Fiji Islands 2009 Kilchoman Peated Whisky Cask Finish

Ebenfalls mit für Ferrand-Verhältnisse wenig Zucker kommt dieser Fiji Rum aus, er bringt auch gerade mal 2 Gramm pro Liter auf die Waage. Nach einer Destillation auf Triple Column Still und Pot Still reift er 8,5 Jahre in Ex-Bourbon Barrels auf Fiji, bevor er in Frankreich 2 Jahre in Cognac-Fässern reift und 6 Monate in den Fässern der Kilchoman Distillery verweilt. Diese schottische Whisky Distillery brennt peated, sprich: rauchigen Whisky. Länger hätte als das halbe Jahr hätte der Rum dann – zumindest für uns – auch nicht drinbleiben dürfen. Der Torfrauch überlagert in Nase und auf der Zunge zunächst alles, der Rum schmeckt sehr medizinisch, kräftig, torfig. In einer Blindverkostung hätten wir auf jeden Fall auf einen Islay Whisky getippt. Falls der Basis-Rum mit dem wahnsinnig schönen, esterlastigen “normalen” Fiji Islands von Plantation zu vergleichen ist, schmecken zumindest wir das nicht heraus. Der Fiji Islands 2009 Kilchoman Peated Whisky Cask Finish ist damit derjenige der fünf verkosteten Rums, der uns am wenigsten gefällt. Zumindest als Rum. Als rauchiger Whisky wäre das ein richtig schönes Destillat.

Plantation Barbados 6 Years Calvados Cask Finish im Tasting.
Plantation Barbados 6 Years Calvados Cask Finish im Tasting.

Barbados 6 Years Calvados Cask Finish

Ein Rum aus der West Indies Distillery, die selbst zum Haus Ferrand Cognac gehört. Der Column Still Rum wird 4 Jahre in Ex-Bourbon Casks gelagert, 1 Jahre in Ex-Ferrand Cognac-Fässern und 1 Jahr in Ex-Calvados Casks. Eine spannende Kombo, die Plantation mit 10 Gramm Zucker pro Liter süßt. Auch, wenn er dadurch nicht im Mindesten zuckrig wird, glauben wir nicht, dass der Rum den Zucker gebraucht hätte. Angenehme Noten von Karamell, Bienenwachs und Vanille werden in der Nase von weißfleischigem Obst und im Mund von einer ernsten, aber angenehmen Calvados-Note untermalt. Im Nachklang meinen wir tatsächlich, Apfelschalen zu schmecken.

Plantation Panama 6 Years Marsala Cask Finish im Tasting.
Plantation Panama 6 Years Marsala Cask Finish im Tasting.

Panama 6 Years Marsala Cask Finish

Marsala ist ein sizilianischer Dessertwein und wir müssen zugeben: ein solches Cask Finish hatten wir noch nie. Den zugehörigen Wein zwar schon, trotzdem ist es nicht ganz so leicht, die Noten des Finishes auszumachen. Nach 3,5 Jahren in Ex-Bourbon Casks, 1 Jahr in Ex-Ferrand-Fässern und schließlich 1,5 Jahren in den genannten Marsala Casks hat dieser Panama Rum aus der Alcoholes del Istmo S.A einen fast schon jamaikanischen Anklang. Ester-Noten mit etwas Klebstoff in der Nase und viel vergorener Banane auf der Zunge hätten uns im Blind Tasting immer in Richtung eines Jamaica Rums gelenkt. Trotz der 16 Gramm Zucker pro Liter wirkt er “nur” natürlich süß. Nelken und Karamell ergänzen den Panama 6 Years Marsala Cask Finish geschmacklich wunderbar und wir hätten gerne einen Schluck mehr davon, um uns damit einen exotischen Old Fashioned zu mixen.

Plantation Guyana 2008 Pineau de Charentes Cask Finish im Tasting.
Plantation Guyana 2008 Pineau de Charentes Cask Finish im Tasting.

Guyana 2008 Pineau de Charentes Cask Finish

Pineau de Charentes ist ein ziemlicher schmackhafter Traubenmost-Cognac-Aperitif mit meist sehr angenehmen Süße-Säure-Spiel. Dieser Guyana 2008 Rum stammt aus der (rum-)weltberühmten Port Mourant Still, die nach der Schließung der gleichnamigen Distillery zuerst in den Besitz von Uitvlugt und später in den Besitz der letzten Destillerie Guyanas, der Diamond Distillers wechselte, wo auch dieser Rum gebrannt wurde. In der Nase haben wir sofort diesen süßlichen Aperitif-Duft mit vielen Frucht- und Wein-Noten. Das zugehörige Fass muss recht kraftvoll gewesen sein, da der Rum hier nur ein 1 Jahr verbracht hat, nach 9,5 Jahren im Ex-Bourbon Cask und 1,5 Jahren im Ex-Cognac-Fass. Der komplexe Rum verbindet auf der Zunge die Eindrücke des esterlastigen Demerara-Rums mit viel Traubenpower, die an einen milden Grappa denken lässt. Die 14 Gramm Zucker pro Liter hat er bei dieser spannenden Trauben-Kante wahrscheinlich wirklich gebraucht, dafür ist das Ding nach dem Jamaica 1996 Rye Cask Finish auch unser zweites absolutes Highlight in dieser Verkostung.

Viele der Single Casks 2020 und diverse weitere Plantation Rums findet ihr zum Beispiel bei Perola-shop.de. 

Zuletzt überarbeitet am

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Johann

Cocktailbarts Archmage of Content bei Nacht, Familienvater & Texter bei Tag. Lieblings-Drink Martini, Lieblings-Spirituose trotzdem Rum. Wohnt in Franken, kommt aus der Oberpfalz (ist beides in Bayern, tschuldigung). Typischer Satz: "Meinste das wär geiler, wenn man Olivenlake reintut?"

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